Irmgard Castelhun ist verstorben: Hilfe für Waisenkinder in Südindien war ihr Lebenswerk

Viele werden sie vermissen

Im Alter von 80 Jahren ist Irmgard Castelhun aus Bräuningshof verstorben. Ein Nachricht, die ihre Angehörigen und viele Freunde von Franken bis nach Südindien mit großer Trauer erfüllt.

Die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, der Bürgermedaille von Langensendelbach und des Landkreis-Bürgerpreises verstarb nach längerer Krankheit. Dennoch kam ihr Tod unerwartet. Bis in die letzten Tage ihres Lebens hat sie sich ihren vielen Aufgaben für die Hemalata-Waisenhäuser gewidmet. Mehr noch als die genannten, hoch verdienten Auszeichnungen bedeutete für sie der Blick in strahlende und staunende Kindergesichter. Es waren die Waisenkinder in Südindien, aber auch viele Schulkinder in Franken, denen sie von den Lebensbedingungen ihrer Altersgenossen berichtete.

Von großem Freundeskreis unterstützt

„Helfen macht Freu(n)de“ hatten sie und ihr Ehemann Dieter für einen Kinderkalender als Motto ausgegeben. Und in der Tat sammelte Irmgard Castelhun einen großen Freundeskreis in Franken und darüber hinaus, der die Projekte der Waisenhäuser mit Spenden unterstützte oder Patenkinder „adoptierte“. Es waren bis zu 220. Mit dem Spendengeld konnte in den Heimen in der südlichen Hauptstadt Chennai und Surutupalli auf dem Land Großartiges geleistet werden. Entwicklungshilfe auf der untersten Ebene, die mit der Verbesserung der Lebensbedingungen, der Hygiene, der Schulbildung und Ausbildung in Werkstätten Bewundernswertes vollbrachte. Zuletzt mit der staatlichen Anerkennung der Lehrlingsausbildung. Es sind neben den Wohnhäusern und Werkstätten Brunnen, eine Gemüse- und Obstbaumplantage, moderne Gasküchen und eine ambulanten Krankenstation für jedermann entstanden. Zuhause organisierte Irmgard Castelhun Basare für Schulen und Seniorenkreise und beschickte Weihnachtsmärkte mit indischen Textilien und Kunsthandwerk. Viele Reisen führten das Ehepaar in die Waisenhäuser von Hemalata Edwards, um zu organisieren, was nötig war.

Begonnen hatte alles vor 40 Jahren, als die evangelische Kirchengemeinde Baiersdorf Partner der Protestant Church of South India wurde, die in den Heimen bis zu 400 Slumkinder und Kastenlose im Alter von ein bis 14 Jahren betreute. 1989 erklärte sich das Ehepaar Castelhun bereit, die Leitung des Hemalata-Projekts zu übernehmen. Antrieb für die Verstorbenen war, dass sie in den 60er Jahren, als sie ihren Mann beruflich bedingt begleitete, die Armut in Bombay und vor allem die Not der Kinder erlebte. Zurück in Franken begann sie mit Basaren für die Andheri-Hilfe Geld zu sammeln. Anschließend hatte sie große Freude daran, bei den Kindern in Franken für das Leben der Altersgenossen in Indien Interesse zu wecken. Sie machte das nicht nur mit Diavoträgen, sondern kochte auch einfache Gerichte und setzte sich dann mit den Kindern auf den Boden, um das Mahl (mit den Fingern der rechten Hand) zu essen. Die Kinder nahmen so sehr Anteil, dass die Schule oder Klassecn Patenschaften für Hemalata übernahmen.

Einsatz für die Heimatgemeinde

In Indien wurden auch die drei Kinder des Ehepaares geboren. Zurück in der Heimatgemeinde Langensendelbach brachte sich Irmgard Castelhun vielfältig ein. So im Elternbeirat der Volksschule und im Herder-Gymnasium Forchheim, wo man ihr organisatorisches Talent sehr schätzte. Sie war Seniorenbeauftragte der Gemeinde und der evangelischen Kirche Baiersdorf, leitete 15 Jahre lang ein altersgerechtes Gymnastikprogramm im Wald von Bräuningshof. Von 1990 bis 2002 gehörte sie für die SPD dem Gemeinderat an. Für ihr großes soziales Engagement verlieh ihr die Gemeinde 2010 die Bürgermedaille.

Ein Vorbild für gelebte Toleranz

Viele Freunde werden die Frau mit dem unbändigen Einsatzwillen, dem sprühenden Optimismus und als Vorbild für gelebte Toleranz vermissen. Einige Tausend Kinder und ehemalige Bewohner der Heime werden die „Mam“aus Deutschland, die mit ihnen spielte, nähte, speiste und Gottesdienst feierte, in dankbarer Erinnerung behalten.

Das Projekt Hemalata wird weitergehen, dafür ist der Grundstein in der Familie Castelhun gelegt. Die Aussegnungsfeier findet am Dienstag, 8. Oktober, auf dem Waldfriedhof in Langensendelbach statt.