Kampf der japanischen Drachengötter: Eltmanns Abwehrbank gegen Frankfurts Kanonen-Arm
Drachengötter: diesen Ehrentitel tragen die Spieler der japanischen Volleyball-Nationalmannschaft. Und am Sonntag kommt es in der Fraport Arena Frankfurt zum Drachenkampf zwischen Japans aktuellem Mannschaftskapitän Masahiro Yanagida und dem Ex-Nationalspieler Shunsuke Watanabe.
„Hunter Masa“, „Der Mann mit dem Kanonen-Arm“, nur zwei Attribute, welche die Angriffs-Qualitäten des eher stillen Superstars aus Japan beschreiben. Yanagida ist im Land der aufgehenden Sonne medial so präsent wie hierzulande Manuel Neuer, unterhält 20.000 Fans in seinem eigenen, kostenpflichtigen Blog und vereint über alle SocialMedia-Kanäle rund eine halbe Million Follower, welche alle News um die #8 aufsaugen. Ach ja, die Nummer 8: In der japanischen Zahlenmythologie steht sie für Glück und Erfolg und wer den nur 1,86m großen Außenangreifer in seinem Team stehen hat, kann sich schwer dieser Zahlen-Kabbalistik entziehen.
In seiner ersten Saison in der Volleyball-Bundesliga machte der Japaner satte 300 Punkte und punktete 56mal mit seinem spektakulären Aufschlag. Das war 2017, als die Volleyball Bisons Bühl das Ausnahmetalent verpflichteten. Die Folge war ein PR-Wirbel sondergleichen in Japan und im beschaulichen badischen Städtchen. Die Mitteilung, dass Japans Superstar nach Europa geht, sorgte ab 04:00 Uhr morgens für Schlagzeilen in Japans Fernseh-News. Über 1.000 schreiende Japanerinnen säumten am Flughafen Tokyo den Weg zum Abfluggate und das erste Spiel in Bühl wurde zum medialen Spektakel mit rund 30 Pressevertretern und mehreren Fernsehteams, darunter auch das japanische FUJI TV.
Im Halbfinale gegen die WWK Volleys Herrsching schoss der Mann aus Osaka die Bühler Bisons ins Finale des DVV Pokal 2018, musste sich aber gegen den VfB Friedrichshafen vor 12.000 Zuschauern in der SAP-Arena Mannheim 0:3 geschlagen geben. Als Trostpreis gab es einen Gutschein über 1.000 € als „Men of the Match“ und einige Tage später drehte er in der Fraport Arena Frankfurt den nächsten Werbespot für Nivea Japan.
2018/19 wechselte der sprunggewaltige Japaner zu Cuprum Lubin in Polen, die Saison war aber sportlich eher durchwachsen, zudem plagte sich Yanagida mit einer Unterbeinverletzung herum. Viele Kenner aus der Szene hatten daher erwartet, dass er wieder nach Japan zurückkehre, zumal sich Japans Drachengötter in dieser Saison auf die Olympischen Spiele 2020 in ihrem Heimatland vorbereiten. Doch Yanagida überraschte seine Fans einmal mehr und kehrte September 2019 in die Volleyball Bundesliga zurück, um für die United Volleys Frankfurt anzutreten.
Die Frankfurter profitieren dabei doppelt von Yanagida: Sportlich hat sich „Hunter Masa“ nach dem harten Sommerprogramm 2019 zurückgekämpft und die anhaltenden Verletzungsprobleme auf der Außenposition haben seine Wichtigkeit nur noch mehr gesteigert. Medial nutzen die Uniteds seine Strahlkraft für das Merchandising und verkauften bereits einige Hundert Trikots nach Japan. Der Sonntag wird zudem zum „Japan-Spieltag“ in der Main-Metropole, denn 90 Fans werden extra aus Tokyo eingeflogen. Die Masa-Fantour 2.0 ist Spiegelbild der damaligen Fansreise nach Bühl und neben dem Spielfeld wird es wieder hektisch, wenn vier Kamerateams gleichzeitig den Japan-Hype ins Inland und nach Japan übertragen.
Für Shunsuke Watanabe ist der 27jährige Yanagida ein Vorbild und er bewundert ihn ganz offen. „Ich freue mich, Masa am Wochenende zu sehen und gegen ihn spielen zu können. Er ist einer von Japans Führungsspieler und seine Fähigkeiten im Angriff, sein schneller Armzug und seine explosive Dynamik sind eindrucksvoll. Vor allem sein Aufschlag ist großartig und ich bin gespannt, wie wir damit umgehen können.“
Für Watanabe ist dieses Spiel ein besonderes, denn er sei sehr dankbar, dass er noch für die HEITEC VOLLEYS antreten darf. „Es hat mich sehr schockiert, dass sich mein Club in einer schwierigen Situation befindet. Über Weihnachten und Silvester war ich zu Hause bei meiner Frau und den beiden kleinen Töchtern und konnte viel darüber nachdenken.“ Er habe aber gespürt, dass sich alle Spieler sehr wohl in Eltmann fühlen und bereit waren, zurück zu kommen. Und er sei sehr glücklich gewesen, am 03.Januar alle wieder in Eltmann zu sehen. Watanabe freut sich auf das Spiel am Sonntag: „Ich bin dankbar dafür, dass wir weiterspielen.“
Auch HEITEC VOLLEYS Headcoach Marco Donat juckt es wieder in den Fingern: „Die Winterpause ist vorbei und endlich dürfen wir wieder bei einem Punktspiel an den Ball.“
Natürlich sei das Spiel in Frankfurt kein einfaches, zwar plagten Frankfurt einige Verletzungssorgen, allerdings hätten sie durch die Verpflichtung des holländischen Außenangreifers Ewoud Gommans nochmals ordentlich an Qualität dazu gewonnen. Die Rollenverteilung sei ganz klar: „Frankfurt ist der klare Favorit, aber geschenkt bekommen sie von uns definitiv nichts. Wir wollen den sportlichen Aufwind des siegreichen Heimspiels gegen Bühl vor Weihnachten fortsetzen und es den Frankfurtern so schwer wie möglich machen.“
Verzichten muss Marco Donat bei dieser Mission nur auf Mircea-Paul Peta. Der rumänische Außenangreifer hatte Anfang der Woche um Vertragsauflösung gebeten, da er ein Angebot aus der französischen Pro B bekommen habe. In Saint Jean D’Illac bei Bordeaux hofft Peta auf deutlich mehr Spielzeiten. Ein Wunsch, den Manohar Faupel, Manager Spielbetrieb und CEO der HEITEC VOLLEYS, sehr gut nachvollziehen kann. „Mircea hat 6 Jahre lang in Eltmann gespielt und sich gut entwickelt. In der Zweiten Liga mauserte er sich zum Eltmanner Publikumsliebling, aber der Sprung in die Erste Liga ist nochmals ein großer Schritt für viele Spieler.“ Natürlich sei kein Spieler zufrieden, wenn er nicht viel spiele, daher freue sich der Verein über die Chance, die Peta in Frankreich bekommen habe. „Wir wünschen ihm viel Erfolg und ich bin überzeugt, dass er dort weiter an Erfahrungen auf dem Feld, aber auch daneben gewinnen wird.“
Am Sonntag gegen Frankfurt zu gewinnen, das wäre ein „Riesen-Ding“, so Faupel. „Ich traue unserem Team viel zu. Aber auf einen Sieg zu setzen, das wäre vermessen. Einen, gerne auch zwei Sätze sollten wir uns aber schon holen, das wäre ein wichtiges Ausrufezeichen des Teams, denn die HEITEC VOLLEYS sind weiter gefährlich und angriffslustig.“
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