Neujahrsempfang des Erzbischofs Schick stand im Zeichen von Frieden und Klimaschutz
Bamberg. Der Münsteraner Wirtschaftswissenschaftler Andreas Löschel ruft die Kirche auf, Vorbild beim Klimaschutz zu sein. „Aus christlicher Sicht ist Klimaschutz eine Bewährungsprobe für praktizierte Schöpfungsverantwortung“, sagte der Ökonom am Samstag in seiner Festrede auf dem Neujahrsempfang von Erzbischof Ludwig Schick in Bamberg und betonte: „Will Kirche glaubhaft sein, dann muss sie gerade beim Klimaschutz mit gutem Beispiel vorangehen.“ Der Einsatz für das Klima sei die praktische Umsetzung des biblischen Auftrags, treuhänderisch mit der Schöpfung Gottes umzugehen.
Der Direktor des Centrums für angewandte Wirtschaftsforschung und Inhaber des Lehrstuhls für Mikroökonomie an der Universität Münster verwies auf die Umweltenzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus, in der er einen umfassenden Kulturwandel fordert. „Konsequenter Klimaschutz wird zu einschneidenden Veränderungen im eigenen Lebensumfeld führen“, sagte Löschel. Dabei gehe es aber nicht um die Einschränkung von Lebensqualität, „sondern um ein anderes, ein gutes Leben, bei dem nicht der Besitz im Vordergrund steht“. Besonders relevant sei für den Einzelnen ein Umdenken bei der Ernährung und im Umgang mit Lebensmitteln sowie eine Neuausrichtung in der Mobilität. Damit die Menschen dies akzeptieren, brauche es Einsicht in die Sinnhaftigkeit sowie die Achtung von Freiheit und Souveränität, eine emotionale Identifikation mit den notwendigen Maßnahmen und letztlich eine positive Risiko-Nutzen-Bilanz.
Schon jetzt drohen nach Worten Löschels irreversible Veränderungen der natürlichen Umwelt und große Risiken für die jetzige und künftige Menschheit. Je näher man an das Ziel herankomme, den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu beschränken, desto weniger gesundheitliche, ökologische und soziale Schäden
des Klimawandels seien zu erwarten. Der letzte Bericht des Weltklimarates habe gezeigt, wie wichtig es ist, dass alle Länder sofort unter Nutzung aller technologischen Möglichkeiten ihre Emissionen reduzieren und dabei einen global einheitlichen CO2Preis setzen. Dann entsprächen die Kosten für das Erreichen des Zwei-Grad-Ziels nur einer Verringerung des jährlichen Konsumanstiegs um wenige zehntel Prozentpunkte. „Es muss nicht die Welt kosten, die Erde zu retten“, so Löschel.Erzbischof Ludwig Schick wies in seiner Begrüßung auf das Jahresmotto im Erzbistum „Gnade und Friede sei mit euch“ hin. Für den Frieden in der Welt brauche es Religion, „die im Sinn des Wortes an das allgemein verbindliche Höhere und an den Höchsten bindet“. Weil es Religion für den Frieden brauche, brauche es die Kirchen für den Frieden. Für die Bewahrung von Frieden sei die Bewahrung der Schöpfung unerlässlich. Ein Teil der Menschheit heute lebe über ihre Verhältnisse und verbrauche mehr Naturgüter als ihr zustehe; eine andere Lebenseinstellung und mehr Genügsamkeit seien notwendig. „Wir machen Schulden bei der Natur, der Schöpfung, den Bodenschätzen und Naturressourcen, die nicht zurückzahlbar sind, weil sie unwiederbringbar zerstört wurden“, so Schick. Der Erzbischof würdigte das Engagement der Jugendlichen für den Klimaschutz: „Nehmt eure Zukunft in die Hand und macht was draus. Klopft uns Alten auf die Finger, wie es Fridays for Future tut, damit wir eure Zukunft nicht verbauen.“
Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke hatte in seinem Grußwort zu Beginn darauf hingewiesen, dass in Bamberg viele Menschen in der Automobilzulieferindustrie arbeiten und die Diskussion zum Klimawandel als Bedrohung für ihren Arbeitsplatz und damit für ihre materielle Existenzgrundlage sähen. „Wenn verpflichtende Regeln zum Kampf gegen den Klimawandel verabschiedet werden, dann gehört es zur sozialen Gerechtigkeit, auch diesen Menschen zur Seite zu stehen, sie nicht allein zu lassen und ihnen echte Lebensperspektiven zu eröffnen.“ Die Kirchen und Religionsgemeinschaften müssten in der Gesellschaft eine Klammer sein jenseits des Politischen. Beim „Zusammenhalt“ müssten sie zuständig sein für den „Halt“, den jeder brauche. „Die Kirchen
müssen uns helfen, einen Weg der guten Mitte zu finden. Abseits von überbordendem Individualismus und übertriebenem Gemeinschaftsdenken“, so der Oberbürgermeister.
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