Großes Kino von Udo Langer in Kronach und Trebgast

Beim Tüfteln an den Sounds: Udo Langer (li.) im Tonstudio, Markus Spiethaler am Mischpult./Foto: privat

Beim Tüfteln an den Sounds: Udo Langer (li.) im Tonstudio, Markus Spiethaler am Mischpult./Foto: privat

Großes Kino und große Kompositionen ergeben ein großartiges Ereignis. Was Udo Langer sich ausgedacht hat und was er plant. Wenn man sich mit der Filmgeschichte befasst, dann wird man früher oder später auch auf die Frühwerke stoßen. In Schwarz-Weiß, ohne Ton, mit Zwischentiteln auf der Leinwand. Saß in kleinen Kinos jemand am Klavier und untermalte die bewegten Bilder mit seinen Kompositionen, so konnte man in den großen Sälen auf Orchester treffen. Bilder und Musik, oft lebte der Film gerade von den musikalischen Werken, welche die Handlung begleiteten, Spannung erzeugten oder Stimmungen deutlich machten.

So auch in dem 1922 erschienenen deutschen Stummfilm „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ von Friedrich Wilhelm Murnau. Die Geschichte dieses Films ist mindestens genau so spannend wie das Werk selbst. Er ist eine nicht-autorisierte Fassung des Romans „Dracula“ von Bram Stoker und erzählt die Geschichte des Grafen Orlok (Nosferatu), eines Vampirs aus den Karpaten, der sich in die schöne Ellen verliebt und Schrecken über ihre Heimatstadt bringt. Dieser Film gilt als einer der ersten Horrorfilme und hatte großen Einfluss auf das Genre. Gleichzeitig jedoch zeigt er die gequälten Seelenzustände der Hauptfigur. Nach einem verlorenen Urheberrechtsstreit sollte der Film 1925 vernichtet werden, doch er überlebte in unzähligen Schnittversionen bis heute.

Und gerade dieser Film ist es, den sich der Burgkunstadter Udo Langer (Klangfeder), bekannt unter anderem für „Die Reise ins Grünbergland“ oder „Jules Vernes Abenteuer“, in seinem neuen Projekt vorgenommen hat. Gemeinsam mit Markus Spiethaler aus Bad Staffelstein hat er über ein Jahr lang komponiert, geprobt, verworfen, neu komponiert und dabei den Film unzählige Male gesehen. Aber warum gerade ein Horrorfilm? Und wie kam er auf diese Idee? Udo Langer lächelt verschmitzt. „Ich hatte schon immer den Wunsch, mal einen Stummfilm zu vertonen und habe darüber auch mit meinem Freund Markus Häggberg geredet. Und der kam dann mit Nosferatu um die Ecke.“ Zuerst, so Udo, habe er ihn für verrückt erklärt. „Ausgerechnet ich einen Horrorfilm. Aber wenn der Floh einmal im Ohr ist, dann gibt der nicht nach“, so Langer. „Schließlich hab ich mir eine Kopie besorgt und ihn mir nackt, also ohne die Begleitmusik, angesehen. Als ich dabei immer tiefer in die Handlung eintauchte, da wurde mir bewusst, dass Nosferatu ohne diese Musik, die man damals dafür komponiert hatte, gar kein Horrorfilm ist.“ Das schreit geradezu nach einer Aufklärung, die der preisgekrönte Komponist und Musiker auch liefert. „Es ist mehr ein Drama, es geht eigentlich um eine geschundene Seele eines Kindes im Körper eines Mannes, der nach Nähe und Liebe sucht.“ Und das, so Langer weiter, will er mit der neuen Musik auch zeigen.

Aber als er mit dem Komponieren begann, da wurde ihm klar, er brauchte einen Mitstreiter. Einen, der genau so tickt wie er selbst. Und, wie Udo Langer es beschreibt, kam wieder eine Fügung hinzu. „Auf der Suche nach einem Instrument fand ich im Internet auf einmal die Anzeige von Markus Spiethaler. „Ich dachte, das kann nicht sein. Aber als ich in seinem Studio hier in Bad Staffelstein ankam, war es wirklich der Markus Spiethaler, den ich seit 18 Jahren nicht gesehen habe.“ Und der Funke sprang wieder über, als wenn man sich erst am vorigen Tag zuletzt gesehen hatte. Er erzählte Markus von dem Projekt, der war sofort Feuer und Flamme. „Wir haben uns zusammen in die Arbeit gestürzt“, erzählt Spiethaler. Gemeinsam hat man jetzt die Musik mit den passenden Sequenzen zusammengesetzt. „Aber wer nun denkt, dass das alles ist, der irrt sich“, so Spiethaler. Und Udo ergänzt. „Wir haben uns das Original, wenn man das noch so nennen kann, angesehen. Es gibt in dem Film einige Schrifttafeln. Und die waren halt in Sütterlin. Das konnten wir nicht entziffern.“ Aber man möchte ja, dass die Zuschauer auch alles genau mitbekommen. Dann fanden sie eine englischsprachige Version und mit Katja Jungkunz jemanden, der dieses alte Englisch und die kryptischen Schrifttafeln passend übersetzte. „Und das macht die Sache einfach rund“, erzählt Udo.

Dennoch, wie muss man sich jetzt eine Vorführung vorstellen? „Tja“, grinsen beide, „das ist genau der Punkt. Wir reisen in der Zeit zurück und spielen die Musik live.“ Dazu bauen die beiden dann eine gewaltige Batterie an Instrumenten auf. Acht Synthesizer, vier Gitarren, sieben Klangschalen, dazu ein selbstgeschmiedeter Gong. „Den kann man nicht kaufen, den habe ich in Handarbeit hergestellt“, grinst Udo. „Das wird wohl außergewöhnlich mit Klängen, die man so noch nie gehört hat.“ Dazu noch diverse Schlaginstrumente und noch vieles mehr. Also viel Equipment auf der Bühne.

Mit einem Mal wirkt Udo Langer ein wenig nachdenklich. „Um ehrlich zu sein, je öfter ich den Film gesehen habe, umso mehr Parallelen zu Heute sind mir aufgefallen.“ In dem Film gibt es vermeintlich auf den ersten Blick nur schwarz und weiß, gut und böse. „Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich. Und wer nicht meiner Meinung ist, der wird niedergemacht, geächtet, gejagt, getötet.“ Also ist das Projekt auch ein politisches Statement? „Wie in dem Film gibt es heutzutage keinen Platz mehr für Toleranz. Wir wollen mit der Musik auch die menschlichen Facetten zeigen, sie manifestieren, Platz für Zwischenmenschliches schaffen“, erklärt Udo Langer. Und Markus Spiethaler ergänzt nachdenklich: „Es ist sehr viel Liebe in dem Film, sie ist nur versteckt. Und wenn am Ende nur ein Einziger nach dem Schlussakkord eine Träne vergießt, dann haben wir unser Ziel erreicht.“

Man darf gespannt sein. Mit großen Schritten geht es auf die Premiere und ein Halloween-Special zu (siehe Infobox). Zweimal 50 Minuten Spannung, Musik und Emotionen warten auf die Besucher. Und natürlich zwei Ausnahmemusiker aus dem fränkischen Raum, die hinterher auch für Fragen zur Verfügung stehen werden.

Infobox

Premiere ist am 4. Oktober im Kreiskulturraum in Kronach. Tickets gibt es noch im Kreiskulturreferat im Kulturraum Kronach, Tel. 09261 678300. Beginn ist um 19.30 Uhr.

Am 27. Oktober, um 18 Uhr, findet eine weitere Aufführung auf der Naturbühne in Trebgast statt. Karten dazu an den bekannten Vorverkaufsstellen oder unter www.dienaturbuehne.de.

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