Erzbischof Schick verlangt neues Verständnis von Mission und Evangelisation

Weltkirchenarbeit und Entwicklung muss Top-Thema kirchlichen Handels sein

(bbk) Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hält den Einsatz für Mission und Evangelisation nötiger denn je. „Weltkirchenarbeit und Entwicklung muss ein Top-Thema unseres kirchlichen Engagements sein.“ Irgendwelche Ängste, dass durch den Einsatz für die Weltkirche die deutsche Kirche zu kurz kommen könne seien falsch. „Je mehr wir uns für die Weltkirche einsetze, desto eher werden unsere Probleme hier gelöst, wird unsere Kirche lebendiger, werden wir bereichert“, sagte Schick am Samstagabend (9. April 2011) in der Nürnberger Pfarrei Allerheiligen. Mission bedeute dazu beizutragen, dass das Evangelium Jesu Christi das Leben aller Menschen so verändere, dass alle in Gemeinschaft mit dem guten Gott und miteinander menschenwürdig lebten.

Er könne das diesjährige Misereor-Motto „menschenwürdig leben überall“ nur unterstützen. Es gehe nicht darum den Menschen in der Dritten oder Vierten Welt etwas vom Reichtum abzugeben, um das Gewissen zu beruhigen. In ihrem Schreiben zu Mission und Evangelisation „Allen Völkern sein Heil“ hätten die deutschen Bischöfe drei Schritte und Dimensionen für weltkirchliches Handeln definiert. Diese seien füreinander zu beten, umeinander zu wissen und miteinander solidarisch zu sein, sagte Schick, der auch Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz ist.

Erzbischof Schick rief dazu auf, in diesen Tagen besonders für die Menschen in Japan, in Libyen, für alle Menschen in Nordafrika und die Flüchtlinge in Lampedusa zu beten. Auch für die Fundamentalisten und Islamisten in Afghanistan und im Irak solle gebetet werden, damit diese zur Einsicht kämen. „Beten hilft!“, ist der Bamberger Erzbischof überzeugt. Er beklagte zudem, dass die Menschen hierzulande angesichts ihres Reichtums zu oft sich nur um ihre eigenen Probleme kümmerten.

Das Bild der drei Affen, die sich Augen, Ohren und Mund zuhielten, sei kein christliches Vorbild. „Christen wollen umeinander wissen, wie es um die Menschen in den Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas steht“. Wer wirklich Christ sein wolle, der müsse gut informiert sein. „Er liest den politischen Teil einer Zeitung aufmerksamer, als die Klatschgeschichten über Königshäuser, Kachelmann und seine Affären, Berlusconi und seine Prozesse.“ Denn nur wenn man voneinander wisse, könne man auch mitreden und entsprechend seine Wahlentscheidung treffen.

Der dritte Punkt sei miteinander solidarisch zu sein. „Wir sind in Deutschland reich, auch wenn es hier und da ein Stück abwärts geht. Wir können von unserem Reichtum mitteilen“, sagte Schick. Eine Spende für das Hilfswerk Misereor sei hier eine Möglichkeit.

Gleichwohl sei „menschenwürdig leben“ nicht unbedingt auch in Deutschland immer erfüllt. Immer wieder drehe sich alles um den „Götzen Reichtum“. Deswegen werde Gemeinschaft zerstört, streiteten sich Familien wegen einer Erbschaft oder Nachbarn wegen eines Grundstücks. Der Bamberger Erzbischof kritisierte auch den hohen Verbrauch der Energie und Naturressourcen in Deutschland. „Unser Reichtum hier, den wir nicht teilen, macht unsere Leben und das der Entwicklungsländer menschenunwürdig“, sagte Schick.

Mission und Evangelisation fange bei jedem Einzelnen an, betonte Schick. Bei einem engagierten Gläubigen spüre man Freude, Zufriedenheit und Lebendigkeit, die von Jesus Christus komme. Dadurch breite sich der Glauben aus, dadurch wirke der Christ an der Evangelisation mit. Mit einem solchen Missionsverständnis sei es möglich, dass „unsere Welt überall menschenwürdig wird und die Menschen überall menschenwürdig leben können.“ Erzbischof Schick appellierte deshalb: „Beginnen Sie damit in der Familie und in der Nachbarschaft“.