Unverhältnismäßige Preissteigerung beim Bayerischen Ermäßigungsticket – Studierende fordern faire Anpassungen

Unverhältnismäßige Preissteigerung von 31% im Bayerischen Ermäßigungsticket

Der Arbeitskreis Semesterticket Erlangen-Nürnberg und der Münchener AK Mobilität schlagen Alarm: Die angekündigte Preissteigerung des Deutschlandtickets um 31% trifft auch das Bayerische Ermäßigungsticket für Studierende hart. In einer gemeinsamen Pressemitteilung fordern sie faire Lösungen und warnen vor den weitreichenden Konsequenzen für die studentische Mobilität.

Das Erfolgsmodell für attraktive studentische Mobilität ist gefährdet

Im Oktober 2023 wurde das Bayerische Ermäßigungsticket für Studierende, Auszubildende und Bundesfreiwilligendienstleistende eingeführt. Für 29€ pro Monat können Studierende seitdem analog zum Deutschlandticket bundesweit den Regionalverkehr und den ÖPNV nutzen. Die Verkehrsministerkonferenz der Länder hat am 23.09.2024 bekannt gegeben, dass der Preis des Deutschlandtickets von aktuell 49€ zum Januar 2025 auf 58€ steigen wird. Die Erhöhung betrifft auch das Bayerische Ermäßigungsticket, welches somit in Zukunft 38€ kosten wird. Der AK Mobilität der Münchner Studierendenvertretungen sowie der AK Semesterticket Erlangen-Nürnberg lehnen diesen Preisanstieg als unverhältnismäßig ab.

„Die Einführung des 29€-Tickets für Studierende zum letzten Wintersemester stellte einen Quantensprung in der Attraktivität des öffentlichen Verkehrs dar. Das Ticket stellt eine logische Weiterentwicklung der Semestertickets in München und Erlangen-Nürnberg dar, welche zuvor mit Kosten von über 600€ im Jahr für viele Studierenden unerschwinglich geworden waren“, erklärt Maximilian Frank, Koordinator des AK Mobilität München die Ausgangslage.

Subvention und Preissteigerung

Das Bayerische Ermäßigungsticket basiert auf einer festen Subvention des Freistaates Bayern in Höhe von 20€. Daraus resultiert ein im Vergleich zum Deutschlandticket reduzierter Preis von aktuell 29€ für alle in Ausbildung befindlichen Personen. Etwaige Preisanpassungen im Deutschlandticket werden zu 100% auf das Ermäßigungsticket umgelegt.

„Das 29€-Ticket wird gerade aufgrund des geringen Preises von den Studierenden so gut angenommen, wie die zuletzt hohen Aboquoten von 70 bis 80% im VGN und MVV deutlich zeigen. Mit der Preiserhöhung sägt man also den Ast ab, auf dem man sitzt und drängt die Studierenden wieder vermehrt auf klimaschädliche Individualmobilität zu setzen“, kritisiert Jan Rieger, Referent für Mobilität an der FAU Erlangen-Nürnberg.

Forderungen an den Bayerischen Verkehrsminister

„Wir fordern den Bayerischen Verkehrsminister Christian Bernreiter auf, einen Vorschlag zum Umgang mit den Preissteigerungen vorzulegen. Es kann nicht sein, dass sich das Ermäßigungsticket für Studierende um ganze 31% erhöht, während die letzte Anpassung des BAföG-Satzes nur 5% betrug. Dass die Preiserhöhung die Studierenden im gleichen Umfang trifft, wie zum Beispiel Berufspendler stellt aus unserer Sicht keine faire Lastenteilung dar“, sagt Michael Robinson, studentischer Senator der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm.

Langfristige Lösungen

„Langfristig muss ein Mechanismus gefunden werden, der verhindert, dass die Studierenden in Bayern von den Preiserhöhungen im Deutschlandticket voll getroffen werden. Eine dynamische Anpassung der Subvention für das Bayerische Ermäßigungsticket durch den Freistaat wäre hierzu ein erster wichtiger Schritt“, schlägt Lukas Strutz, Referent für Mobilität an der Technischen Universität, vor.

Regionale Unterschiede und Solidarmodell

Außerhalb Bayerns gibt es ein für Studierende angepasstes Deutschlandticket im Solidarmodell. Das bedeutet, dass alle Studierenden einer Hochschule das Ticket verpflichtend erwerben und dafür von einem reduzierten Preis profitieren. In den Tarifbestimmungen ist festgelegt, dass sich der Preis dieses Tickets jeweils nur zu Beginn des Wintersemesters eines Jahres ändern darf. Hingegen ändert sich der Preis des Ermäßigungstickets in Bayern sofort, wenn in den Tarifbedingungen des Deutschlandtickets eine Preisänderung erfolgt. Dies wird voraussichtlich zum Januar 2025 der Fall sein.

„Eine Preiserhöhung im Januar – wohlgemerkt mitten im Semester – darf es nicht geben, die Studierenden benötigen finanzielle Planungssicherheit. Wir fordern, dass die Preisanpassung ebenso wie im Rest der Republik erst im Oktober 2025 zum Start des Wintersemesters gültig wird, damit die Studierenden in Bayern nicht schlechter gestellt werden“, schließt Jan Klaiber, Mitglied im AK Semesterticket Erlangen-Nürnberg.

Über den AK Mobilität München & AK Semesterticket Erlangen-Nürnberg

Der Arbeitskreis Semesterticket Erlangen-Nürnberg wurde im Jahr 1996 gegründet, der Arbeitskreis Mobilität der Münchner Studierendenvertretungen 2004. Beide Organisationen vertreten die Mobilitätsinteressen der Studierenden und waren maßgeblich an der Entwicklung und Einführung der Semestertickets im MVV und VGN, den beiden größten Verkehrsverbünden in Bayern, beteiligt. Beide Semestertickets wurden 2023 durch das 29€-Ticket abgelöst.

 

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