Sonntagsgedanken: Veränderung
Meine Freunde,
eines der Lieder, die unsere Kommunionkinder immer und immer wieder im zu Ende gehenden Schuljahr gesungen haben, ist das Lied vom Kleinen Jonathan, der die fünf Brote und zwei Fische bringt, die Jesus segnet und austeilen lässt.
Und es heißt dann im Lied: „Und alle Leute wurden satt, die dort bei Jesus saßen. Da waren Frau und Kind und Mann, satt war der kleine Jonathan.“
Aber wir wissen doch: So einfach ist es gar nicht.
Hunger, Not und Leid gibt es genug. Und die Erzählung der Brotvermehrung löst auch heute bei vielen Menschen nur Verwunderung aus. Als ob da einer mit 5 Broten und zwei Fischen so viele Menschen satt machen hätte können. Wie sollte das gehen?
Genau das fragte ich auch meine Schüler. Doch eine Schülerin wusste dazu: „Darum geht es doch gar nicht. Jesus hat zuerst gebetet, dann geteilt. Und das hat in den Herzen der Menschen etwas bewirkt, das hat etwas in den Herzen der Menschen verändert.“
Das ist vielleicht der Schlüssel zum Geheimnis: In den Herzen der Menschen hat Jesus etwas verändert; ganz unabhängig von den Broten und den vielen, die satt geworden sind, ganz unabhängig davon, was damals genau gewesen ist und wie man sich das Wunder wohl vorstellen kann. Vielleicht übersetzt uns diese Neunjährige das eigentlich wichtige am heutigen Evangelium – das eigentlich wichtige für uns und für unsere Zeit.
In den Herzen der Menschen hat Jesus etwas verändert. Wenn es nicht mehr langt, wenn es vorne und hinten nicht mehr reicht, dann ist das wichtigste, dass sich in den Herzen etwas verändert.
Nur wenn das geschieht, wenn sich in unserem Denken, in unseren Ansprüchen und in unserer Art, an die Dinge heranzugehen, wirklich etwas ändert, dann verändert sich tatsächlich etwas, dann verändern wir uns, dann können wir etwas verändern. Deshalb bete ich zwar auch um das tägliche Brot, das uns Gott geben möge, aber vor allem um die veränderten Herzen, um die neuen Herzen, die wir brauchen, um der Gegenwart mit all ihren Herausforderungen wirklich gewachsen zu sein.
Und in den Herzen der Menschen liegt wahrscheinlich auch die Lösung für das Problem, das unsere Gemeinden plagt: Wie geht es weiter mit den Gemeinden und der Kirche? Wir können nicht die ganze Kirche verändern, aber wenn sich in unseren Herzen etwas verändert, in unseren Vorstellungen und Denkweisen, wenn sich unsere Einstellung zu aktuellen Gegebenheiten verändert, dann können wir etwas bewirken. Dann kann die gegenwärtige Situation nicht nur als Jammertal, als fortwährender Zusammenbruch von liebgewordenen Strukturen erfahren werden, dann erst werden wir nicht nur Rückzugsgefechte führen für etwas, das sich eben nicht mehr halten lässt und dabei immer wieder Neues aufgeben. Statt dessen können wir die Gegenwart als Chance begreifen – nicht als bessere, nicht als schlechtere, sondern ganz einfach als andere Zeit, als Zeit aber, aus der sich genau so viel machen lässt wie aus jeder Zeit vorher.
Klaus Weigand
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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand
- Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
- Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
- Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
- Priesterweihe 1998
- Tätigkeiten:
- Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
- Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
- seit 2015 in Heroldsbach und Hausen
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