Heiße Köpfe, lockere Damen: Seubelsdorfer Auftaktsieg in Nordhalben
Zu ihrem ersten Einsatz in der Bezirksoberliga-Saison 2024/25, einem Auswärtsmatch gegen den 1. FC Nordhalben, hatten sich manche Spieler der ersten Mannschaft des Schachvereins Seubelsdorf warm angezogen, denn sie erinnerten sich an den Heizungsausfall, der vor einem Jahr im Nordhalbener Rathaussaal für eisige Temperaturen gesorgt hatte. Diesmal fanden sie die Atmosphäre im Spielraum nicht nur gewohnt freundlich, sondern auch angenehm wohltemperiert vor. Vielleicht lag es auch daran, dass einige Köpfe bald heiß liefen und sich einige Damen auf dem Schachbrett locker machten?
An Brett 5 konnte Clemens Hanschkow alsbald das berühmt-berüchtigte Läuferopfer gegen die feindliche Königstellung anwenden. Hans Scherbel nahm es zwar nicht an und vermied so das unmittelbare Matt, war aber durch dieses Missgeschick so konsterniert, dass er seine Dame und damit auch das Spiel verlor.
„Schlage nie einen Bauern auf b7 – auch dann nicht, wenn es gut ist“, lautet eine wohlbekannte Schachregel. Zu ergänzen wäre: „außer wenn dein Gegenspieler zu hart versucht, dich dafür zu bestrafen!“ Genau das tat Maximilian Kühnberger an Brett 6, der sich mit einem solchen kecken Raubzug konfrontiert sah. Er bekam die beutegierige Dame von Wolfgang Burgemeister nicht nur nicht zu fassen, sondern verlor noch eine Figur an sie und musste zuletzt sogar noch seine eigene Königin opfern, was ihm den Punkt kostete.
Bei seinem allerersten Turnierspiel überhaupt setzte Andrej Schumacher an Brett 7 auf eine klassische Initiative im Zentrum und ließ sich während einer turbulenten Partie von den taktischen Stichen Hilmar Stumpfs kaum irritieren. Als der Pulverdampf sich verzog, war ein Damenendspiel entstanden, in dem Schumacher besser stand, aber sich vor drohendem Dauerschach in Acht nehmen musste.
An Brett 3 wollte Uwe Voigt seinen Kontrahenten mit Scheinopfern aus dem Gleichgewicht bringen. Sven Müller kontere kühl, gab das Material unumwunden zurück und hielt die Balance bis ins Bauernendspiel, in dem friedlich die Hände geschüttelt wurden.
An Brett 8 büßte der Seubelsdorfer Jugendspieler Paul Buron zwar einige Bauern an den Routinier Frank Zimmerman ein, konnte sich aber in einem Turmendspiel lange mit aktivem Gegenspiel zur Wehr setzen. Schließlich musste er sich der Übermacht doch geschlagen geben.
Christian Gehbardt sprengte an Brett 4 mit energischen Bauernvorstößen das Zentrum von Dieter Schultes und verschaffte sich einen Läufer, der große Teile des Brettes beherrschte. Schultes gelang es gerade noch, mit einem vorgepreschten Freibauern und einem pendelnden Springer in eine Remisschaukel zu entkommen.
Remis enden auch viele Damenendspiele, wenn sie die Seite, die in Vorteil ist, nicht abgeklärt genug behandelt. Genau diese Behandlung gelang aber zwischenzeitlich Schumacher. Er dämmte gefährlich wirkendes Gegenspiel völlig ein und gewann dadurch sein brillantes Debut.
Beim Stand von 3 : 3 musste die Entscheidung nun an den beiden Spitzenbrettern fallen, die in Nordhalben seit vielen Jahren von den „Wunder-Brüdern“ besetzt werden. An Brett 1 stürmte Tizian Wagner zuerst am Königsflügel voran. Beide Seiten brachten daher ihren König am Damenflügel in Sicherheit. Für Horst Wunder erwies sich diese Sicherheit jedoch als trügerisch: Wagner attackierte auch dort forsch und gewann entscheidendes Material, indem er seine Springer wie entfesselt vor der Nase des gegnerischen Monarchen tanzen ließ.
Marko Hofmann ließ sich an Brett 1 von Stefan Wunder einen isolierten Randbauern zufügen und machte aus diesem Sorgenkind einen Vorkämpfer, der tief im feindlichen Lager Unruhe stiftete. Um sich zu entlasten, stürzte sich Wunder mit allen verbliebenen Kräften auf Hofmanns König. Gerade als dieser in ein Mattnetz zu geraten schien, warf Hofmann seinerseits Fallstricke aus und schuf mit einer Dame-Läufer-Batterie unabwendbare Gegendrohungen.
Unverfroren fuhr Seubelsdorf somit auch ohne einige seiner Stammspieler und vom Wertungsschnitt her klar unterlegen zum Auftakt der Saison einen 5:3-Sieg ein.
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