Oberfranken: GEW Bayern fordert Endgeräte für Lernende und Lehrende
Corona zeigt deutlich: Das bayerische Schulsystem ist weder technisch noch inhaltlich in der Lage, einen online-gestützten Fernunterricht anbieten zu können. Die GEW Bayern fordert zeitgemäße Ausstattung für Lernende und Lehrende – so schnell wie möglich!
Grundlegende Probleme in den ersten Wochen der Schulschließungen, mit denen so ziemlich jede Lehrkraft Erfahrungen machte, waren und sind immer noch vielfältiger – und vor allem grundlegender – Natur. Das beginnt bereits mit der Kommunikation. Schüler*innen stehen häufig keine geeigneten Geräte zur Verfügung, um die angebotenen Möglichkeiten des Fernunterrichts nutzen zu können. E-Mail ist kein Standard in der Kommunikation und wurde längst von Messenger-Diensten abgelöst – diese sind zwar für jeden zugänglich, aber aufgrund der Datenschutzbestimmungen im schulischen Kontext nicht praktikabel. Wenn sich Schulen oder bereits „digital infizierte“ Lehrkräfte dann doch mit Expertise auf den Weg machten und eigene Lösungen entwickelten, dann blieben diese auf die eigene Schule oder sogar die eigene Klasse beschränkt.
Fernunterricht läuft in der Realität meist zwischen „Arbeitsblätter per Post versenden“ und „Mails mit Anhängen verschicken“ ab – in der Hoffnung, dass den Lernenden zu Hause Drucker, Computer, ausreichend schnelles Internet und die notwendige Unterstützung innerhalb der Familie zur Verfügung stehen. Diese Hoffnung trügt sehr oft, wie Studien zeigen. Bildungsungerechtigkeit zementiert sich angesichts der unterschiedlichen technischen Ausstattungen der Haushalte. Auch die überlastete Lernplattform mebis mit ihren sperrigen Funktionen und der fehlenden, aber dringend benötigten Videokonferenz-Funktion, ringt Lehrkräften höchstens noch ein verzweifeltes Lächeln ab. Mebis täuscht nicht darüber hinweg, dass es letztendlich einfach an allem fehlt: Technische Ausstattung, digitale Infrastruktur und das Know-how bei allen Beteiligten.
Doch jetzt müssen Lehrkräfte und Schüler*innen schnell und unkompliziert auf den Weg gebracht werden. Dazu Florian Kohl, GEW-Experte für digitale Bildung: „Die Lernmittelfreiheit muss ausgeweitet werden. Lehrkräfte und Schüler*innen brauchen unbedingt und möglichst schnell Laptops oder noch besser 2-in-1 Tablets, mit denen sie von ihren Schulen ausgestattet werden. Geld aus dem Digitalpakt wäre vorhanden. Anstatt nur Lerninhalte zu wiederholen, sollten in den spärlichen Präsenzzeiten in den nächsten Wochen in der Schule lieber wichtige digitale Kompetenzen erarbeitet werden, um die Lernzeiten zu Hause auch sinnvoll nutzen zu können. Corona wird unseren Schulalltag noch lange begleiten.“
Martina Borgendale, stellvertretende Landesvorsitzende der GEW, bekräftigt: „Corona macht deutlich, woran es im bayerischen Bildungssystem fehlt – an notwendigen Endgeräten sowohl für Lehrkräfte als auch für Schüler*innen und an gesetzeskonformen Software-Lösungen. Eine durchdachte, aber kurzfristig realisierbare neue Digitalstrategie ist notwendig, um rechtssicher digital unterrichten zu können und gleiche Lernbedingungen zu schaffen!“
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