Fachtagung von LWF und LfU in Bad Windsheim

Lichte Wälder in Franken – Mittel- und Niederwälder gemeinsam erhalten

Mittel- und Niederwälder bilden heute große Besonderheiten bei der Waldbewirtschaftung. Sie vereinen Holznutzung sowie den Erhalt eines kulturhistorischen Erbes und sind gleichzeitig Hotspots der Biodiversität. Noch um 1800 machten sie etwa zwei Drittel aller Waldflächen aus, heute beträgt ihr Anteil weniger als 1%. Die größten noch erhaltenen Bestände befinden sich dabei bundesweit in Franken.

Das Biodiversitätszentrum Rhön (BioZ) im Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) und die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) laden vom 20. bis 22. September in das Kongresszentrum der Stadt Bad Windsheim zur Fachtagung „Mittel- und Niederwälder gemeinsam erhalten“ ein. Fachvorträge am Freitag und Samstagvormittag thematisieren forstwirtschaftliche, ökologische und kulturhistorische Aspekte dieser besonderen Waldbewirtschaftungsformen. Dabei werden auch Einblicke in Regionen außerhalb Bayerns ermöglicht. Am Samstagnachmittag und Sonntag werden zudem Exkursionen in Mittel- und Niederwälder angeboten.

Bei Mittel- und Niederwäldern handelt es sich um historische Waldbewirtschaftungsformen, die sich durch besonders lichte Strukturen kennzeichnen. In Ihnen werden auf einer bestimmten Fläche die Bäume und Gehölze regelmäßig „auf den Stock gesetzt“. Aus den Baumstümpfen treiben die Bäume dann im Anschluss wieder aus und können nach 10-30 Jahren erneut geerntet werden. Fast alle Laubbaumarten sind dazu in der Lage. Wie die Bewirtschaftung im Detail erfolgt und welche Regeln dabei gelten, ist jedoch von Gebiet zu Gebiet unterschiedlich. Teilweise finden noch heute Regelwerke aus dem 17. und 18. Jahrhundert Anwendung.

Die beschriebene Bewirtschaftungsweise führt aus ökologischer Sicht dazu, dass sich die Lebensraumbedingungen und Lichtverhältnisse in Mittel- und Niederwäldern in relativ kurzen Zeitabständen deutlich ändern. Dadurch entsteht auf kleiner Fläche ein Mosaik an Lebensräumen für viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten, die in anderen Wäldern nicht oder nur sehr selten vorkommen. Insbesondere handelt es sich dabei um licht- und wärmeliebende Arten. Zu diesen gehören mit dem Heckenwollafter und Maivogel beispielsweise zwei Schmetterlingsarten.

Wie die Bewirtschaftung der letzten Mittel- und Niederwälder Frankens aufrechterhalten werden kann und damit auch dieses kulturhistorische Erbe mit hoher Bedeutung für den Naturschutz, damit beschäftigt sich das Projekt „Lichte Wälder in Franken“ der LWF und des BioZ, gemeinsam mit Waldbewirtschaftern und anderen Akteuren.

Mittel- und Niederwälder haben über Jahrhunderte viele Landschaften und Regionen Deutschlands geprägt. Noch bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts waren Mittel- und Niederwälder deutlich allgegenwertiger. Die Verfügbarkeit von Kohle und Öl führte jedoch ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zu ihrem Niedergang. Heute finden sich noch in 10 von 16 Bundesländern Mittel- und Niederwälder, teilweise historisch durchgehend bewirtschaftet und teilweise reaktiviert. Etwa 40% der Flächen liegen dabei in Bayern. Von den verbliebenen Mittelwäldern sogar etwa 80%. Andere Hochburgen der Mittel- und Niederwaldwirtschaft, die bis heute Bestand haben, sind beispielsweise das Siegerland in Nordrhein-Westfalen und das Lahn-Dill-Bergland in Hessen.

Mit Referierenden aus dem gesamten Bundesgebiet, vor allem aus Forstpraxis und Forschung hat die Fachtagung in Bad Windsheim deutschlandweite Bedeutung. Die Veranstaltung bietet eine Plattform für den fachlichen Austausch und dank mehrerer Exkursionen Einblicke in die Praxis von Nieder- und Mittelwäldern vor Ort.

Eine Anmeldung ist erforderlich: https://s.bayern.de/tagunglichtewaelder

Programm der Fachtagung zum Herunterladen (PDF, 1MB)

Weitere Informationen unter: https://www.lfu.bayern.de/natur/bdz_rhoen/waelder_franken/index.htm

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