Gedanken zum Michaelstag am 29. September
Ein amerikanischer Missionar erzählt folgende Geschichte: Er lag einst im Streit mit einem afrikanischen Häuptling. Der sammelte nachts seine Krieger, um das Haus des Missionars anzuzünden und ihn mitsamt seiner Familie umzubringen. Der weiße Mann verschloss die Türen und betete die ganze Nacht hindurch um Gottes Beistand. Als der Morgen graute, zogen die Krieger ab. Später wandte sich der Häuptling dem Evangelium zu und ließ sich taufen. Da fragte ihn der Amerikaner, warum er damals mit seinen Leuten nicht angegriffen habe. Der Schwarze starrte ihn fassungslos an und erwiderte: „Euer Haus war umgeben von vielen Männern in hellen Gewändern und Schwertern in den Händen!“ Der Weiße wunderte sich, grübelte lange nach und da begriff er: Es waren die Engel Gottes!
Wenn Sie das Wort „Engel“ hören, steigen vor Ihrem inneren Auge bestimmt ganz unterschiedliche Bilder auf. Sie denken an die Weihnachtsengel auf dem Tannenbaum, an die Schutzengel der Kinder, an die gelben Engel vom Pannendienst, vielleicht auch an eine besonders liebenswürdige Frau. Was aber steckt letztlich dahinter? Die Sehnsucht nach Stärke, Wärme und Geborgenheit, also alles nur ein schöner Traum? Sind wir doch nur auf uns selbst angewiesen? Waren die Engel um des Missionars Haus nur eine Ausgeburt der Angst vor Strafe, des schlechten Gewissens der Afrikaner?
Die Bibel erzählt nur sehr zurückhaltend von den Engeln. Gott sendet sie, um seinen Willen zu tun, um Botschaften auszurichten. Über ihre Gestalt erfahren wir nichts. Erst in der Volksfrömmigkeit entfaltete sich der Engelskult wie auch die Furcht vor dem Teufel.
Der Gedenktag der Engel am 29. September erinnert uns daran, dass Gott die Zügel in Händen hält, dass er immer wieder auf ganz unterschiedliche, geheimnisvolle Weise eingreifen kann. Er möchte uns in seine Boten, seine Engel verwandeln, auch wenn uns keine Flügel wachsen und kein goldblondes Haar unsere Schläfen ziert. Wir dürfen Gottes Liebe, das Licht des Evangeliums ein wenig weitertragen. Sorge, Schmerz und Zweifel bleiben uns nicht erspart genauso wenig wie den Propheten, Aposteln und Jesus selbst, aber wir wissen, wohin die Reise geht, dass Gott sich durchsetzen wird und er sagt Ja zu jedem von uns.
Weitere Sonntagsgedanken
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
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