„Theater auf einer höheren Ebene“ in Forchheim

Das Tor zur Kaiserpfalz wird zur Bühne. Einzug der Engelsschar, dargestellt von Kindern der Anna-Grundschule. Foto: Mike Wuttke
Das Tor zur Kaiserpfalz wird zur Bühne. Einzug der Engelsschar, dargestellt von Kindern der Anna-Grundschule. Foto: Mike Wuttke

Der „fränkische Jedermann“ von Fitzgerald Kusz wurde von Martin Borowski in der Kaiserpfalz inszeniert und begeistert gefeiert

„Hat Hollywood schon angerufen?“ Martin Borowski, künstlerischer Leiter des Jungen Theaters Forchheim, lacht: „Die haben das wohl noch nicht mitbekommen“. Tags zuvor hatte sein ehrgeiziges und aufwändiges Projekt „Der fränkische Jedermann“ nach Hugo von Hofmannsthal, ins Fränkische übertragen vom Nürnberger Schriftsteller Fitzgerald Kusz, im Hof der Kaiserpfalz eine begeistert aufgenommene Premiere gefeiert. Auch bei den folgenden Aufführungen am ersten Wochenende gab es Standing Ovations.

Um es vorweg zu nehmen: Auch die Vorstellungen am 19., 20. und 21. Juli sind ausverkauft. Aber wer sich traut kann sich eine Stunde vor Spielbeginn (20 Uhr, Sonntag 17 Uhr) an der Abendkasse einfinden. Es gibt immer Einzelkarten, die zurückgegeben werden.

Die Welt retten

Was Martin Borowski für den von den Aufführungen in Salzburg bekannten Klassiker auf die Beine gestellt hat ist bewundernswert. Das einmalige Projekt vereint Theatergruppen aus Forchheim und Umgebung, eine neu gegründete Band, zahlreiche Schulkinder als Statisten, und mit Benjamin Bochmann (43) einen Hauptdarsteller, der in verschieden Projekten der Region auftritt und eigens Mundart-Training bekommen hat. Es sind mehr als 60 Mitwirkende und 13 Theatergruppen. Borowski transferierte das 1911 uraufgeführte Mysterienspiel „Vom Sterben des reichen Mannes“ aus dem späten Mittelalter in die Gegenwart. Er sieht des Spiel durchaus als zeitgemäß an, denn der Jedermann stehe für ihn symbolisch für den Zustand der Welt. Dieser habe es geschafft, sich zu ändern, also müssten heute die Menschen Verhalten und Haltung anpassen, „um unsere Welt noch zu retten“.

Genial ist sein Einfall zu bezeichnen, den Veranstaltungsort Pfalzhof neu zu sehen und zu erleben. Um 180 Grad gedreht wird die Bühne zur Zuschauertribüne und das Spiel findet in der ganzen Breite des (gepflasterten) Hofes vor der großen Eingangstüre statt. Diese öffnet sich auch, um aus dem Dunkel der Nacht eine Engelsschar mit großen blauen Ballons einschweben und an Ende eine Kutsche einfahren zu lassen, die den geläuterten Jedermann in den Himmel einfahren lässt. Kitsch? Das packende Spiel im Duktus des Mittelalters von Glaube, Hoffnung, Liebe und Läuterung lässt diesen Gedanken nicht zu. Während der zweistündigen Aufführung gibt es auch Lacher im Publikum, wenn man deftige fränkische Redewendungen aus dem eigenen Umfeld erkennt, oder wenn der Teufel wort- und gestenreich mit dem Tod um die Seele des Jedermann ringt.

Neue Perspektiven für die Theaterszene

Das Stück wird von einer fünfköpfigen Band unter Leitung des Soundakrobaten, Liedermachers und Musikers René Kraus („Der Ente“) begleitet. Der Erfolg dieser Produktion, für die lange geprobt werden musste, und das Zusammenwirken so vieler macht Martin Borowski vielleicht Mut, ähnliches wieder anzugehen und den Ruf des Jungen Theaters auf dieser neuen höheren Ebene zu festigen. MdL Michael Hofmann, der sich in die Verwirklichung mit eingebracht hatte, freut sich darüber, das hier das Engagement der Theatergruppen und -vereine eine große Wertschätzung erfahren hat. Für diese sei damit auch eine neue Perspektive geschaffen worden.

Die mitwirkenden Gruppen seien hiermit auch genannt: Theatergruppe des Jungen Theaters, dessen Jugendgruppe Young actors, Schwarzlichtabteilung Bscht, Bloumengroup, Shakespeareprojekt von Rainer Streng, die Theatergruppe Eggolsheim, die Walberlabühne Kirchehrenbach, das StaTTTheater von den szenischen Stadtführungen, das Mundarttheater Forchheimer Brettla, Lula die lustigen Laien von Igensdorf, die Theatergruppe Pinzberg, die Anna-Grundschule Forchheim und Mitwirkende aus der Offenen Behindertenarbeit OBA.

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