Sel­te­ner Schraub­ta­ler im Frän­ki­sche Schweiz-Muse­um in Tüchersfeld

Die Samm­lung des Frän­ki­sche Schweiz-Muse­um hat Zuwachs erhal­ten. Ein sel­te­ner Schraub­ta­ler aus dem Jahr 1817 berei­chert nun die Sammlung.

Bei dem 5cm gro­ßen Schraub­ta­ler aus Zinn han­delt sich um eine Gedenk­me­dail­le, die an zwei Ereig­nis­se der Jah­re 1816 und 1815 erin­nert. Auf der einen Sei­te wird der Schre­cken der gro­ßen Hun­gers­not von 1816 dar­ge­stellt, auf der ande­ren Sei­te die außer­ge­wöhn­lich gute Ern­te im Jahr 1817.

Wet­ter­ka­prio­len

Im Jahr 1816 erleb­ten die Men­schen in Mit­tel­eu­ro­pa ein Jahr mit ungüns­tigs­tem Wet­ter. Der Som­mer war kalt, sehr kalt. Teil­wei­se gab es Nacht­frös­te bis weit in die Som­mer­mo­na­te und sehr star­ke Regen­fäl­le mit teils gro­ßen Über­schwem­mun­gen. Dar­aus ent­wi­ckel­te sich eine groß­räu­mi­ge Hun­gers­not, in deren Fol­ge es zu einem explo­si­ons­ar­ti­gen Anstieg der Nah­rungs­mit­tel­prei­se kam.

Ursa­che am ande­ren Ende der Welt

Die Wet­ter­ka­prio­len waren Fol­ge eines ein Jahr davor erfolg­ten Vul­kan­aus­bruchs am ande­ren Ende der Welt. Auf Sum­ba­wa einer indo­ne­si­schen Insel in Äqua­tor­nä­he explo­dier­te zwi­schen dem 10. und 15. April 1815 der Vul­kan Tam­bo­ra. Vul­ka­no­lo­gen stu­fen die­sen Aus­bruch auf dem Vul­kan­ex­plo­si­vi­täts­in­dex mit der zweit­höchs­ten Stu­fe 7 ein. Es war damit damals die stärks­te Erup­ti­on seit über 25.000 Jah­ren. 150 km³ Asche und Staub leg­ten sich in der Atmo­sphä­re wie ein Schlei­er um den Erd­ball, so dass es zu einer mar­kan­ten Abküh­lung des Welt­kli­mas kam.

Auf Regen folgt Sonne

Nach dem Hun­ger­win­ter 1816/17 gab es im Jahr 1817 eine äußerst gute Ern­te. In den Städ­ten und Dör­fern wur­de dies aus­gie­big mit Ern­te- und Freu­den­fes­ten gefei­ert. So man­ches Volks­fest hat sei­nen Ursprung in die­sen Freudenfesten.

Hun­ger­ta­ler aus Nürnberg

Um die Erin­ne­rung an die­se Ereig­nis­se auf­recht zu hal­ten, ent­warf Johann Tho­mas Stett­ner aus Nürn­berg eine medail­len­ar­ti­ge Scha­tul­le aus Zinn. Im Innern befin­den sich beid­sei­tig hand­ko­lo­rier­te Kup­fer­sti­che, die die gro­ße Not und die gute Ern­te zei­gen. Bei­spiels­wei­se zeigt ein Papier­blätt­chen auf der einen Sei­te eine sich fürch­ten­de Men­schen­an­samm­lung vor einer Bäcke­rei, die Rück­sei­te zeigt einen vol­len Ern­te­wa­gen und Men­schen bei einem spon­ta­nen Dank­ge­bet. Die kolo­rier­ten Kup­fer­sti­che stam­men von dem Nürn­ber­ger Kup­fer­ste­cher Georg Adam. Im Volks­mund nennt man die­se Gedenk­me­dail­le auch Hun­ger­ta­ler. Die­se waren vor allem im süd­deut­schen Raum verbreitet.

Und im Frän­ki­sche Schweiz-Museum

Im Frän­ki­sche Schweiz-Muse­um fin­det der Hun­ger­ta­ler sei­nen Platz in der gera­de im Auf­bau befind­li­chen neu­en Dau­er­aus­stel­lung zur Land­wirt­schaft. Im kom­men­den Jahr prä­sen­tiert das Muse­um dann das sehr sel­te­ne Stück in einer Son­der­aus­stel­lung zur Aus­wan­de­rung. Als Fol­ge der Hun­gers­not 1816/17 wan­der­ten näm­lich die Men­schen aus Süd­deutsch­land, auch aus der Frän­ki­schen Schweiz, in die USA aus.