Kirche und Staat: Kamingespräch mit Norbert Kastner in Wüstenahorn

Mehr Einmischung oder Entweltlichung? Wie viel Kirche braucht unsere Gesellschaft? Gast: Heinrich Bedford-Strohm

Bis Oktober 2023 war er Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, bis November 2021 zusätzlich Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, und nun seit 2022 Vorsitzender des Weltkirchenrats mit 352 Mitgliedskirchen in 120 Ländern mit 600 Millionen Mitgliedern: Heinrich Bedford-Strohm. Während seiner Amtszeit engagierte er sich auch immer wieder politisch: Er sorgte dafür, dass Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet wurden, verurteilte die in seinen Augen oftmals soziale Schieflage in Deutschland und kritisierte die Pläne der EU für die Asylverfahren an den Außengrenzen. Häufig wird die evangelische Kirche angegriffen, sie sei zu politisch, mische sich zu häufig in staatliche Belange ein und solle sich auf ihre eigentlichen Aufgaben besinnen.

Doch was genau heißt „zu politisch“? Was sind die „eigentlichen Aufgaben“ der Kirche? Brauchen wir in diesen Tagen nicht mehr denn je etwas, woran sich die Menschen orientieren können? Kann das heute noch die Kirche sein? Antworten auf diese und viele weitere Fragen versuchen Norbert Kastner und Heinrich Bedford-Strohm an diesem Abend zu finden.

Termininfos

  • Am 26.10.2024
  • Um 19:00 Uhr im Haus am See, Wüstenahorn
  • Anmeldung unter: www.vhs-coburg.de

2 Antworten

  1. Karin Hack sagt:

    Kirche sollte sich auf keinen Fall aus der Politik heraushalten.

  2. Tiberius Sempronius Gracchus sagt:

    Das Leben miteinander. angefangen in der Familie und bis in die Weltgemeinschaft reichend, erfordert Regeln. Neben dem juristischen Rahmen spielt der moralische Kompaß eine wichtige Rolle. Und hier kommt den Religionen eine entscheidende Funktion zu.

    Ohne den Anspruch auf Ausschließlichkeit erheben zu wollen, bieten christlich basierte Werte ein wertvolles Fundament. Damit sind nicht überzogene fundamentalistische Vorschriften gemeint – die hat schon Jesus selbst in seiner Kritik am Pharisäertum verworfen. Aber sozialer Ausgleich (nicht zu verwechseln mit sozialistischer Gleichmacherei), begründet im Gebot der Nächstenliebe, Bewahrung der Schöpfung (Gott nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, auf daß er ihn bebaue und bewahre) sowie der hohe Wert des Lebens (Gott schuf den Menschen nach seinem Angesicht) und die Gleichwertigkeit der Geschlechter (als Mann und als Frau erschuf er ihn) stellen grundlegende Voraussetzungen für eine gerechte Welt dar.

    Den Kirchen obliegt, diese Werte in die politische Debatte einzubringen. Daß sie selbst ihren eignen Ansprüchen nicht immer gerecht wurden und werden, liegt in der menschlichen Natur begründet, ist keine neuzeitliche Erscheinung. Auch diesbezüglich hat schon Christus Fehlentwicklungen angeprangert: Selbstgerechtigkeit der Würdenträger, Vertreibung der Händler aus dem Tempel (Ihr habt aus dem Haus meines Vaters eine Räuberhöhle gemacht), unterlassene Hilfeleistung gegenüber dem bei einem Raubüberfall Verletzten durch Priester und Tempeldiener, bevor dieser von einem Fremden versorgt wurde. Die Institution wird von fehlbaren Menschen geleitet, was keine Entschuldigung, allenfalls eine Erklärung sein kann. Doch dies ändert nichts der der Richtigkeit der Botschaft, die sie vermittelt.

    Selbstverständlich darf keine Religionsgemeinschaft erwarten oder gar verlangen, daß ihre Positionen absolut gesetzt werden, daß gar ein von diktatorisch agierenden „Religionsführern“ beherrschter „Gottesstaat“ selbständiges Denken der Menscen unterdrückt. Auch religiöse Wertvorstellungen haben sich der demokratischen Auseinandersetzung zu stellen. In welchem Ausmaß sie mehrheitsfähig werden, hängt naturgemäß sehr von der Glaubwürdigkeit derer ab, die sie vertreten.

    Fazit:
    Einmischung der Kirchen in die Politik tut not, sie liefern wertvolle Beiträge, müssen sie aber auch verständlich und nachvollziehbar untermauern.

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