Sen­sa­ti­ons­fund: Sel­te­ner Käfer lebt auf Öko-Tras­se bei Pressig

Emus Hirtus. Foto: U.Schmidt, 2021, CC BY-SA 4.0
Emus Hirtus. Foto: U.Schmidt, 2021, CC BY-SA 4.0

Der behaar­te Kurz­flüg­ler ist sel­ten zu fin­den. Es ist ein Erfolg des öko­lo­gi­schen Tras­sen­ma­nage­ments, dass der Dung­kä­fer auf einer von Rin­dern bewei­de­ten Flä­che unter einer Hoch­span­nungs­lei­tung zu fin­den ist.

In Zusam­men­ar­beit mit einem Land­wirt vor Ort lässt die Bay­ern­werk Netz GmbH nörd­lich von Rothen­kir­chen in der Gemein­de Pres­sig im Land­kreis Kro­nach eine Strom­tras­se mit Rin­dern bewei­den. Ziel des Netz­be­trei­bers ist es, die Flä­che unter der Hoch­span­nungs­lei­tung scho­nend von Gehöl­zen zu befrei­en und inner­halb des Baye­ri­schen Bio­top­ver­bunds die Arten­viel­falt zu för­dern. Nun wur­de ein sel­te­ner Käfer namens Emus hir­tus ent­deckt. In Fach­krei­sen gilt er als Sensationsfund.

Wie eine lang­ge­streck­te Hum­mel sieht der Käfer aus, der auf der Rin­der­wei­de Jagd auf Dung­kä­fer und Flie­gen­lar­ven macht. „Emus hir­tus lebt räu­be­risch. Er ist auf Dung ange­wie­sen, weil sei­ne Beu­te dar­in lebt. Mit dem Rück­gang der Bewei­dung als Form der Land­schafts­nut­zung ist die Art vie­ler­orts ver­schwun­den“, erklärt der Bio­lo­ge Rei­ner Bütt­ner. Seit 33 Jah­ren führt er beim Insti­tut für Vege­ta­ti­ons­kun­de & Land­schafts­öko­lo­gie (IVL) in Hem­ho­fen Fach­kar­tie­run­gen der Tier­welt durch. Emus hir­tus, auch Behaar­ter Kurz­flüg­ler genannt, hat er jetzt auf der Tras­se der Bay­ern­werk Netz zum ers­ten Mal gese­hen. Rei­ner Bütt­ner zufol­ge gilt die Art in Fach­krei­sen als klei­ne Sen­sa­ti­on. In Nord­bay­ern sei sie in den ver­gan­ge­nen Jah­ren nur an zwei wei­te­ren Stand­or­ten, in den Land­krei­sen Hof und Main-Spes­sart, nach­ge­wie­sen wor­den. Obwohl sei­ne Flü­gel kaum sicht­bar sind, kann Emus hir­tus flie­gen. So ist er wahr­schein­lich auf die Tras­se bei Rothen­kir­chen gelangt. Rei­ner Bütt­ner zufol­ge fand er dort idea­le Lebens­be­din­gun­gen vor: „Eine offe­ne, struk­tur­rei­che Land­schaft mit zahl­rei­chen Dung­hau­fen und einer gro­ßen Viel­falt an Insekten.“

Öko­lo­gi­sche Trassenbeweidung

An zahl­rei­chen Orten in ganz Bay­ern setzt die Bay­ern­werk Netz der­zeit Bewei­dungs­pro­jek­te um, die unter dem Begriff des öko­lo­gi­schen Tras­sen­ma­nage­ments zusam­men­ge­fasst sind. Pro­jekt­lei­ter Maxi­mi­li­an Geigl von der Bay­ern­werk Netz erklärt: „Durch die drei Bau­stei­ne des öko­lo­gi­schen Tras­sen­ma­nage­ments – Bewei­dung, exten­si­ve Mahd und selek­ti­ve Gehölz­pfle­ge – schaf­fen wir einen siche­ren Betrieb unse­rer Frei­lei­tun­gen und för­dern die Arten­viel­falt.“ Dabei spie­le auch der Aspekt der Arbeits­si­cher­heit eine Rol­le, denn der manu­el­le Rück­schnitt mit der Motor­sä­ge kann ent­fal­len. Statt immer wie­der schwe­re Maschi­nen zur Mahd unter den Strom­mas­ten ein­zu­set­zen, wer­den durch die Bewei­dung jun­ge Bäu­me und Sträu­cher scho­nend und dau­er­haft im Wachs­tum gehemmt. So kön­nen sie spä­ter nicht in die Lei­ter­sei­le ein­wach­sen oder ein­fal­len. „Wir sehen die Zusam­men­ar­beit mit loka­len Tier­hal­tern als öko­lo­gisch und öko­no­misch an“, berich­tet Maxi­mi­li­an Geigl. In Rothen­kir­chen arbei­tet der Netz­be­trei­ber mit Land­wirt Burk­hard Neu­bau­er zusam­men, der sei­ne Gal­lo­way-Rin­der auf der Tras­se wei­den lässt.

Wan­der­kor­ri­do­re für Tie­re und Pflanzen

Neben den zahl­rei­chen Vor­tei­len, die das öko­lo­gi­sche Tras­sen­ma­nage­ment für die Instand­hal­tung von Strom­lei­tun­gen bringt, för­dert die Bewei­dung auch die Arten­viel­falt. Zusätz­lich zu Emus hir­tus fand Bio­lo­ge Rei­ner Bütt­ner wei­te­re auf Dung spe­zia­li­sier­te Käfer­ar­ten, die auf der Roten Lis­te Bay­erns ste­hen. Doch nicht nur Dung-Öko­sys­te­me pro­fi­tie­ren von der Bewei­dung. Zahl­rei­che Tier- und Pflan­zen­ar­ten sind auf lich­te, offe­ne Flä­chen ange­wie­sen. So sorgt die Bewei­dung dafür, dass die arten­rei­chen und viel­fäl­tig struk­tu­rier­ten Öko­sys­te­me des Offen­lands erhal­ten blei­ben. Das Frei­hal­ten von Tras­sen schafft über vie­le Kilo­me­ter lan­ge Wan­der­kor­ri­do­re, die Bio­to­pe ver­bin­den und die gene­ti­sche Viel­falt erhal­ten. Die Bay­ern­werk Netz ist Part­ner des Baye­ri­schen Staats­mi­nis­te­ri­ums für Umwelt und Ver­brau­cher­schutz (StMUV) und unter­stützt den Aus­bau des Bio­top­ver­bunds in Bay­ern ein. Der Ver­bund soll bis zum Jahr 2030 min­des­tens 15 Pro­zent Offen­land der Lan­des­flä­che umfas­sen. Mög­li­cher­wei­se kann Emus hir­tus so auch an ande­ren Orten wie­der einen Lebens­raum finden.

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