Tumorzentrum Oberfranken: „Trotz Coronavirus zu den Vorsorgeuntersuchungen gehen“

Krebsmediziner sorgen sich: „Gesundheit wird nicht nur von Corona gefährdet“

Aus Angst vor dem Coronavirus gehen viele Menschen mit schweren Erkrankungen zu spät zum Arzt, auch wichtige Vorsorgeuntersuchungen werden abgesagt. Krebsdiagnosen werden zunehmend später gestellt und die Heilungschancen werden schlechter. Prof. Gerhard Grabenbauer (Coburg), Dr. Rumo Leistner (Bamberg), Prof. Alexander Kiani (Bayreuth), Prof. Bernd Greger (Lichtenfels) und Dr. Peter Anhut (Kronach) vom Vorstand des Tumorzentrum Oberfranken e.V.  appellieren an die Bevölkerung, trotz der Situation wichtige Untersuchungen und die Krebsvorsorge weiterhin anzunehmen.

„Gehen Sie zu Ihrem Haus- und Ihren Fachärzten zu Vor- und Nachsorgeuntersuchungen und lassen Sie möglicherweise schwerwiegende Gesundheitsprobleme von ihrem Arzt abklären.“ Das Tumorzentrum Oberfranken warnt, dass die Angst vor COVID-19 nicht dazu führen darf, dass die Früherkennung wesentlicher Erkrankungen oder die Durchführung wirksamer Therapien verzögert wird. Die Folgen für Patientinnen und Patienten können im Einzelfall erheblich sein.

Häufig stellt für Patienten die Krebskrankheit eine weitaus größere Gefahr für ihr Leben dar als COVID-19. Bisher liegen zwar noch keine belastbaren Daten hierzu, es ist aber eine Tendenz zu beobachten, dass die Zahl der in frühen Stadien diagnostizierten Tumoren, wie Darm-, Lungen-  oder Brustkrebs zurückgeht. Bei diesen Erkrankungen wird die Erstdiagnose auch  im Rahmen der Früherkennung gestellt. Diese Screening-Untersuchungen finden immer seltener statt, entsprechend ist mit einer Welle von Neudiagnosen im Sommer und Herbst dieses Jahres zu rechnen.

„Natürlich ist die Corona-Pandemie sehr ernst zu nehmen“,  erklärt der niedergelassene Onkologe Dr. Peter Anhut. „Aber Gesundheitsgefährdung besteht nicht nur aus Corona. Es gibt etwa  auch Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen, die schwerwiegende Schäden bei den betroffenen Menschen zur Folge haben können, insbesondere wenn sie spät diagnostiziert werden“. Die medizinischen Einrichtungen sind inzwischen bestens auf die Corona-Situation vorbereitet. Mundschutz für alle Patienten und das Personal, Abstandsregelungen, Händedesinfektion, Verminderung der Plätze im Wartezimmer sind Standard.

Die Routineversorgung der Medizin wurde wegen Corona zurückgefahren und viele Patienten scheuen sich, jetzt Ihre  Ärzte aufzusuchen. Unnötig, denn es haben sich die Arztpraxen und Krankenhäuser längst auf die Gefahren eingestellt.

„Wir müssen die Corona-Pandemie sehr ernst nehmen, dürfen aber die anderen Erkrankungen und Gefahren für unsere Gesundheit nicht vergessen“, unterstreicht Dr. Peter Anhut. „Gesundheit wird nicht nur von Corona gefährdet, da gibt es noch mehr.“

„Ich habe überhaupt keine Bedenken“, erklärt Patientin Ingeborg Endner. Die Kronacherin ist seit fünf Jahren Patientin beim Onkologen Peter Anhut. Zum Pressegespräch kommt sie mit einer „stylischen“, selbst genähten Schutzmaske. Selbstverständlich achtet sie auf den Mindestabstand, macht aber deutlich, wie lebenswichtig es ist, Arzttermine weiterhin wahrzunehmen. Alle vier Wochen kommt sie an zwei Tagen in die Praxis. Aufgrund der Behandlung ist sie seitdem beschwerdefrei. Sie leidet an einem Immundefekt, an einem Antikörpermangelsyndrom. Alle vier Wochen werden ihr Antikörper über die Venen verabreicht.

„Meine Gesundheit ist mein höchstes Gut“, erklärt sie. „Ich kann und muss selber darauf achten. Ich habe überhaupt keine Angst gehabt zu einem Doktor zu gehen.“ Sie verwies auf eine kürzliche Zahnoperation. „Was sein muss, muss sein, da muss man hin.“ Bei den Ärzten fühlt sie sich sicherer als in jedem Einkaufsmarkt. Zu den Ärzten und in die Apotheken geht sie ohne Bedenken, die Einkäufe erledigen ihre Kinder und Enkel.

Eindringlich appelliert die Patientin, die Gesundheitsvorsorge weiterhin anzunehmen. „Ich bin hier sehr gut aufgehoben“, betont sie. „Was ich für meine Gesundheit brauche, mache ich.“

Rainer Glissnik