Gedanken zum Fest Johannes des Täufers am 24. Juni
Die Pharisäer fragten einst Jesus: „Wann kommt das Reich Gottes?“ Er aber antwortete sinngemäß: „Das Reich Gottes ist mitten unter Euch!“ In Jesu Person, in seinem Handeln brach das Gottesreich als Heilszeit an.
Johannes der Täufer hatte dagegen feurige, heute durch brennende Holzstöße versinnbildlichte Bußpredigten gehalten, das Gottesreich stehe als schreckliche Katastrophe nahe bevor, und viele folgten ihm, aber er hatte sich getäuscht und wurde ermordet. Solche Propheten des Endes tauchten immer wieder auf, beunruhigten einige und verschwanden wieder. Auch heute rechnen manche mit dem Weltende, überweisen ihr Geld irgendwelchen Schwindlern, brechen aus dem Alltag, aus Beruf und Familie aus und wachen irgendwann – hoffentlich – enttäuscht auf, andere gehen daran zugrunde.
Die Masse der Menschen war und bleibt angesichts solcher Bußprediger abweisend. Man kümmert sich um die eigenen Sorgen. Dabei wäre Buße, das meint ehrliche persönliche Umkehr dringend nötig. Ein Neuanfang tut Not in vielen Familien und Betrieben, wo man sich kalt, misstrauisch, egoistisch gegenübersteht. Wenn der Staat im sozialen Bereich weiter spart, was soll aus den Behinderten, den Kranken, den Alten werden? Umkehren müsste man, aber dieser Sprachgebrauch verrät schon den entscheidenden Fehler: Nicht „man“, sondern „ich“. Wir sollten bei uns selbst anfangen, uns wirklich persönlich bemühen, verständnisvoller, umweltfreundlicher, offener zu werden. Wo dies geschieht, wo der „innere Schweinehund“ sich verwandeln lässt, da kommt das Reich Gottes zu uns, da wächst es unter uns ganz langsam, manchmal kaum zu spüren. Darum ist es so wichtig, trotz aller Enttäuschungen und Streitereien, trotz mancher Zweifel festzuhalten am täglichen Lesen in der Bibel, am Gebet, am Besuch des Gottesdienstes, damit der Heilige Geist uns verwandeln kann. Ob und wie er wirkt, müssen wir ihm überlassen. An uns liegt es, ihm die Herzenstür zu öffnen. Aus eigener Kraft und Weisheit erreichen wir wenig. Das zeigt die persönliche Erfahrung, ja die ganze Geschichte der Menschheit.
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
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