Japa­ni­scher Rich­ter zu Gast in Bayreuth

In der ver­gan­ge­nen Woche besuch­te der japa­ni­sche Rich­ter am Land­ge­richt Chi­ba Yusuke Sueh­iro die Jus­tiz­be­hör­den in Bay­reuth. Der 30-jäh­ri­ge Sueh­iro beab­sich­tigt im Rah­men sei­nes seit August 2019 andau­ern­den, ein­jäh­ri­gen Auf­ent­halts in Deutsch­land, das deut­sche Rechts­sys­tem näher ken­nen zu ler­nen und Erfah­run­gen zu sam­meln, die er gewinn­brin­gend bei sei­ner rich­ter­li­chen Tätig­keit in Japan ein­set­zen kann, u.a. im Bereich der in der Jus­tiz ver­wen­de­ten Infor­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie und der elek­tro­ni­schen Datenverarbeitung.

Hier­bei stell­te er fest, dass das deut­sche Recht in vie­len Berei­chen mit dem japa­ni­schen Recht ver­gleich­bar sei. So sei­en nach dem 2. Welt­krieg Tei­le der deut­schen Gesetz­ge­bung in Japan über­nom­men wor­den. Beson­ders im Zivil­recht, im Straf­recht und im Bereich des Grund­buch­rechts sei­en erheb­li­che Schnitt­men­gen fest­zu­stel­len. Wesent­li­che Unter­schie­de bemerk­te der am Land­ge­richt Chi­ba als einer von 50 beschäf­tig­ten Rich­tern und Rich­te­rin­nen täti­ge Japa­ner im Bereich des Fami­li­en­rechts, in dem in Japan nicht strei­ti­ge Schei­dun­gen durch einen Notar vor­ge­nom­men wer­den kön­nen, und in der Gestal­tung von Zivil­ver­fah­ren, in denen in Japan anders als hier­zu­lan­de nur in einem gerin­gen Anteil der Ver­fah­ren Sach­ver­stän­di­ge bei­gezo­gen werden.

Mit beson­de­rem Inter­es­se nahm er den Stand der Ein­füh­rung der elek­tro­ni­schen Akte bei den baye­ri­schen Gerich­ten zur Kennt­nis, nach­dem im nächs­ten Jahr auch in Japan die elek­tro­ni­sche Akte ein­ge­führt wer­den soll.

Der der­zeit in Würz­burg wohn­haf­te, in sei­nem Hei­mat­land haupt­säch­lich mit Zivil­sa­chen, ins­be­son­de­re mit Arzt­haf­tungs­ver­fah­ren befass­te japa­ni­sche Gast hat­te im Zeit­raum von August 2019 bis Novem­ber 2019 zunächst einen Deutsch­kurs besucht, bevor er Anfang Dezem­ber 2019 ers­te Erfah­run­gen am Ober­lan­des­ge­richt Bam­berg sam­meln konn­te. Beim Land­ge­richt Bay­reuth und beim Amts­ge­richt Bay­reuth erhielt er Ein­bli­cke in das deut­sche Straf­ver­fah­rens­recht und in das Zivil­recht. Auch konn­te ihm die Teil­nah­me an einer fami­li­en­ge­richt­li­chen Haupt­ver­hand­lung und einem Betreu­ungs­ver­fah­ren im Bezirks­kran­ken­haus Bay­reuth ermög­licht wer­den. Ein Besuch in der Jus­tiz­voll­zugs­an­stalt St. Geor­gen-Bay­reuth und beim Grund­buch­amt des Amts­ge­richts Bay­reuth sowie eine Stadt­füh­rung run­de­ten den Auf­ent­halt des bereits mit her­vor­ra­gen­den Deutsch­kennt­nis­sen aus­ge­stat­te­ten japa­ni­schen Rich­ters in Bay­reuth ab. Nach wei­te­ren Sta­tio­nen bei den Jus­tiz­be­hör­den in Bam­berg und Würz­burg wird er im August 2020 in sein Hei­mat­land zurückkehren.