Konzept zum Internationalen BierKulturZentrum in Baunach der Öffentlichkeit vorgestellt

„Eine Würdigung unserer regionalen Gastronomie-, Keller- und Bierkultur!“

„Was anderenorts der Wein ist, ist bei uns das Bier – ein seit Jahrhunderten bekanntes und beliebtes Genussmittel. Klassische Weinregionen wie die Mosel, die Region um Bordeaux oder auch vor unserer Haustür Mainfranken haben längst verstanden, den Wein als qualitativ hochwertiges Produkt in angenehmer Atmosphäre zu vermarkten. Nicht umsonst haben die Vinotheken einen so starken Zulauf. Daher ist es höchste Zeit, dem nachzukommen und einen Ort zu schaffen, um dem Qualitätsprodukt Bier den gleichen Stellenwert einzuräumen. Was wäre hierfür besser geeignet als ein BierKulturZentrum in unserer vom Brauhandwerk so stark geprägten Region.“ – Mit diesen Worten präsentierte Landrat Johann Kalb das Konzept für die Projektumsetzung regionalen Brauern, Vertretern der Brauerverbände, der lokalen Politik, den regionalen Tourismusverbänden sowie weiteren Akteuren. „Erfreulich ist“, so Ekkehard Eisenhut, der für die LAG Region Bamberg zuständige Leader-Koordinator, „dass dieses über LEADER geförderte Projekt innerhalb nur eines Jahres nun erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Das Konzept dieses Bierkulturzentrums steht in engem Kontext zur lokalen Entwicklungsstrategie in der Region Bamberg“. „Das Thema ‚Bier‘ in all seinen Facetten hat für den fränkischen Tourismus einen hohen Stellenwert, ergänzt Angelika Schäffer, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Franken e. V. „Mit dem BierKulturZentrum wird ein touristisches Leuchtturmprojekt mit Ausstrahlung auf die gesamte Region realisiert“.

In seiner Begrüßung erläuterte Landrat Kalb die Projekthintergründe. So hat Oberfranken und speziell das Bamberger Land ein Alleinstellungsmerkmal mit einer über die Jahrhunderte gewachsenen und allerorts spürbaren authentische Bierkultur. Der Landkreis Bamberg weist mit rund 65 Brauereien die höchste Privatbrauereidichte weltweit auf. Hinzu kommen noch 10 aus der Stadt Bamberg. Die Region hat beim Thema Bier damit eine weit über nationale Grenzen hinausreichende Strahlkraft. „Es ist den vielen privaten Brauereien zu verdanken, dass die regionale Produktvielfalt und Brautradition aus der Vergangenheit für die Gegenwart erhalten werden konnten und heute noch immer authentisch, spürbar und vor allem erlebbar ist.“

Aber wie sieht die Zukunft für die Brauer und für den Erhalt dieser besonderen Brautradition und Bierkultur aus? Für gezielt dieses Thema hat der Landkreis Bamberg die Initiative ergriffen und plant in Kooperation mit den regionalen Brauern und Verbänden unter dem Arbeitstitel „Internationales BierKulturZentrum“ eine zentrale Einrichtung in der Region. Hierbei handelt es sich um kein Konkurrenzangebot zu bereits bestehenden Einrichtungen sein. Ziel ist vielmehr der Erhalt und die Stärkung einer authentischen Bierkultur sowie die Entwicklung und Förderung von Brauinnovationen. Die soll mit dem nun präsentierten nachhaltigen und innovativen Konzept gelingen. Erstellt wurde das durch das Beratungsunternehmen Drees & Sommer (Nürnberg) und seine Kooperationspartner den Firmen SD Group (Berlin) und Ranger Design (Stuttgart) und federführend von der Wirtschaftsförderung am Landratsamt begleitet. In der Präsentation erläuterten die beauftragten Beratungsunternehmen die Konzeptinhalte. So stehen die inhaltliche und thematische Ausgestaltung, ein Raumprogramm, Berechnungen zu Besucherpotenzialen und Möglichkeiten der Zielgruppenansprache, ein Business- und Betreibermodell sowie erste architektonische Überlegungen im Mittelpunkt des Konzeptes. Die Standortwahl ist derzeit noch offen.

„Die heimische Bierkultur im Allgemeinen und die regionale Produktvielfalt mit oberfrankenweit über 1.000 verschiedenen Biersorten im Speziellen sind für die Region ein wichtiger direkter und indirekter Wirtschaftsfaktor und dienen unter anderem zur Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen in den Brauereien, der Ernährungsbranche, der Gastronomie und im Tourismus,“ so Inge Werb, Leiterin der Wirtschaftsförderung Landkreis Bamberg. Weiterhin zielt das Projekt darauf ab, wie das Internationale BierKulturZentrum neben branchenspezifischen Themen besonders die Bereiche Kultur, Genuss, Bildung, Aus- und Weiterbildung, Wissenschaft, Tourismus, regionale Wertschöpfung und Nachhaltigkeit mit berücksichtigt. Georg Rittmayer, Präsident des Private Brauereien Bayern e. V. ergänzt: „Bier ist mehr als nur ein Genussmittel! Bier ist gelebte Tradition und Teil unserer jahrhundertelangen Kultur. Bayern und Oberfranken im Allgemeinen und die Region Bamberg im Speziellen verfügen über eine außergewöhnliche Bierkompetenz und eine ganz besondere Bierkultur.“ Daher sei es wichtig, das kulturelle Brauerbe bei der weiteren Umsetzung des Bierkulturzentrums nicht außer Acht zu lassen.

Wesentlicher Bestandteil für die Konzepterstellung war der Austausch mit Vertretern und Experten aus Verbänden, Vereinen, der Wirtschaft auf Landes- und Regionalebene sowie den Forschungseinrichtungen. Prof. Dr. Rupert Gramß von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf: „Ich persönlich sehe die einmalige Chance, eine Verknüpfung zwischen Forschung und Entwicklung, Bildung und Wissenschaft innerhalb der Brauerbranche zu erreichen und mit neuen Produkt- und Vermarktungsideen das Thema Bier und Bierkultur nachhaltig zu profilieren.“

Und auch die Brauer selbst wurden als potenzielle Projektpartner frühzeitig im Rahmen von Expertengesprächen bzw. Workshops in die Konzepterstellung aktiv mit eingebunden. Dabei sind gemeinsam spezifische Rahmenbedingungen, Entwicklungsmöglichkeiten, Trends, Chancen und Risiken eines Internationalen BierKulturZentrums aufgezeigt worden. „Ich freue mich, dass die ersten Konzeptideen, die wir Brauer gemeinsam mit den anderen Teilnehmern im Rahmen der Workshops diskutiert haben, bereits in dieses Konzept eingeflossen sind und konkretisiert wurden“, so David Hertl von der Braumanufaktur Hertl in Thüngfeld. „Das Bierkulturzentrum ist auf alle Fälle ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Ich bin neugierig auf die weiteren Umsetzungsplanungen, in die ich mich als Brauer selbstverständlich gerne weiterhin aktiv mit einbringen will.“

Landrat Johann Kalb bedankte sich bei allen Akteuren, die zum Gelingen dieses Projektes beigetragen haben. „Mir ist wichtig, dass wir gemeinsam dieses Konzept erarbeitet haben. Auch wenn der Landkreis die Projektfederführung innehat, es soll ein gemeinsames Projekt aller mit dem Thema Bier, Braukultur, Biertradition verbundenen Akteure werden. Ein Projekt, das aus der Region wächst und in die Region wirkt. Klar ist auch, dass das Konzept nur der erste Schritt für die weitere Projektumsetzung sein kann. Auch wenn wir jetzt noch am Anfang stehen: Nur zusammen können wir die Region weiterbringen und voneinander profitieren. So könnten sich Synergien ergeben, die insgesamt zu einer weiteren Stärkung der Bierkultur regional und überregional führen können. Bereits seit der Bekanntgabe der Idee seien zahlreiche Initiativen bzw. Projekte entstanden, wie beispielsweise das das Landkreisbier „36 Kreisla“, ein „Bierkochbuch“ mit über 200 Rezepten, ein Bierkulturfest in Memmelsdorf oder in Litzendorf neben den seit mittlerweile 40 Jahren etablierten Schammelsdorfer Biertagen der 13-Brauereien-Weg, der Biermarathon in der Fränkischen Toskana und ein eigenes Bier.