Sonntagsgedanken: Einsame Gipfel

Symbolbild Religion

Zu Papst Johannes XXIII. kam einmal ein junger Bischof, der erzählte, dass er wegen der Last seines Amtes nicht mehr schlafen konnte. „Mein Sohn“, sagte jener zu dem jungen Bischof, „als ich zum Papst gewählt wurde, bin ich erschrocken vor der Würde dieses Amtes, und ich konnte eine Zeitlang überhaupt nicht mehr schlafen. Einmal bin ich aber doch kurz eingenickt, da erschien mir ein Engel im Traum, und ich erzählte ihm meine Not. Daraufhin sagte der Engel: ‚Giovanni, nimm dich nicht so wichtig‘. Seitdem kann ich wunderbar schlafen.“

Liebe Schwestern und Brüder,

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel …

vielleicht haben Sie auch schon diese Anekdote über Papst Johannes XXIII. gehört, und vielleicht schmunzeln auch einige von ihnen jetzt darüber.

Aber ist es nicht so, dass das Problem, zu meinen, ohne mich gehe die Welt unter und ohne mich könne gar nichts funktionieren, in der Regel tatsächlich vielen Menschen sogar mehr als nur den Schlaf raubt? So viele Menschen geben sich selber auf und schielen nur noch auf Ihre Karriere, so viele vergessen sich selber beim Streben nach Macht und Anerkennung, und so viele verleugnen sich und sogar ihre Mitmenschen, nur, weil sie etwas Besseres werden wollen.

Wer aber unbedingt auf den Gipfel will, der sollte sich zuvor ganz deutlich vor Augen halten, dass es auf Gipfeln meistens recht eisig und kalt zugeht. Und wer unbedingt dorthin möchte, wo eben nur ein Einziger stehen kann, dem sollte von Anfang an klar sein, dass solche Gipfelpunkte meist sehr einsam sind.

„Giovanni, nimm dich nicht so wichtig!“. Diese Stimme wünsche ich uns allen, dass sie uns alle oft darauf hinweisen möge, dass wir uns und alles Streben nach Macht nicht so wichtig nehmen sollten. Ich wünsche uns allen ein gutes Stück von dieser Einsicht, ja sogar ein gutes Stück von jener Einsicht, die mir die Freiheit gibt, mal wieder daran denken zu dürfen, was mir guttut; z. B. etwas für meine Gesundheit zu tun oder Zeit für die Familie zu haben.

Eine Einsicht, die mir die Freiheit gibt, einfach offen und ehrlich, einfach „ich selber“ sein zu können, das wünsche ich Ihnen von Herzen.

Klaus Weigand


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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand

  • Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
  • Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
  • Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
  • Priesterweihe 1998
  • Tätigkeiten:
  • Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
  • Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
  • seit 2015 in Heroldsbach und Hausen

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