Gründungsdirektor des Iwalewa-Hauses ist im Alter von 89 Jahren gestorben
Die Universität Bayreuth trauert um den Gründungsdirektor des Iwalewa-Hauses Dr. h. c. Ulli Beier. Er ist am Abend des 3. April im Alter von 89 Jahren in Sydney verstorben.
Beier wurde 1922 in Pommern als Sohn eines jüdischen Arztes geboren und ist in Berlin aufgewachsen. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten musste er mit seiner Familie Deutschland in Richtung Palästina verlassen, wo er bis zum Kriegsende als Turnierreiter, Reitlehrer, als Melker und Rosenzüchter jobbte. Nach dem Krieg studierte er in London und war drei Jahre als Lehrer für behinderte Kinder tätig.
1950 reiste er mit Susanne Wenger, seiner ersten Frau, nach Nigeria, um an der Universität von Ibadan eine Stelle als Englischlehrer anzunehmen. Hier begann das „eigentliche Leben des Ulli Beier“, wie er selbst sagte. In Nigeria, besonders in Oshogbo, förderte er zusammen mit seiner zweiten Frau Georgina zahlreiche bildende Künstler, Musiker und Schriftsteller. 1956 gründete er das Literaturmagazin „Black Orpheus“, 1961 den „Mbari-Mbayo-Club“ in Ibandan, in dem sich Intellektuelle und Künstler aller Sparten trafen. 1963 folgt der gleichnamige Club in Oshogbo, für den Duro Ladipo sein Elternhaus zur Verfügung stellte.
Als Direktor und Inhaber einer Forschungsprofessur für Papua New Guinea Studies hielt sich Ulli Beier von 1967 bis 1971 in Papua Neu Guinea auf, und kehrte im Anschluss für drei Jahre nach Ife zurück. Während seines Aufenthaltes in Australien arbeitete er als freier Schriftsteller, bevor ihn Anfang der 1980er Jahre sein Weg schließlich nach Bayreuth führte.
Klaus-Dieter Wolff, der Gründungspräsident der Universität Bayreuth, hatte Ulli Beier Ende der 1970er Jahre kennengelernt. Beier konzipierte zu diesem Zeitpunkt eine Ausstellung über afrikanische Kunst an der Universität Mainz. Er willigte ein, diese Ausstellung im Anschluss in Bayreuth zu zeigen. Der Erfolg der Ausstellung veranlasste Wolff dazu, Beier den Aufbau „ … einer Einrichtung für moderne afrikanische Kunst, überhaupt Kunst der Dritten Welt an der Universität Bayreuth …“ anzubieten. Ulli Beier stand diesem Vorschlag anfangs eher skeptisch gegenüber, bevor er schließlich seine Zusage gab: „I had no desire to live in Europe again … . But this job … was very tempting. I rejected the initial proposal of a museum outright. That’s not my kind of job. It’s too dead. But when they agreed that Iwalewa should not only be a museum of contemporary art from Africa and other non-Western countries, that it would also be an art gallery with constantly changing exhibitions, that we could have artists-in-residence, that we could make African food, then I felt I had to take the job, because it gave me the opportunity to combine all my past experiences from Nigeria, India, Papua New Guinea and Australia into one organic whole.“
Dank des Engagements von Ulli Beier erlangte das Iwalewa-Haus, das Afrika-Zentrum der Universität Bayreuth, national wie international schnell große Anerkennung. Die heutige Sammlung bildender Kunst im Iwalewa-Haus haben ihren Ursprung in der privaten Sammlung von Ulli und Georgina Beier. Mit einer Unterbrechung (von 1985 bis 1988) war Ulli Beier als Leiter des Iwalewa-Hauses bis 1996 tätig. Viele werden Ulli Beier auch als Initiator des Musikfestivals „Grenzüberschreitungen“ in Erinnerung behalten, dessen Konzerte im barocken Markgräflichen Opernhaus stattfanden.
Für sein Verständnis, seinen Einsatz und seine Bemühungen um andere Kulturen wurden ihm zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen zuteil: Bereits in den 1960er Jahren wurde er in Nigeria zum „Bobagunwa“ – „der rechten Hand des Königs“ und zum „Bobarotan“ – zum „Königlichen Geschichtsschreiber“ ernannt. 1992 erhielt er den Titel „Oba Masa“ – „König der Tradition“ und die Ehrendoktorwürde der Obafemi Awolowo Universität, Ile-Ife. In Deutschland wurde ihm 1979 von der Universität Mainz die Ehrendoktorwürde verliehen. Die Stadt Bayreuth ehrte Ulli Beier 1995 mit dem Kulturpreis der Stadt.
2002 veranstaltete die Universität Bayreuth anlässlich des 80. Geburtstages von Ulli Beier ein Symposium im Iwalewa-Haus, an dem ihm zu Ehren viele seiner Weggefährten teilnahmen.
Ulli Beier wird vielen aufgrund seiner Kennerschaft und seines Bemühens um andere Kulturen und auch wegen seiner Toleranz – seinem „Iwa“ in Erinnerung bleiben. Das Iwalewa-Haus verliert seinen Gründungsvater, die Universität Bayreuth einen Visionär der Aufbauphase und seine Schüler und Freunde einen Wegbereiter in neue Welten. Das Mitgefühl der Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Studierenden gilt seiner Frau und seinen Söhnen und Enkelkindern.
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