Die Grünen, Kreisverband Bamberg: "Grafenrheinfeld ist ein tatsächliches Risiko"

Die Grünen streben einen erneuten Vorstoß zu einer Resolution des Kreistages gegen die Laufzeitverlängerung für Grafenrheinfeld an

Noch im November hatte der Kreistag mehrheitlich einen Resolutionsantrag der Grünen gegen die Laufzeitverlängerung abgelehnt. Unter dem Eindruck der Katastrophe von Fukushima und dem rasanten Meinungswandel bei den bisherigen Atom-Parteien wollen die Grünen ihren Antrag nun erneut einbringen. Unterstützung erfahren sie dabei vom Bund Naturschutz, dessen Bamberger Vorsitzenden Heinz Jung sie zu ihrem Plenum eingeladen hatten.

In seinem Vortrag verwies Jung unter anderem auf die Spätfolgen des Tschernobylunglücks und deren volkswirtschaftliche Auswirkungen. So seien seit 1986 alleine in Deutschland an Landwirtschaft und Jäger weit über 200 Millionen Euro Entschädigungszahlungen für radioaktiv übermäßig belastete Produkte geflossen. „Solange es Atomkraftwerke gibt, solange wird es auch Unfälle geben,“ sagte Jung, denn „Gewinnstreben und Sicherheit passen nicht zusammen.“ So sei das AKW Grafenrheinfeld gerade erst ein Jahr lang mit einer offensichtlich beschädigten Rohrleitung im Kühlsystem gelaufen. Für einen etwaigen Flugzeugabsturz sei das Kraftwerk keineswegs gerüstet.

Dies bestätigte auch der Schweinfurter Stadtrat Marc-Dominic Boberg, den Vorstandssprecher Klaus Fischer ebenfalls beim Plenum begrüßen konnte. Boberg erläuterte die technischen Veränderung, die es in Grafenrheinfeld seit der Inbetriebnahme 1981 gegeben habe. Daraus seien erhebliche Sicherheitsmängel entstanden, denn „das heutige AKW habe mit dem ursprünglich genehmigten Reaktor nichts mehr zu tun.“

So habe man den Betreibern des Kraftwerkes in den Neunziger Jahren gestattet sowohl die Anfangsanreicherung von Uranoxid als auch die von Plutonium in den Brennstäben signifikant zu erhöhen. Dadurch nehme auch die Gefahr von Brennstäbeschäden zu und die Sicherheitsreserven im Reaktor würden reduziert. Dies nehme man in Kauf, obwohl bereits 1988 ein Korrossionsschaden nachweisbar erhöhte Strahlenwerte im Umkreis des Kraftwerkes verursacht habe. Kontaminierte Luft werde in solchen Fällen, wie auch im Normalbetrieb, durch den Abluftkamin abgelassen. Als Reaktion auf Tschernobyl habe man darüberhinaus ein so genanntes „Wallmann-Ventil“ eingebaut. Durch dieses würde im Falle eines größeren Unfalles gezielt die Umwelt verstrahlt, um eine Explosion des Reaktors zu verhindern.

Besonders betroffen von einem solchen Unfall in Grafenrheinfeld wäre der Landkreis Bamberg, da er in der vorherrschenden Windrichtung liege, machte der Schweinfurter Stadtrat deutlich. Für die Grünen Grund genug, ihren Antrag vom Herbst nochmals in leicht veränderter Form im Kreistag einzubringen. Die Grünen hoffen dabei, dass in den Fraktionen des Kreistages, die im November den Antrag noch abgelehnt hatten, nunmehr ein Umdenken eingesetzt habe, wie es Kreisrat Bernd Fricke formulierte.

Mit einer solchen Resolution stünde der Kreistag Bamberg keineswegs alleine da, ergänzte der Kreisvorsitzende der Grünen, Andreas Lösche. In den Städten Bamberg und Schweinfurt und den Landkreisen Würzburg und Bad Neustadt habe man schon vor Fukushima verstanden, dass „Grafenrheinfeld ein tatsächliches Risiko darstellt,“ sagte Lösche.