Aktionstag „Schichtwechsel“: Mainleuser Firmen begeistert von Professionalität der Talentschmiede der Rummelsberger Diakonie
Wo Industrie auf Pädagogik trifft
Aufräumen mit Klischees und Vorurteilen gegenüber Werkstätten für Menschen mit Behinderungen und den Menschen, die dort arbeiten – das war das Ziel des bundesweiten Aktionstags „Schichtwechsel 2024“. Die Chance zum Perspektivenwechsel genutzt hat die Rummelsberger Werkstatt in Schmeilsdorf. Sie lud zwei regionale Kunden ein, um sich ein Bild von den Arbeitsabläufen zu machen. Ein Rundgang geprägt von Know-how, Herzlichkeit und Humor.
Der Einladung von Werkstattleiter Thomas Mahr folgten Vertreter der Mainleuser Firmen Gastra und Storopack, mit denen seit Jahren erfolgreiche Geschäftsbeziehungen bestehen. Mahr stellte während des kurzweiliges Rundgangs die Werkstatt vor. Einige Fakten: In der WfbM Schmeilsdorf arbeiten etwa 60 Menschen mit geistigen oder mehrfach körperlichen Beeinträchtigungen. Ihre Tätigkeitsfelder sind vielseitig und auf ihre Fähigkeiten angepasst: Paola faltet Verpackungsmaterial, Benni montiert Spielsachen, Susi arbeitet präzise in der Montagegruppe für hochwertiges Spielzeug, Franz ist der Spezialist für die Herstellung von Dichtungsschnüren aus Glasfaser für Heizungen und Alex kümmert sich um den tadellosen Ablauf beim Verpacken und kann Gabelstapler fahren.
Flexible und moderne Werkstatt begeistert Gäste
„Unsere Industriedienstleistungen im Montagebereich sind breitgefächert“, sagt Thomas Mahr stolz. Er ist gesamtverantwortlich für den reibungslosen Ablauf, kümmert sich um die Akquise, arbeitet aber auch mit, wenn Not am Mann ist. Er lobt auch das Engagement seiner Gruppenleiter*innen und Mitarbeitenden. „Hier ist neben anspruchsvoller Arbeit auch Pädagogik gefragt“, erläutert er. Es müssten Ruhepausen eingehalten, motiviert und manchmal auch deeskaliert werden. Neben den Fertigungshallen gibt es auch eine Verwaltung die als Ausbildungsbetrieb von der Handwerkskammer anerkannt ist.
Während der Führung entstanden interessante Gespräche zwischen Besucher*innen und den Beschäftigten in den verschiedenen Montagegruppen. Stolz präsentierten sie ihre Arbeit, zeigten, worauf man achten muss. Vor allem aber freuten sie sich über den Besuch und das entgegengebrachte Interesse – Wertschätzung auf Augenhöhe, die mit einem herzlichen Lächeln, einer spontanen Umarmung belohnt wurden.
„Ich bin begeistert!“, freute sich Gastra-Geschäftsführer Gerhard Reuschlein, dass es eine so flexible und moderne Werkstatt in Mainleus gibt. Gastra lasse hier seit etwa zehn Jahren Kartonagen fertigen und sei noch nie enttäuscht worden. „Hier werden Absprachen eingehalten“, betonte er. Imponiert habe ihm die Ehrlichkeit der Arbeiter*innen. Positiv überrascht war auch Juniorchef Benedict Reuschlein, der zum ersten Mal zu Gast war. Er schätzt vor allem die Aufgeschlossenheit der Menschen. Werkstattleiter Thomas Mahr freute sich, dass die Firma Gastra auch Praktikant*innen aus der Werkstatt bei sich aufnimmt und den jungen Menschen so die Möglichkeit gibt, neue Erfahrungen zu machen und die eigenen Grenzen im echten Leben zu erkennen. Er bedauerte es, dass er bei vielen Firmen Praktikumsplätze anfrage und leider oft auf taube Ohren stoße.
Außeneinsätze für Prüf-, Montage- und Verpackungsarbeiten gibt es auch bei der Firma Firma Storopack. „Wir bearbeiten und verpacken für Storopack verschiedene Styroporteile, die als Crashelemente in Fahrzeugen bei einem Unfall Energie aufnehmen“, so Mahr. Bei Storopack ist man ebenfalls voll des Lobes. „Unser Anspruch ist sehr hoch“, betonte Katja Strenglein und stellte fest: „Wir hatten noch nie eine Reklamation“ Sie selbst sei fasziniert von den Menschen und der Organisation der Arbeitsabläufe in der Werkstatt in Schmeilsdorf. Storopack-Fertigungsleiter Timo Schuler merkte an, dass hier für BMW und Mercedes im Bereich Insassenschutz gearbeitet werde. „Ihr könnt wirklich stolz auf eure Produkte sein.“ Schuler sprach aber auch den sozialen Aspekt an: „Hier werden Menschen nach ihren Fähigkeiten gefördert und gefordert. Es ist die perfekte Mischung aus Pädagogik und Industrie.“
Carmen Tiroch
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