Aktuell Rückgang bei IHK-Neueintragungen im Landkreis Forchheim
Viele Ausbildungsplätze im Landkreis Forchheim noch unbesetzt
Die IHK für Oberfranken Bayreuth verzeichnet im Landkreis Forchheim bei den neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen – entgegen dem Oberfrankentrend – ein Minus. Dem Präsidenten der IHK für Oberfranken Bayreuth, Dr. Michael Waasner, bereitet aber vor allem die hohe Zahl an unbesetzten Ausbildungsplätzen große Sorgen.
Eine stagnierende Entwicklung bei den neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen verzeichnet die IHK für Oberfranken Bayreuth im Landkreis Forchheim. Zum 31. Juli lag deren Zahl bei 166, was einem Rückgang von 13,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. „Die Erfahrung zeigt, dass solche Verwerfungen auch statistischer Natur sein können, etwa wenn ein großer Ausbildungsbetrieb seine Ausbildungsverträge einen Monat später meldet als üblich“, macht Dr. Waasner Hoffnung. Coronabedingt sind die Ausbildungszahlen 2020 in ganz Deutschland eingebrochen. Die Zahlen haben sich seitdem zwar wieder spürbar erholt, liegen aber fast überall noch unter den Zahlen von 2019, so auch im Landkreis Forchheim, wo die Zahl der Neueintragungen ein Fünftel unter dem Wert von 2019 liegt.
Geschlecht spielt wichtige Rolle bei der Wahl des Ausbildungsberufes
Die beliebtesten IHK-Ausbildungsberufe 2024 im Landkreis Forchheim sind – so Torsten Schmidt, Leiter Berufsausbildung bei der IHK – bisher die Kaufleute im Büromanagement, die Industriemechaniker(innen), die Fachinformatiker(innen) und die Verkäufer(innen). Während bei den Jungs der Industriemechaniker und der Fachinformatiker hoch im Kurs stehen, sind es bei den Mädchen die Kauffrau im Büromanagement und die Industriekauffrau.
„Ein Blick auf die vergangenen 20 Jahre zeigt, dass rund 40 Prozent der IHK-Ausbildungsverhältnisse erst nach dem 1. August unterzeichnet werden“, macht Schmidt deutlich. Man kann also davon ausgehen, dass die Zahl der Neueintragungen konservativ geschätzt bis zum Jahresende im Landkreis noch auf 250 bis 300 ansteigt.
Dr. Waasner: Viel zu viele Ausbildungsplätze bleiben wieder unbesetzt
Hier gibt es allerdings eine große Unbekannte: Wie viele Ausbildungsplätze bleiben 2024 unbesetzt? Derzeit sind bei der Agentur für Arbeit im Landkreis Forchheim noch 282 Ausbildungsplätze unbesetzt gemeldet bei 112 unversorgten Bewerberinnen und Bewerbern. Ende Juli kommen also auf jeden unversorgten Jugendlichen 2,5 unbesetzte Ausbildungsplätze. Besonders viele vakante Ausbildungsplätze gibt es bei den Handelsberufen, den Berufen in Maschinenbautechnik und Betriebstechnik sowie bei den Versicherungs- und Finanzdienstleistungsberufen.
Mehr Investitionen in die schulische Bildung angemahnt
„Am mangelnden Ausbildungsplatzangebot liegt es nicht, dass die Zahl der Auszubildenden rückläufig ist“, so Dr. Waasner. „Hauptursache ist ganz klar die demografische Entwicklung: Auf zwei Mitarbeitende, die in den Ruhestand gehen, kommt nur eine Person nach. Hinzu kommt der ungebrochene Trend zum Hochschulstudium.“ Aber auch die zu hohe Zahl von Schulabgängern mit unzureichenden Kenntnissen im Schreiben, Lesen und Rechnen mache Unternehmen die Ausbildung immer schwerer. „Hier muss viel früher angesetzt werden, bei den Kleinen, in der Grundschule“, mahnt Dr. Waasner. „So wichtig Investitionen in Energieerzeugung und -transport, in Verkehrsinfrastruktur oder ein schnelles Internet sind: Die wichtigste Investition, die Bund und Land tätigen müssen, sind Investitionen in die schulische Bildung. Dafür brauchen die Schulen aber mehr Mittel und mehr Personal!“
Insgesamt haben die Unternehmen für 2024/2025 rund 610 Ausbildungsplätze bei der Agentur für Arbeit gemeldet, darunter rund 420 von IHK-Mitgliedsunternehmen. Fast die Hälfte aller angebotenen Ausbildungsplätze war Ende Juli noch unbesetzt. Ginge es also nach den Unternehmen, läge die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse deutlich höher.
Mit Sorge blicken die Unternehmen auf das Jahr 2025, wo die Umstellung vom achtjährigen auf das neunjährige Abitur abgeschlossen sein wird, es also keine flächendeckenden Abiturprüfungen gibt. Schmidt: „Wir müssen also davon ausgehen, dass es kommendes Jahr noch schwieriger wird, Auszubildende zu finden.“
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