Nationalpark Steigerwald bringt Belebung auf dem Arbeitsmarkt

Die Grünen präsentieren bei Pressegesprächen in Nürnberg und Ebrach neue Zahlen zur Holznutzung und zur demographischen Entwicklung und kündigen einen erneuten Antrag auf eine Machbarkeitsstudie an

Nach Überzeugung der bayerischen Grünen brächte ein Nationalpark im Steigerwald viele Vorteile für die Region. Zwar müssten hinsichtlich der Holznutzung einige Weichen neu gestellt werden, zufriedenstellende Lösungen seien aber auch hier möglich. Dies wurde bei Pressegesprächen mit dem umweltpolitischen Sprecher der Grünen im Landtag, Christian Magerl, dem mittelfränkischen Bezirksvorsitzenden Markus Ganserer und dem Bamberger Kreisvorsitzenden Andreas Lösche deutlich.

In der Diskussion um einen möglichen Nationalpark im Steigerwald wird von Seiten der Gegner oftmals die Befürchtung geäußert, es käme im Zuge einer Nationalparkausweisung auch zu Enteignungen. Dieses können die Grünen eindeutig entkräften: In den vierzig Jahren des Nationalparkes Bayerischer Wald kam es zu keinerlei Enteignung. „Privatflächen werden als Enklaven von der Nationalparkfläche ausgenommen und unterliegen auch keiner Nutzungsbeschränkung,“ stellte Christian Magerl klar und ergänzte: „Enteignungen können wir definitiv ausschließen.“ Zudem befinde sich der angedachte Nationalpark ausschließlich auf Staatsforst.
Ernst nehmen die Grünen jedoch die Angst der Kleinsäger und Brennholzwerber vor einer Holzverknappung nach einer Nationalparkausweisung.

Von den für einen Nationalpark vorgesehenen 11.000 Hektar Waldfläche würden jedoch in einem ersten Schritt zunächst nur fünfzig Prozent aus der Nutzung genommen, insgesamt also lediglich 5% der Waldfläche in den drei betroffenen Landkreisen. Die Auswirkungen auf die Rohstoffversorgung der regionalen Holzwirtschaft falle damit wesentlich geringer aus, als von vielen befürchtet, machte Markus Ganserer in seinem Vortrag deutlich.

Da in einem Buchennationalpark die Nadelholzbestände zunächst ausgeklammert würden, bliebe das Nadelholzangebot in den ersten Jahrzehnten faktisch konstant. Bezüglich des Laubholzes aber müssten die Staatsforsten ihre Verkaufspolitik ändern: Das bislang außerhalb der Region vermarktete Laubholz sollte zukünftig vollständig der lokalen Holzindustrie zur Verfügung gestellt werden.
Schwieriger wäre die Situation beim Brennholz aus dem Forstbetrieb Ebrach. Lösungen sieht Ganserer aber auch hier: Zum einen könnte das bisherige Nadelindustrieholz als Brennholz vermarktet werden, zum anderen sorgt schon die jährliche Gebäudesanierungsrate für eine Energieeinsparung, die schon binnen maximal zwei Jahren die Brennholzverknappungen durch eine Nationalparkausweisung ausgleicht. In Reihen der Grünen könnte man sich hier ein Sonderprogramm zur energetischen Gebäudesanierung für die Region vorstellen.

Insgesamt sei nicht auszuschließen, dass ein Nationalpark in der Sägeindustrie einige Arbeitsplätze kosten könnte, diese seien aber beim derzeitigen Konzentrationstrend in diesem Industriezweig ohnehin zu erwarten. „Unter dem Strich aber bringt ein Nationalpark auf dem Arbeitsmarkt ein deutliches Plus,“ ist sich Magerl sicher.

Wie nötig dieses für die Region ist, machte Andreas Lösche deutlich, der auf die stetig sinkenden Schülerzahlen im Steigerwald und die drastischen Auswirkungen durch den demographischen Wandel verwies. Bis 2029 werde sich die Schülerzahl seit dem Jahr 2000 etwa halbiert haben. „Der Schülerverkehr aber ist das Rückgrat des ÖPNV,“ sagte Lösche, „hier hilft ein Nationalpark neue Wege der Finanzierung zu erschließen.“ Schließlich bekäme der ÖPNV in Nationalparklandkreisen deutlich höhere Zuweisungen.

Der Abwärtstrend bei der Einwohnerzahl lasse darüberhinaus für die Zukunft leer stehende Wohngebäude befürchten. Ein Nationalpark würde den Tourismus beleben und so einen zusätzlichen Bedarf an Ferienwohnungen und Pensionen wecken. So könne der Leerstand und die damit verbundene Entwertungen privater Gebäude abgefedert werden, bekräftigte Lösche.

Für die Grünen belegen ihre eigenen Studien, dass nun unbedingt eine Machbarkeitsstudie erstellt werden müsse. Diese wollen sie auf parlamentarischem Wege nun erneut einfordern.