Handwerk in Mittelfranken: Großteil der Betriebe spürt Auswirkungen der Pandemie

Kurzbericht der Handwerkskammer zur wirtschaftlichen Lage des Handwerks in Mittelfranken

Der Start in den Frühling wurde dem mittelfränkischen Handwerk – wie auch der weltweiten Wirtschaft – gehörig verdorben. In einem bislang nicht für möglich gehaltenen Ausmaß hat der als Coronavirus bezeichnete Erreger SARS-CoV-2 gewissermaßen die Welt auf den Kopf gestellt. Die zuerst im chinesischen Wuhan im Dezember 2019 festgestellte Infektion hat sich innerhalb weniger Wochen weltweit verbreitet und bereits jetzt zu katastrophalen ökonomischen und sozialen Einschnitten geführt. Unter den angeordneten Kontaktbeschränkungen und Schließungen litten mit Blick auf das Handwerk vor allem die verbrauchsnahen Dienstleister, Gesundheits- und Lebensmittelhandwerke, sowie Kfz-Werkstätten. Oft bleiben die Kunden aus Verunsicherung oder Vorsicht fern. Der damit einhergehende Konsumeinbruch spiegelt sich in der gegenwärtigen Situation des mittelfränkischen Handwerks wider. Einzig die Bau- und Ausbauhandwerke konnten u.a. durch das gute Auftragspolster ihre Tätigkeit noch mehr oder weniger störungsfrei fortsetzen.

Datenlage

Einen ersten Trend, was die Auswirkungen durch die Corona-Pandemie im mittelfränkischen Handwerk anbelangt, zeigen die Daten der Konjunkturbefragung der Handwerkskammer zum Ende des ersten Quartals 2020. Da die Befragung im Zeitraum von Ende Februar bis Ende März 2020 erfolgte und eine getrennte Betrachtung der Ergebnisse des Zeitraums vor der unmittelbaren Betroffenheit des Handwerks und währenddessen nicht möglich war, ließen die Ergebnisse jedoch allenfalls eine erste Einschätzung erkennen und gaben damit keinesfalls den aktuellen Umfang der Pandemie-Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation im ersten Quartal wieder. Aus diesem Grund wurde der Konjunkturbericht für das erste Quartal 2020 nicht veröffentlicht.

Geschäftslage

Die bis zum Beginn der Corona-Pandemie positiven wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (niedriges Zinsniveau, gute Konsumneigung, niedrige Inflation, starke Baunachfrage) spielen keine Rolle mehr. Dies zeigt sich im Stimmungsbild der Betriebe. So werden die aktuelle Geschäftslage wie auch die Zukunftsaussichten durchgehend über alle Gewerke schlechter beurteilt. Weniger als ein Drittel der befragten Betriebe (31,7 Prozent, Vorquartal: 48,3 Prozent, Vorjahr: 63,9 Prozent) befinden sich demnach in einer guten wirtschaftlichen Situation. 38 Prozent (Vorquartal: 36,2 Prozent, Vorjahr: 31,3 Prozent) sehen ihre Situation als befriedigend an und 30,3 Prozent (Vorquartal: 15,5 Prozent, Vorjahr: 4,8 Prozent) geht es schlecht. Auch die geäußerten Erwartungen hinsichtlich der zukünftigen Geschäftslage spiegeln die gedämpfte Stimmung wider: Nur noch 17,1 Prozent erwarten zukünftig eine bessere Geschäftslage.

Der Blick auf die einzelnen Handwerksgruppen zeigt im Wesentlichen die doch recht heterogenen Auswirkungen der Corona-Pandemie. Das Bauhauptgewerbe hat zunächst die besten Voraussetzungen: So sind 90 Prozent (Vorquartal: 93,5 Prozent, Vorjahr: 93,5 Prozent) der Betriebe des Bauhandwerks mindestens zufrieden. Getragen durch das gute Konsumklima und die starke Bautätigkeit im Jahr 2019 sind auch bei den Betrieben des Ausbauhandwerks 76,9 Prozent (Vorquartal: 88,4 Prozent; Vorjahr: 98,9 Prozent) mit der derzeitigen Geschäftslage mindestens zufrieden.

Die Handwerke für den gewerblichen Bedarf werden nicht nur durch die Corona-Pandemie stark beeinflusst. Die Schwäche der deutschen Exportindustrie und der Wandel in der Automobilindustrie hat den Bereich der handwerklichen Zulieferer bereits vorher getroffen. Durch den flächendeckenden Stopp in der Automobilherstellung sehen nur noch 60,5 Prozent (Vorquartal: 80,7 Prozent, Vorjahr: 94,4 Prozent) der Betriebe des gewerblichen Bedarfs ihre wirtschaftliche Lage als gut oder zufriedenstellend. Vermutlich wird sich die Situation durch die Rezession und die damit einhergehende sinkende Nachfrage nach Investitionsgütern nicht so schnell verbessern.

Das Kraftfahrzeughandwerk spürt – wenn auch die Kraftfahrzeugwerkstätten in der Pandemie als „systemrelevant“ galten und Reparaturen weiterhin ausgeführt werden durften,– bereits deutliche Auswirkungen. Die coronabedingten Auswirkungen betrafen sowohl die Kfz-Werkstätten als auch die Händler mit angeschlossenen Werkstätten. Durch geschlossene Autohäuser und Zulassungsstellen verkauften Kfz-Betriebe fast keine Fahrzeuge mehr. Die Corona-Pandemie sorgte auch in den Kfz-Werkstätten durch Kurzarbeit, eingeschränkte Arbeitsabläufe sowie durch Engpässe bei der Ersatzteilbeschaffung für spürbare Umsatzeinbußen. Nur noch 9,1 Prozent der befragten Betriebe bewerten die derzeitige Geschäftslage als gut. 63,6 Prozent (Vorquartal: 79,5 Prozent, Vorjahr: 95,8 Prozent) der Kfz-Handwerker bewerten ihr Geschäftsklima noch mit mindestens befriedigend.

Das Lebensmittelhandwerk ist ebenfalls von der Corona-Pandemie betroffen, wobei sich derzeit ein recht heterogenes Bild darstellt. Metzgereien, Bäckereien und Konditoren durften aufgrund der Systemrelevanz weiterhin geöffnet bleiben. Manche Betriebe konnten ihre Umsatzeinbußen durch die Schließung der Café-Bereiche bzw. Sitzmöglichkeiten bei Heißen Theken sowie den Wegfall von Catering durch das Ladengeschäft kompensieren. Bei anderen Betrieben war jedoch ein wesentlicher Teil der Verkaufskanäle weggebrochen. Insgesamt sind die Folgen derzeit noch nicht absehbar. Auch die Verunsicherung der Konsumenten spiegelt sich in der gegenwärtigen Geschäftslage wider. 23,8 Prozent (Vorquartal: 46,7 Prozent, Vorjahr: 53,8 Prozent) der Lebensmittelhandwerke bewerten ihre derzeitige Geschäftslage als gut. 38,1 Prozent (Vorquartal: 20,0 Prozent, Vorjahr: 7,7 Prozent) der befragten Betriebe befinden sich derzeit in einer schlechten Geschäftslage. Als mindestens befriedigend geben 61,9 Prozent (Vorquartal: 80 Prozent, Vorjahr: 92,3 Prozent) der Betriebe ihre derzeitige Lage an.

Im Bereich Gesundheit und persönliche Dienstleistungen sind deutliche Auswirkungen durch die Corona-Pandemie zu verzeichnen. Mitte März waren viele Handwerker in dieser Gewerbegruppe von den Schließungen betroffen, die Umsätze brachen weg. Die derzeit geltenden Hygieneauflage sowie die Verunsicherung der Kunden stellen das Handwerk zusätzlich vor eine Herausforderung. Demnach schätzen lediglich 13,8 Prozent der befragten Betriebe (Vorquartal: 27,2 Prozent, Vorjahr: 43,9 Prozent) ihr derzeitige Geschäftslage als gut ein. Insgesamt beurteilen 51,8 Prozent ihre Situation als mindestens befriedigend (Vorquartal 72,7 Prozent, Vorjahr 90,2 Prozent).

Doch selbst in der Phase des Shutdowns, in der weite Teile der Wirtschaft stillgelegt wurden, nahm der bereits vor der Pandemie herrschende Fachkräftemangel im Handwerk nicht ab. Laut Schätzungen des ZDH fehlen dem Handwerk derzeit deutschlandweit 250.000 Fachkräfte. Sollte die Wirtschaft im Herbst wieder Fahrt aufnehmen und neben aufgeschobenen Aufträgen auch neue Arbeitspakete anfallen, werden Fachkräfte im Handwerk auch in Mittelfranken sogar noch dringender benötigt. Umso wichtiger ist es, die Ausbildungsbereitschaft im Handwerk zu stärken und ausbildungswillige Betriebe zu unterstützen. Dafür laufen Nachwuchskampagnen auf regionaler, bayernweiter und nationaler Ebene. Der Bund stellt für Betriebe eine Ausbildungsprämie im Rahmen des Konjunkturpakets zur Verfügung.

Kapazitätsauslastung

Nur noch gut die Hälfte der Betriebe (54 Prozent, Vorjahr: 81,6 Prozent) meldet eine Kapazitätsauslastung von mehr als 70 Prozent. 28 Prozent der Betriebe geben mehr als 90 Prozent Auslastung an. Im letzten Jahr berichteten dies 48,6 Prozent.

Der durchschnittliche Auftragsbestand nimmt weiter ab, dennoch verfügen die Gewerkgruppen übergreifend im Durchschnitt weiterhin über einen Puffer für 8,4 Wochen (Vorjahr: 11,9 Wochen). Das Bauhandwerk ist dabei der Stabilitätsanker des Handwerks: Hier reichen die Aufträge derzeit für 13 Wochen (Vorjahr: 17,4 Wochen). Die Gewerke des Ausbauhandwerks berichten von einem Auftragsbestand von 9,4 Wochen (Vorjahr: 12,4 Wochen).

Die weitere Abnahme des Auftragsbestands zeigt sich auch bei den Betrieben des gewerblichen Bedarfs. Hier werden durchschnittlich 6,5 Wochen gemeldet. Im Vorjahr waren dies 11,4 Wochen.

Beschäftigungsentwicklung

Einen Anstieg der Beschäftigungszahlen geben 7,4 Prozent (Vorquartal: 9,2 Prozent, Vorjahr: 11,2 Prozent) der befragten Betriebe an. Von gesunkenen Beschäftigtenzahlen berichten 13,1 Prozent (Vorquartal: 13,1 Prozent, Vorjahr: 9,1 Prozent). Bei 79,5 Prozent (Vorquartal: 77,7 Prozent, Vorjahr: 79,7 Prozent) der befragten Betriebe blieb die Zahl der Beschäftigten stabil.

Umsatzentwicklung

Die Umsatzerlöse stiegen im Vergleich zum ersten Quartal 2020 bei 14,6 Prozent (Vorquartal: 18,5 Prozent, Vorjahr: 26,3 Prozent) der befragten Handwerksbetriebe. Von gesunkenen Erlösen sind jedoch fast die Hälfte der Betriebe (47 Prozent, Vorquartal: 28,7 Prozent, Vorjahr: 9,3 Prozent) betroffen. Eine gleichbleibende Umsatzentwicklung melden 38,4 Prozent (Vorquartal: 52,8 Prozent, Vorjahr: 64,4 Prozent).

Preisentwicklung

Von gestiegenen Einkaufspreisen im Vergleich von erstem und zweiten Quartal 2020 berichten 29,9 Prozent (Vorquartal 51,4 Prozent, Vorjahr: 45,9 Prozent) der befragten Betriebe. Lediglich 11,1 Prozent (Vorquartal: 28,5 Prozent, Vorjahr: 23,8 Prozent) konnten diese Erhöhungen auch an die Kunden weitergeben.

Investitionstätigkeit

Mehr Investitionen im Vergleich zum Vorquartal tätigten 13,2 Prozent (Vorquartal: 18,5 Prozent, Vorjahr: 16,1 Prozent) der befragten Betriebe. Bei 40,7 Prozent (Vorquartal: 23,8 Prozent, Vorjahr: 20 Prozent) sind die Investitionstätigkeiten rückläufig. Investitionen im unveränderten Maße geben 46,1 Prozent (Vorquartal: 57,7 Prozent, Vorjahr: 63,9 Prozent) der Betriebe an.

Zusammenfassung

Die vorliegenden Befragungsergebnisse spiegeln recht deutlich die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie wider. Zusätzlich zeigen sich Unterschiede in den einzelnen Gewerbegruppen. Während man im Bau- und Ausbauhandwerk noch vom Auftragspolster profitiert, macht sich die Verunsicherung der Endkunden in den anderen Gewerbegruppen deutlich bemerkbar. Indikatoren zum Geschäftsklima sprechen jedoch aktuell von einer allgemeinen, leichten Stimmungsaufhellung, was die Aussichten für das dritte Quartal etwas positiver erscheinen lässt. Für einen Erholungsprozess auch im Handwerk im zweiten Halbjahr werden die Impulse aus dem Konjunkturpaket von Bedeutung sein. Über alle in die Befragung einbezogenen Gewerke hinweg erwarten nach den Ergebnissen der Konjunkturumfrage immer noch 76,7 Prozent (Vorjahr: 94 Prozent) der befragten Handwerksbetriebe mindestens einen gleichbleibenden Geschäftsverlauf im dritten Quartal 2020. 17 Prozent der befragten Betriebe erwarten (Vorquartal: 21,7 Prozent, Vorjahr: 14,6 Prozent) eine Verbesserung der zukünftigen Geschäftslage. Einen steigenden oder wenigstens konstanten Auftragseingang prognostizieren 74,9 Prozent (Vorjahr: 93,3 Prozent) der Betriebe. Steigende oder wenigstens stabile Umsätze erwarten 67,9 Prozent (Vorjahr: 89,9 Prozent).

Einen guten Gesamtüberblick über die wirtschaftliche Situation des Handwerks in Mittelfranken sowohl in den strukturschwächeren ländlichen Gebieten als auch in den infrastrukturell stärkeren, städtisch geprägten Räumen bietet für gewöhnlich der Vergleich der beiden mittelfränkischen Planungsregionen. Während der Corona-Pandemie hat hier eine Nivellierung der Unterschiede in den beiden Planungsregionen stattgefunden. In der Region Westmittelfranken berichten 32,6 Prozent der Betriebe (Vorjahr: 74,1 Prozent) von einer guten wirtschaftlichen Situation, im Großraum Nürnberg teilen 31,3 Prozent (Vorjahr: 59,6 Prozent) der befragten Unternehmen diese Ansicht. Bei den Erwartungen für das dritte Quartal zeigt sich folgendes Bild: In der Region Nürnberg rechnen 59,4 Prozent (Vorjahr: 78,8 Prozent) der Betriebe mit einer gleichbleibenden Geschäftslage und 16,8 Prozent (Vorjahr: 14,6 Prozent) mit einer Verbesserung. In Westmittelfranken erwarten 59,9 Prozent (Vorjahr: 80,7 Prozent) der Handwerksunternehmen eine konstante und 18 Prozent (Vorjahr: 14,5 Prozent) eine noch günstigere Entwicklung ihrer wirtschaftlichen Situation.

Arbeitsmarkt in Mittelfranken und Bayern

Nach einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit in Bayern zwischen März und Mai fiel die Steigerung zum Ende des Quartals erfreulicherweise weniger ausgeprägt aus. Insgesamt zeigt der Vorjahresvergleich zwar eine deutliche Erhöhung der Arbeitslosenquote von +2,6 Prozent auf nun 3,9 Prozent (Mittelfranken: 4,5 Prozent), die Quote stieg im Juni im Vergleich zum Vormonat aber nur leicht um 0,1 Prozent. Es ist zu hoffen, dass diese Entwicklung der erste Vorbote für eine Stabilisierung auf dem Arbeitsmarkt ist.

Im deutschlandweiten Vergleich weist Bayern immer noch die niedrigste Arbeitslosenquote unter den Bundesländern auf.

Der Blick auf das Handwerk zeigt eine mit der allgemeinen Lage verglichen positivere Situation: Eine deutschlandweite Sonderumfrage des ZDH zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie ergab, dass die befragten Betriebe bisher insgesamt nur geringe Auswirkungen auf die Beschäftigungszahlen im Handwerk schildern. 83 Prozent der Betriebe berichten im Mai von einer gleichbleibenden Anzahl von Beschäftigten (8 Prozent von einem Rückgang, 6 Prozent von einer Zunahme).

Auch im Handwerk wurde Kurzarbeit genutzt, um die angespannte wirtschaftliche Situation zu überbrücken. Hier zeigt sich aber ein erster Trend zur Entspannung. Zogen im Mai noch 40 Prozent der vom ZDH befragten Betriebe Kurzarbeit in Betracht, waren es im Juni nur noch 28 Prozent. Doch auch beim Thema Kurzarbeit zeichnete sich ein heterogenes Bild ab: Besonders häufig planen die Gesundheitshandwerke den Einsatz von Kurzarbeit (61 Prozent), während bei Bau- und Ausbaugewerken dies nur ein geringer Anteil tut (13 Prozent und 16 Prozent).

Nachfragesituation in Folge der Pandemie (Konsumklima)

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben die deutsche Wirtschaft in eine Rezession geführt. Ihr Tiefpunkt wurde mit den harten Shutdown-Maßnahmen im April erreicht. Ab Mai setzte mit der schrittweisen Lockerung der coronabedingten Einschränkungen die wirtschaftliche Erholung ein. Die zügige Öffnung von Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland lässt Verbraucher den Corona-Schock mehr und mehr vergessen. Sowohl die Konjunktur- und Einkommenserwartung als auch die Anschaffungsneigung legen spürbar zu. Auch der ifo Geschäftsklimaindex bestätigt, dass sich die Stimmung in den deutschen Chefetagen weiter aufhellt. Auch im Handwerk sind Tendenzen für eine Aufwärtsbewegung erkennbar, doch für eine Entwarnung ist es dennoch zu früh. Die Umsatzausfälle der Betriebe bleiben insgesamt hoch, weil die Konsum- und Kaufzurückhaltung der Verbraucher auch bei Produkten und Dienstleistungen im Handwerk spürbar ist. Sorge bereitet mit Blick auf die kommenden Monate, dass Neuaufträge – besonders in den Bau- und Ausbaugewerken – nicht im notwendigen Maße eingehen.

Konjunkturpaket

Im Koalitionsausschuss vom 2. und 3. Juni hat sich die Bundesregierung auf ein Konjunkturprogramm geeinigt, das zusätzliche Ausgaben im Gesamtvolumen von 130 Milliarden Euro bis ins Jahr 2030 vorsieht. Teil des Programms ist ein Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket. Es enthält unter anderem die Mehrwertsteuerreduktion, Steuerstundungen, degressive Abschreibungen, die Ausdehnung der Soforthilfe auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU), aber auch Entlastungen der Kommunen bei der Gewerbesteuer sowie einen Kinderbonus in Höhe von einmalig 300 Euro pro Kind. Im Zukunftspaket wird ein Großteil der investiven Maßnahmen des Konjunkturprogramms zusammengefasst. Es enthält insbesondere Investitionen, die eine Modernisierung der volkswirtschaftlichen Infrastruktur in den wichtigen Bereichen Klimaschutz, Mobilität und Digitalisierung anstoßen soll.

Neueste Meldungen zeigen, dass die Konsumneigung der Verbraucher durch die Mehrwertsteuerabsenkung zugenommen hat. Insgesamt lässt sich feststellen, dass das Konjunkturprogramm zu einem kumulierten Anstieg des realen Bruttoinlandprodukts um 140 Milliarden Euro bis 2025 führt. Insgesamt dürfte das Programm über den Gesamtzeitraum rund 700.000 neue Jobs schaffen und damit den prognostizierten coronabedingten Anstieg der Arbeitslosigkeit in Höhe von 500.000 Personen überkompensieren können.

Damit das Handwerk die durch das Konjunkturpaket verursachten Impulse auch ausschöpfen kann, werden für viele Maßnahmen spezialisierte Fachkräfte benötigt.

Das Finanzierungsdefizit des Gesamtstaates dürfte damit bei 295 Milliarden in diesem beziehungsweise 123 Milliarden Euro im nächsten Jahr liegen. Der Schuldenstand würde damit dieses und nächstes Jahr 79 Prozent des nominalen Bruttoinlandsprodukts betragen.