Festliches Jubiläumskonzert 75 Jahre Kulturkreis Ebermannstadt
Klassischer und Barocker Glanz mit der Nürnberger Ratsmusik und der Großen Kantorei St. Johannis
Vor mehr als 250 Jahren ist es eine Nonne, die mit ihrer Bass-Stimme – eine stimmphysiologische Besonderheit – das göttliche Glaubensbekenntnis singt. Da ist Mozart gerade zwölf Jahre alt und hält sich im Ursulinen-Kloster in Wien auf. Sein geschäftstüchtiger Vater hat einen Auftrag für eine kurze Messe an Land gezogen. Keine Komposition im opernhaften Stil mit Ouvertüre und allerlei Arien für den Feiertag. Vielmehr eine knappe, aber doch eindringliche Musik mit lateinischem Text zur Begleitung des Gottesdienstes unter der Woche. Und doch erklingt nun genau jene „Missa brevis“ während eines Festkonzertes am Sonntag, den 14. Juli 2024 um 18:00 Uhr in der kath. Pfarrkirche St. Nikolaus Ebermannstadt. Der Kulturkreis Ebermannstadt feiert in Kooperation mit dem Kuratorium zur Förderung von Kunst und Kultur im Forchheimer Land seinen 75. Geburtstag. Der fröhliche Grundton Mozarts ist da genau richtig.
Nun ist es Reinhard Stang aus Eggolsheim, dessen lyrischer Bass-Bariton dem Credo sanften Nachdruck verleiht. Wenige Augenblicke zuvor hat der Sänger noch inmitten der Großen Kantorei der evangelischen Johanniskirche Forchheim gestanden. Immerhin fast fünfzig Stimmen sind es, darunter auch die Kulturkreis-Vorsitzende Gabriele Thaller-Rauch. Sie entstammen dem St. Johannis-Chor der gleichnamigen evangelischen Kirche und dem Kammerchor Sonorité, der – fast unbemerkt – ebenfalls Geburtstag feiert. Vor 25 Jahren hatte der damalige Dekanatskantor Carl Friedrich Meyer die Idee für diesen Projektchor. Im Laufe des Kirchenkonzertes wird auch noch Dieter Keßler aus Forchheim als Solist in Erscheinung treten. Nur wenige Takte sind es, ganz vorne in der ersten Kirchenbank, neben den „Profis“, die das Publikum in der Nikolauskirche zu Jubelstürmen hinreißen.
Die große Stunde der Solistinnen, der Sopranistin Katrin Küsswetter aus Winkelhaid und der Mezzo Susanne Heinzmann aus Nürnberg, schlägt, als Klopstocks „Morgengesang“ ertönt. Eine sonntägliche Ode für zwei Stimmen und Chor, die Bachs Sohn Carl Philipp Emanuel geschaffen hat. Auf den ersten Blick geht es in der Kantate um das beeindruckende Naturereignis eines Sonnenaufgangs. Auf den zweiten Blick aber ist die Wiederkehr der „toten Sonne“ ein Sinnbild für die Auferstehung. Passend zur musikalischen Morgenröte erklingen die leuchtenden, warmen Stimmen der beiden Sängerinnen.
Die himmlischen Streicher der Neuen Nürnberger Ratsmusik lassen sich denn auch nicht von einer gerissenen Saite aufhalten.
Immer wieder bekommt der Chor Verschnaufpausen und darf sich einige Minuten auf die Stufen des Altarraumes setzen. Dann treten zwei Mitglieder der Neuen Nürnberger Ratsmusik hervor. Es sind Michael Kämmle und Armin Köbler, die mit ihren nachgebauten historischen Instrumenten den Klang barocker Zeiten hörbar werden lassen. Wie jene Hofmusiker in Mantua, die Vivaldis Doppelkonzert für zwei Travers-Flöten vor fast genau 300 Jahren spielten. Übrigens hätte jene Musik auch in Bayreuth erklingen können. Denn Vivaldi bemühte sich um eine Anstellung am dortigen „Musenhof“ des kunstsinnigen Markgrafen Friedrich. Es entspinnt sich ein mal munterer, mal melancholischer Dialog der beiden Flöten-Solisten mit ihren Kollegen des Kammerorchesters, währenddessen Dekanatskantorin Michaela Kögel für einige Minuten ihre Hände ruhen lassen kann. Am Ende des Festkonzertes aber lassen die Zuhörer ihre Hände sprechen. Minutenlang und im Stehen.
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