Nachqualifizierung als Weg zum anerkannten Berufsabschluss
Informationsveranstaltung bei der Firma Advanced Aerofoil Technologies in Bayreuth fand guten Anklang und gab Anstoß zu weiteren Kooperationen in der Region
Auf Einladung der lokalen Koordinierungsstelle des Projektes „NANO – Nachqualifizierung Nordbayern“ im bfz Bayreuth und dem Regionalmanagement für Stadt und Landkreis Bayreuth kamen diese Woche Unternehmer und Vertreter regionaler Bildungsträger zusammen, um sich dem Thema Nachqualifizierung als Chance für Unternehmen und Arbeitnehmer zu widmen. Horst Lindner, Gastgeber und Geschäftsführer der Firma Advanced Aerofoil Technologies führte an, dass er auf Grund der nötigen hohen Spezialisierung der Mitarbeiter in seiner Firma rund 180.000,- € in die Qualifizierung seiner Mitarbeiter gesteckt hat. Der Nutzen, den anund ungelernte Mitarbeiter nach entsprechender Qualifizierung den Unternehmen bringen können, sei enorm. So verringerten sich beispielsweise die Fehler- und Ausschussquoten, die Mitarbeiter seien besser motiviert und identifizierten sich mit dem Unternehmen.
Jedoch nicht nur das Unternehmen profitiere, auch der Mitarbeiter selbst erfahre einen persönlichen Nutzen. „Die Kundenansprüche bezüglich der Produktqualität werden immer höher. Um den Anforderungen gerecht zu werden, reicht es nicht mehr nur noch ein „Knöpfchendrücker“ zu sein“, so Stefan Höhlein derzeitiger Teilnehmer an einer berufsabschlussorientierten Qualifizierung zum Maschinen- und Anlagenführer beim bfz in Bamberg und Mitarbeiter bei Metallform Glaser in Bamberg. Er persönlich profitiere durch die praxisorientierte Nachqualifizierung, er könne künftig auch anderen Mitarbeitern Wissen besser vermitteln und einen anerkannten Berufsabschluss nachweisen. „Je höher eine Person qualifiziert sei, desto unwahrscheinlicher die Arbeitslosigkeit“ führte Andreas Karl, Experte für Förderung von Qualifizierungsmaßnahmen für Firmen bei der Agentur für Arbeit in Bayreuth, an.
Er stellte die aktuellen Förderinstrumente für Unternehmen vor, die ihre Mitarbeiter bei der beruflichen Weiterqualifizierung unterstützen. So lassen sich diese Maßnahmen für Unternehmen mittels staatlicher Unterstützung leichter durchführen und die Investitionskosten können gesenkt werden. wollen. – „Die Anträge für die jeweilige Förderungen werden schnell und unkompliziert bei der Agentur für Arbeit bearbeitet.“, so Herr Karl. Gelder sind für 2010 noch genügend vorhanden. Was dagegen in 2011 sei, ist noch ungewiss. Schnelles Handeln sei demnach höchst ratsam.
Nachqualifizierung schafft Fachkräfte in der eigenen Region
Bernd Rehorz, Leiter des Bereichs berufliche Bildung bei der IHK für Oberfranken, stellte die Demografiedaten der Region Bayreuth vor. Er betonte zum einen die niedrige Geburtenrate. 618 Geburten weniger sind es von 2008 auf 2009 allein in der Region Bayreuth. Demgegenüber steht die älter werdenende Bevölkerung. In Oberfranken beträgt der Anteil der über 65-jährigen im Dezember 2008 21 %, Nach dem doppelten Abiturjahrgang im kommenden Jahr , der 2011 zu 170.000 Schulabsoventen führt, folgen immer niedriger Schulabgängerzahlen. Schon 10 Jahre später in 2020 verlassen gerade noch gut 120.000 Schüler die Schule. Er bezeichnete den demografischen Wandel als Megatrend in Oberfranken, dem mit geeigneten Instrumenten zu entgegnen sei. So könne man mit gezielter abschlussorientierter modularer Nachqualifizierung dem Fachkräftemangel ein Stück weit entgegen treten und das mit Kräften aus der eigenen Region. „Die Chancen, die in den Maßnahmen stecken, haben viele Unternehmen noch nicht erkannt“, so Christiane Alter, charmante Moderatorin und Koordinatorin für Nachqualifizierung in Nordbayern. Die Angst, dass vormals unqualifizierte oder angelernte Mitarbeiter nach einem Abschluss eine höhere Position anstreben, sich wegbewerben oder höhere Gehaltsforderungen stellen könnten sei unbegründet, gab Horst Lindner auf Nachfrage von Frau Alter an. Im Gegenteil, die Loyalität und Motivation erhöhe sich, da der Mitarbeiter erkennt, dass er für das Unternehmen eine wertvolle Ressource darstellt die es lohnt gefördert und entwickelt zu werden.
Auch in der Region Bayreuth besteht ein Nachqualifizierungsbedarf
Michael Nürnberger, Mitarbeiter desbeim bfz-Bayreuth und regionaler Ansprechpartner für NANO, präsentierte die Ergebnisse der Anfang dieses Jahres durchgeführten Erhebung. Daraus ging hervor, dass 100% aller teilnehmenden Unternehmen, durch Qualifizierung die Fachkompetenz ihrer Mitarbeiter, die Arbeitsund Produktqualität sowie die Fähigkeit zum eigenverantwortlichen und selbstständigen Arbeiten steigern möchten. 93% wünschen sich zudem die Erhöhung der Einsatzflexibilität und 89% eine Verbesserung der Kundenbetreuung, eine gesteigerte Identifikation mit dem Unternehmen sowie eine erhöhte Motivation bei der Arbeit.
Trotz des drohenden Facharbeitermangels lässt sich nach Auswertung der Ergebnisse allerdings auch aussagen, dass Unternehmen eine Weiterqualifizierung ihrer Fach- und Führungskräfte bevorzugen und die An- und Ungelernten eher ausser Acht lassen. Wurden doch in der Vergangenheit von den teilnehmenden Unternehmen 43 Qualifizierungen für Fach- und Führungskräften durchgeführt und nur 19 für An- und Ungelernte.
Auf langfristige Sicht gilt es allerdings diesen Trend umzukehren. Hier ist noch ein hoher Sensibilisierungsbedarf bei Unternehmen um die drohenden Probleme zu sehen und diesen entgegenzuwirken. Es gilt, in enger Zusammenarbeit mit den Unternehmen, maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln und das Angebot in Stadt und Landkreis Bayreuth zu verbessern.
Hintergrundinformationen
Seit Mitte 2008 gibt es das Projekt „NANO – Nachqualifizierung Nordbayern“, das Bestandteil der Qualifizierungsinitiative der Bundesregierung „Aufstieg durch Bildung“ ist. Ziel ist es, nachhaltig geeignete Rahmenbedingungen für Nachqualifizierung zu schaffen und so zur Verringerung des Anteils an- und ungelernter junger Erwachsener mit und ohne Beschäftigung beizutragen. Träger der Förderinitiative sind in Bayern einzig die Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) gGmbH. Der Sitz der Koordinierungsstelle für den nordbayerischen Raum ist im bfz Bamberg.
Zielgruppe sind: An- und ungelernte junge Erwachsene mit und ohne Migrationshintergrund, mit und ohne Beschäftigung, denen aufgrund ihrer Bedingungen (sozial, finanziell etc.) keine Erstausbildung oder normale Umschulung möglich ist; Firmen, die Fachkräfte suchen, die an- und ungelernte Kräfte beschäftigen und die an modularer Nachqualifizierung interessiert sind. Kernelemente sind: Die Entwicklung von nachhaltig geeigneten Rahmenbedingungen zur passgenauen Umsetzung abschlussorientierter modularer Nachqualifizierungen; Aufteilung der Ausbildungsinhalte in sog. Qualifizierungsbausteine mit abgegrenzten berufsbezogenen Kenntnissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten, die einzeln geprüft und zertifiziert werden sowie Orientierung am betrieblichen Bedarf bei der Entwicklung und Umsetzung von Nachqualifizierungsangeboten.
Die Laufzeit des Projektes „NANO – Nachqualifizierung Nordbayern“ geht bis zum 31. März 2012.
Weitere Informationen unter www.berufsabschluss-bayern.bfz.de: Christiane Alter, bfz Bamberg, Tel.: 0951/96558-34, Email: alter.christiane@ba.bfz.de
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