Die Kommunalpolitik in Stadt und Landkreis Kulmbach wird weiblicher

Tendenz steigend – Mehr Frauen in den kommunalen Gremien

Im Nachgang zu den Kommunalwahlen 2020 hat die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, Heike Söllner, für den Kreistag und sämtliche Stadt- und Gemeinderäte eine Auswertung mit Blick auf die Geschlechterparität vorgenommen. Erfreulich: Das Ergebnis zeigt nach Jahren der Stagnation eine positive Tendenz.Zwar sind Frauen nach wie vor in der Kommunalpolitik unterrepräsentiert, aber der Trend geht landkreisweit nach oben. Im Kulmbacher Kreistag sowie in 13 von 22 Stadt- und Gemeinderäten sind mit Beginn der neuen Wahlperiode ab 1. Mai 2020 mehr Frauen vertreten. Insgesamt steigt der Frauenanteil von etwa 15 auf künftig rund 22 Prozent.Auch Landrat Klaus Peter Söllner freut sich über die positive Entwicklung und betont, wie wichtig es ist, dass in die kommunalpolitischen Entscheidungen vor Ort die Erfahrungen und Sichtweisen von Frauen und Männern gleichermaßen einfließen können.Im Kulmbacher Kreistag steigt der Frauenanteil von 15 auf 22 Prozent. Ihm gehören künftig 11 Frauen an (+2) und das, obwohl sich die Gesamtzahl der Sitze um 10 – auf nunmehr 50 – verringert hat.Mit Blick auf die Stadt- und Gemeinderäte ist außerdem positiv hervorzuheben, dass nun erstmals alle Gremien mit Frauen und Männern besetzt sind. Bislang gab es immer noch einzelne Kommunen, in denen keine Frau im Gemeinderat saß.Von den 304 Stadt- und Gemeinderäten im Landkreis Kulmbach sind 67 weiblich (+19) und 237 männlich. Spitzenreiter bei der Frauenquote ist der Gemeinderat in Himmelkron mit 43,75 % (7 Frauen). Hier fehlte bei 16 zu vergebenden Gemeinderatssitzen nicht viel zu einer paritätischen Besetzung. Respektabel auch die Frauenquote im Kulmbacher Stadtrat mit 30 Prozent; ihm gehören künftig 9 Frauen an (+4). Auch Ludwigschorgast sticht mit einem Frauenanteil von 37,5 % hervor. Das Gremium besteht hier aus 3 Frauen und 5 Männern. Ausbaufähig ist der Frauenanteil in fünf, eher kleineren, Gemeinden, wo lediglich eine Frau dem Gemeinderat angehört. Dass Frauen als Bürgermeisterinnen rar gesät sind, daran hat die zurückliegende Kommunalwahl bayernweit nichts verändert. 90 Prozent der Rathäuser werden weiterhin von Männern geführt. Im Landkreis Kulmbach hat sich die Anzahl der Bürgermeisterinnen aber immerhin verdoppelt. Neue Rathaus-Chefin in Ködnitz ist Anita Sack und in Ludwigschorgast wurde Doris Leithner-Bisani in ihrem Amt bestätigt.

Sitzverteilung kommunale Gremien_Landkreis Kulmbach_2020 (PDF-Datei)

Insgesamt tragen nun also zwei Frauen im Landkreis Kulmbach an vorderster Stelle kommunalpolitische Verantwortung für ihre Gemeinde.Aber nicht nur die eigentlichen Wahlergebnisse hat die Gleichstellungs-beauftragte analysiert, auch der Stand vor der Wahl auf den Listen der einzelnen Parteien und Wählergruppierungen wurde genauer unter die Lupe genommen. Die ernüchternde Bilanz zeigt, dass hier bei einem durchschnittlichen Frauenanteil von 27,83 % (Kreistag) und 26,33 % (Stadt- und Gemeinderäte) noch viel Luft nach oben gewesen wäre.Gleichstellungsbeauftragte Heike Söllner dazu: „Zum einen ist da die Frage, wieso Frauen nicht gewählt werden. Aber ein noch grundlegenderesProblem ist, dass Frauen gar nicht erst aufgestellt werden. Ich weiß, dass sich alle Listenverantwortlichen sehr darum bemüht haben, Frauen für eine Kandidatur zu gewinnen. Das gelang in der Praxis unterschiedlich erfolgreich und hat unterschiedlichste Gründe. Es wäre zu einfach, dies allein an einerZurückhaltung von Frauen gegenüber kommunalpolitischem Engagementfestzumachen. Eher ist es wichtig, zu hinterfragen, was die Gründe dafür sind. Alte Rollenbilder spielen da stark mit rein, ebenso gesellschaftliche Hürden, die es Frauen schwerer machen, Familie, Beruf und Ehrenamt unter einen Hut zu bringen und wohl auch eine männlich geprägte Debattenkultur, die auf Frauen eher abschreckend wirken kann.An der Qualifikation und Ambition von Frauen fehlt es sicher nicht und so geht es darum, Frauen gezielt anzusprechen und zu unterstützen. Und idealerweise, so die Gleichstellungsbeauftragte, sollte das Bemühen nicht erst einsetzen, wenn die nächste Kommunalwahl vor der Tür steht, sondern fortlaufend im Fokus der Parteien und Wählergruppierungen stehen. So wäre ich guter Dinge, dass bei der nächsten Kommunalwahl gemeinsam eine echte Trendwende zu schaffen ist.