Sonn­tags­ge­dan­ken: Dominanz

Symbolbild Religion

„Und willst du nicht mein Bru­der sein, dann schlag ich dir den Schä­del ein!“

Was so lus­tig klingt, lie­be Freun­de, war lei­der sehr oft bit­te­rer Ernst. Den­ken wir nur an die Kreuz­zü­ge, wo man so viel Unglück über die Men­schen vor Ort gebracht hat, indem man die­se zwang, einen bestimm­ten Glau­ben anzunehmen.

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfar­rer Klaus Weig­and (rechts) mit Urmel …

Ich kann Men­schen viel­leicht dazu zwin­gen, etwas mit­zu­ma­chen, ich kann mit Druck Ver­hal­tens­wei­sen ein­for­dern. Ich kann erzwin­gen, dass man zum Got­tes­dienst geht, Riten absol­viert, Din­ge über sich erge­hen lässt – Glau­ben wecke ich damit nicht.

Auch wenn wir heu­te in unse­ren Brei­ten kei­nen Glau­bens­krieg mehr füh­ren, fra­ge ich mich doch so oft: „Sind wir heu­te denn wirk­lich frei von dem Satz „Und willst du nicht mein Bru­der sein, so schlag ich dir den Schä­del ein“?“

Ich bin über­zeugt, dass wir heu­te immer noch Men­schen ziem­lich oft unse­ren Wil­len auf­zwin­gen wol­len, und wehe dem, der dann nicht nach unse­rer Pfei­fe tanzt.

Da habe ich eine Idee, einen Gedan­ken, und den set­ze ich durch, kos­te es, was es wolle.

Da zwin­ge ich ande­re in eine bestimm­te Rol­le hin­ein, nur um sel­ber bes­ser da zu stehen.

Nein, so ganz weit weg sind Men­schen von sol­chem Ver­hal­ten noch immer nicht. Noch immer gibt es genug „Dik­ta­to­ren“, die ande­ren kei­ne Chan­ce einräumen.

Aber das hat mit Über­zeu­gung nichts zu tun. Wenn ich Men­schen gewin­nen möch­te, muss ich sie begeis­tern, dann wer­de ich sie überzeugen.

Und was für mei­nen Leben gilt, gilt auch für den Glauben.

Auch Glau­be hat etwas mit Über­zeu­gung zu tun. Und die kann ich nicht ein­fach so erwar­ten. Und ich kann sie auch nicht anord­nen und verlangen.

Glau­ben kann ich eben nicht erzwin­gen. Glau­ben kann ich nur gewin­nend vor­le­ben. Und dann, wenn Men­schen etwas von mir hören möch­ten, wenn sie Fra­gen an mich haben, dann kann ich ver­su­chen, dar­auf zu antworten.

Vie­le ken­nen das bestimmt noch von frü­her: Da gab es kein Fra­gen, da muss­te man halt machen, was gebo­ten war. Nach­fra­gen war nicht ange­bracht. Das hat vie­le spä­ter abge­schreckt und sie nah­men Abstand; sowohl vom Glau­ben als auch von der Kirche.

Ich bin über­zeugt, wenn wir ver­su­chen, heu­te so zu leben, wie Chris­tus es getan hat, der eben kei­nen gezwun­gen hat, der kei­nen aus­ge­schlos­sen hat, der auf Men­schen zuge­gan­gen ist, der durch sein Leben Men­schen begeis­tert hat, wenn wir so ver­su­chen, Men­schen die Fro­he Bot­schaft zu ver­kün­den, nicht durch Ver­bo­te, Geset­ze oder unzäh­li­ge Vor­schrif­ten, dann könn­te es auch uns gelin­gen, Men­schen wie­der zu begeis­tern; sogar für den Glau­ben. Das ist frei­lich auf­wen­di­ger und schwie­ri­ger, als ein­fach jeman­dem etwas auf­zu­ok­troy­ie­ren: Aber das ist für mich der ein­zig rich­ti­ge Weg!

Denn Glau­be hat etwas mit Über­zeu­gung zu tun. Und die kann ich nicht anord­nen. Und ich kann sie auch nicht verlangen.

So bleibt nur die Fra­ge, ob wir dazu bereit sind. Gesandt und gesalbt dazu sind wir alle, Sie und ich, und Sie nicht mehr und nicht weni­ger als ich.

Aber wer ist noch bereit?

Klaus Weig­and


Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Infos zu Pfar­rer Klaus Weigand

  • Gebo­ren 1966 in Erlen­bach am Main (Unter­fran­ken)
  • Abitur am The­re­sia­num in Bam­berg 1989
  • Stu­di­um der Kath. Theo­lo­gie in Bam­berg und Wien
  • Pries­ter­wei­he 1998
  • Tätig­kei­ten:
  • Fürth, Christ­kö­nig von 1997 – 2010
  • Bucken­ho­fen als Pfarr­ad­mi­nis­tra­tor 2010 – 2015
  • seit 2015 in Herolds­bach und Hausen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert