11. Speichersdorfer Schlachtschüsselfest
„Von allem a Bißerla was?“ Karin Fichtner wusste am späten Abend nicht mehr, wie oft sie ihre Gäste das fragte. Mittlerweile zum elften Mal hatte der Soldaten- und Kameradschaftsverein auf den Speichersdorfer Dorfplatz rund um den Brunnen zum „Speichersdorfer Sommerfest mit Schlachtschüssel„ eingeladen. Wenngleich das Festival mit seinem Feinschmecker-Menue der besonderen Art mehr Gäste verdient hätte, war bei dem lauer Herbstabend Unterhaltung und Gemütlichkeit gross geschrieben. Pünktlich um 17 Uhr standen die ersten Besucher Schlange. Kredenzt wurde aus dem alten Wurstkessel Saukopf, Bauch und Kamm. Zudem gab es auch wieder Blut- und Leberwürste mit Kraut. Vom Tagesausflug nach Grafenrheinfeld mit einem Wirtshausbesuch in Herlheim hatten die Ausflüger um Vorsitzenden Edmund Bruckner und Adolf Roder die „Schweinfurter Schlachtschüssel“ kennen- und schätzen gelernt. Noch auf der Rückreise und mit dem Rezept in der Tasche wurde 2005 die Idee geboren, im Rahmen eines eigenen zünftigen Abends am Dorfplatz zum Schmaus zu laden.
Bereits am Samstagvormittag waren die Helfer um Vereinschef Lothar Büringer auf den Beinen, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Auf dem Dorfplatz sorgten sie für gemütliche Biergartenathmosphäre mit 150-Mann-Zelt und Biertischgarnituren. Von Herbert Dörfler wurden wieder zwei alte Wurstkessel herangekarrt, neben dem Dorfbrunnen aufgestellt und mit Wasser gefüllt. Um 13:30 Uhr schlug dann die Stunde von Horst Fichtner. Der 63-Jährige tritt in die Fußstapfen des im Frühjahr mit 93 Jahren gestorbenen „Fichtner´s Gerg“, der seit der Premiere 2005 als Dorfmetzger beim Speichersdorfer Schlachtschüsselessen die tragende Säule war. Selbst im hohen Alter war er rastlos und ruhelos, und als solcher ein Phänomen wie es im Buche steht. Jahr für Jahr war er zum Schlachten gefragt, bis zuletzt schleppte er Kisten Fleisch. Seit der Premiere 2005 war er beim Speichersdorfer Schlachtschüsselessen dabei. Und obwohl im Frühjahr 2017 noch im Klinikum an der Galle operiert hatte es sich das Speichersdorfer Urgestein nicht nehmen lassen, auch seinerzeit für Alles rund um gutes Kesselfleisch zu sorgen.
Am frühen Nachmittag wurden die Kessel mit Holzspreißel angeschürt und auf Temperatur gebracht. „Das dosierte Schüren, die richtige Flamme und das Wasser gleichmäßig auf Temperatur zu halten, ist dabei ganz wichtig“ so Horst Fichtner. Ansonsten werde das Fleisch lätschert, prognostizierte er aus eigener Erfahrung. Eineinhalb Zentner waren es dieses Mal beim Sommerfest wieder, die frisch verarbeitet wurden. Darunter 40 Schweinsköpfe, je 20 Kilogramm Bauch und Kamm. Dazu drei Zungen und je 160 rote Blutwürste und weiße Lebewürste. Aber auch die Würze musste stimmen. „Auch da muß genau dosiert werden“, so Fichtner. Als die Kessel mit Wasser gefüllt waren, wurden Wacholderbeeren, Zwiebeln und Lorbeerblätter mit hineingegeben, dass sie mit ausgekocht wurden. Aber auch die obligatorische Zehe Knoblauch und Brise Salz durfte nicht fehlen. „Die machen am Ende den Pepp aus“, weiß Edmund Bruckner, der frühere Vorsitzende der Kameradschaft, und ein weiteres Speichersdorfer Urgestein.
Dann hieß es Warten, bis das Wasser kochte. Dann wurde das Fleisch in den Kessel gegeben und regelmäßig nachgeschürt. Schnell lockte der Duft schon von weitem. Eineinhalb bis zwei Stunden dauerte es dann, bis Fleisch und Wurst durch waren und in die Einwegtöpfe umgefüllt werden konnten. Dann ging es los. Karin und Horst Fichtner fingen auf ihren Fleischbrettern das Schnipseln an. Kurz nach 17 Uhr wurden dann von Karin Fichtner und Tanja Scherm die ersten Portionen ausgegeben. Sie sorgen dafür, dass alles ganz schnell ging und keine langen Schlangen entstanden. Schwager Jürgen sorgte für den Sud, Herbert Trautner für ein Kühles vom Fass. Alfred Kreutzer und Lukas Büringer kümmerten sich um´s Kassieren. Für Strom und Licht zeichneten Helmut Sendelbeck und Siggi Bayer verantwortlich. Simone Bäuml und Angelika Dubetz sorgten für bevorzugte Bedienung. Zum Fleisch und zu den Würsten gab es einen kräftigen Schöpflöffel voll Kraut. Wenn jemand mehr Fleisch statt Würste haben wollte, dann war das auch kein Problem. So manche Hausfrau rückte dann auch gleich mit dem Kochtopf an und deckte sich mit der Schlachtschüssel für das Abendessen zu Hause oder für das Mittagessen am Sonntag ein.
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