Leserbrief: Rückschau zum Tag der Franken

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Ein Kommentar aus fränkischer Sicht von Joachim Kalb, Ehrenvorsitzender des Fränkischen Bundes

Tag der Franken 2024

Sicher war der unumstrittene „Star“ des diesjährigen Tages der Franken Professor Dippold! Wir vom Fränkischen Bund e.V. können jede seiner humorvoll vorgetragenen Thesen unterschreiben.

Nur jammerschade, dass er in „unserer Sturm- und Drangzeit“, den 90er und 2000er Jahren, noch „systemkonformer“ argumentierte.
Den Ausführungen der Intendantin der Luisenburgfestspiele Frau Simmler bei der Festveranstaltung folgend wird voraussichtlich auch in den nächsten Jahren auf der Luisenburg weiterhin der “Brandner Kaspar nach dem Watzmann“ rufen. Na denn!

Dauerbrenner seit Vereinsgründung, der Bayerische Rundfunk

Wer etwa gehofft hat, dass sich mit der neuen Intendantin Frau Wildermuth beim BR was ändert: Fehlanzeige! Es ist eher noch schlimmer geworden, was kaum noch möglich ist. Man kann zu einer beliebigen Zeit eine Unterhaltungssendung einschalten, immer ertönt der Seppl-Dialekt oder es öffnet sich ein Fenster mit den Alpen im Hintergrund. Will man Top-Sendungen aus unserer fränkischen Heimat sehen, so muss man WDR, SWR, HR oder MDR einschalten, so etwa die Serie „Wunderschön – Die fränkische Schweiz“. Da wird uns Franken in unserem Dialekt erklärt, und nicht im unverständlichen oberbayerischen Kauderwelsch.

Pressemeldungen aus ganz Franken – Fehlanzeige

In den Print Medien, der sog. regionalen Presse, kommt Franken als unsere Region kaum noch vor, umso mehr unser in Franken geborener Ministerpräsident, der seine fränkische Identität schon lange an der Garderobe der Staatskanzlei abgegeben hat bzw. gegen die Untermiesbacher Krachlederne getauscht hat. Entsprechend eifrig werden seine täglich abgesonderten Presseerklärungen samt teuren großflächigen Bildern bereitwillig übernommen. Kritik, Recherche, Hinterfragen – eher selten, das war gestern! Es fehlt halt in Franken seit Jahrzehnten an einer „gesamtfränkischen“ Zeitung wie die Süddeutsche oder die Frankfurter Allgemeine / Rundschau. So wird es z.B. wohl auch weiterhin bei der nunmehr seit 20 Jahren alljährlich unkommentierten lapidaren Wiederholung bei der Herausgabe der neuen weltweit verbreiteten offiziellen Broschüre des Bayerischen Wirtschaftsministeriums „Invest in Bavaria“, genauer Invest in „Upper“-Bavaria bleiben. In dieser Broschüre kommt Franken so gut wie gar nicht vor. Entsprechend ist dann auch seit über Jahrzehnten das Ergebnis der Industrieansiedlungen und damit verbundenen Schaffung neuer Arbeitsplätze in den fränkischen Bezirken, kaum erwähnenswert gegenüber Oberbayern.

Weitere Aufzählungen würden mehrere Seiten füllen. So etwa die sich schon seit 20 Jahren hinschleppende Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale. Was soll bei drei Bundesverkehrsministern aus Altbayern (Ramsauer, Dobrinth, Scheuer) anders herauskommen als dass die Gelder lieber in den „Münchner Leuchtturm-Projekten“ wie die S-Bahn-Stammstrecke oder demnächst für den Umbau des Münchner Hauptahnhofs verbraten werden, während wir hier auf der einzigen „Dieselinsel“ im europäischen Fernverkehrsbahnnetz verharren.

Die Geschichte holt uns wieder mal ein

Ein weiterer Punkt, der zum Nachdenken anregen soll, hat seinen Ursprung in der Säkularisation von vor über 200 Jahren, die in der Münchner Geschichtsschreibung immer so gerne verharmlost oder weggelassen wird. Ebenso wie auch die Verbrüderung der Altbayern mit dem Kriegsverbrecher Napoleon, was u.a. die Verwüstung Frankens zur Folge hatte. Damals wurde der gesamte Besitz der Klöster wie Banz, Klosterlangheim, Ebrach, Schwarzach und …… den heutigen Bayerischen Staatsforsten mit Sitz in München einverleibt.

Was hat das mit heute zu tun? Sehr viel! So will man gegenwärtig im „Staatswald“ z.B. Frankenwald zusammen mit einer Betreibergesellschaft aus Regensburg Windräder bauen. Wo fließt dann der Gewinn dieser zweifellos sinnvollen Investition hin? Nicht dorthin, wo diese Windräder stehen, sondern nach München und an die Betreiberfirma in Regensburg. Die betroffenen Gemeindeverwaltungen im Frankenwald und die Bewohner, die sich nicht beteiligen können, gehen leer aus! Energiewende auf Altbayerisch im kolonialen Stil!

Liebe Lebensmittelkonzerne, unsere Region ist Franken, nicht Bayern!

„Schnallt es endlich“! Für die Verbraucher – nicht nur in Franken – wird es immer wichtiger, dass alles, was sie gerne essen, möglichst aus der Region kommt! Das ist Fakt. Dass die Region bei extrem unterschiedlichen Größen unserer 16 Bundesländer nicht das Bundesland (bei uns Bayern) sein kann, ist doch wohl klar. Vereinfacht: Sog. „Bergbauern-Milch“ aus dem über 400 km entfernten Berchtesgaden kommt nicht aus meiner Region Franken genauso wenig wie die Milch aus dem ebenfalls 400 km entfernten Brandenburg. Wer uns bayerischen Camembert, bayerische Orchideen oder Allgäuer Käse als regional andrehen will, kennt sich entweder in Geographie nicht aus, oder ….
Belassen wir es dabei.

Joachim Kalb,
Weidenberg

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