KI-Exper­tin auf IHK-Ver­an­stal­tung: „Euro­pa ver­liert den Anschluss“

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Wie künst­li­che Intel­li­genz (KI) funk­tio­niert, wel­che Rol­le KI heu­te spielt und in naher Zukunft spie­len könn­te und vor allem, wo Euro­pa eigent­lich im geo­po­li­ti­schen Macht­kampf steht, dar­um ging es in der Öffent­li­chen Voll­ver­samm­lung der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth auf der Plassenburg.

Pro­fes­so­rin Dag­mar Schul­ler, eine renom­mier­te Exper­tin auf die­sem Gebiet und Vize­prä­si­den­tin der IHK für Mün­chen und Ober­bay­ern, betont die Bedeu­tung von KI für die Wirt­schaft und die Gesell­schaft. Euro­pa sei füh­rend in der KI-Grund­la­gen­for­schung, hin­ke jedoch bei der prak­ti­schen Umset­zung hin­ter­her, wie die gerin­ge Anzahl an KI-Paten­ten zeigt. Pro­fes­so­rin Schul­ler: „Im inter­na­tio­na­len Wett­streit um die Vor­herr­schaft in der KI-Tech­no­lo­gie domi­nie­ren der­zeit die USA und Chi­na.“ 61 Pro­zent aller erteil­ten KI-Paten­te ent­fal­len auf Chi­na, 21 Pro­zent auf die USA, gera­de ein­mal zwei Pro­zent auf Europa.

ChatGPT: Von Null auf eine Mil­li­on in fünf Tagen

149 neue KI-Basis­mo­del­le haben For­scher allein für 2023 gezählt. 109 davon stam­men aus den USA, 20 aus Chi­na, acht aus Groß­bri­tan­ni­en, vier aus den Ver­ei­nig­ten Ara­bi­schen Emi­ra­ten und gera­de ein­mal zwei aus Deutschland.

Das Bei­spiel ChatGPT zei­ge, wie schnell sich KI aus­brei­tet. Um auf eine Mil­li­on User zu kom­men, habe Net­flix noch drei­ein­halb Jah­re benö­tigt, Twit­ter zwei Jah­re, Face­book zehn Mona­te, Insta­gram zwei­ein­halb Mona­te und ChatGPT gera­de ein­mal fünf Tage.

Die Macht der Daten und die Zukunft der Arbeit

Schul­ler unter­streicht die enor­men Inves­ti­tio­nen in KI-Start-ups in den USA. KI, basie­rend auf Mathe­ma­tik und Sta­tis­tik, ermög­licht es, mensch­li­che Ent­schei­dungs­pro­zes­se durch tech­ni­sche Algo­rith­men abzu­bil­den und damit Pro­zes­se und Pro­duk­te zu opti­mie­ren. Ein zen­tra­ler Vor­teil von KI ist ihre kon­ti­nu­ier­li­che Ver­füg­bar­keit. Ein­ge­setzt wer­de KI nicht zuletzt, wenn es um Ver­bes­se­run­gen von Pro­duk­ten, Pro­zes­sen und Ent­schei­dun­gen gehe.

KI kön­ne für die Wett­be­werbs­fä­hig­keit einen gro­ßen Unter­schied machen, so Prof. Schul­ler: „Man soll­te KI aber als das begrei­fen, was es ist: Ein sehr effi­zi­en­tes Werk­zeug, das aber weder eige­nes Den­ken ersetzt noch einem die Ver­ant­wor­tung abnimmt.“

Die künst­li­che Intel­li­genz blei­be nicht ohne Aus­wir­kun­gen auf die Arbeits­welt. Bis 2027 wür­de sich rund ein Vier­tel aller Arbeits­plät­ze ver­än­dern. „Wis­sens­ar­bei­ter“ etwa erle­di­gen im Durch­schnitt 12 Pro­zent mehr Auf­ga­ben, waren um 25 Pro­zent schnel­ler und erziel­ten in 40 Pro­zent aller Fäl­le bes­se­re Ergeb­nis­se als Men­schen ohne KI-Ein­satz, so eine aktu­el­le Stu­die. „KI ersetzt aber weder Krea­ti­vi­tät noch eige­nes Den­ken!“, betont Prof. Schuller.

Künst­li­che Intel­li­genz ist nicht wirk­lich intelligent

Schließ­lich sei KI, etwa ChatGPT nicht wirk­lich intel­li­gent. Prof. Schul­ler: „Die Ant­wor­ten ent­ste­hen durch Sta­tis­tik. Im Grun­de genom­men errech­net der Algo­rith­mus der wahr­schein­lichs­te Antwort.“

Schul­ler warnt davor, dass KI allein nicht über mora­li­sche Prin­zi­pi­en und Ver­ant­wor­tungs­be­wusst­sein ver­fü­ge. Sie betont des­halb auch die Not­wen­dig­keit, ethi­sche Fra­gen im Umgang mit der KI zu berücksichtigen.

Büro­kra­tie und Wirt­schafts­po­li­tik: Ein Hemm­schuh für Innovationen?

„Vie­le Her­aus­for­de­run­gen sind haus­ge­macht, weil Poli­tik wirt­schaft­li­che Über­le­gun­gen nicht nach­voll­zie­hen kann oder will“, so Dr. Micha­el Waas­ner, Prä­si­dent der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth in sei­ner Begrü­ßung. Er kri­ti­siert in die­sem Zusam­men­hang vor allem die Büro­kra­tie. Die­se Hin­der­nis­se erschwe­ren es Unter­neh­men, inno­va­tiv zu blei­ben und sich den aktu­el­len wirt­schaft­li­chen Her­aus­for­de­run­gen zu stel­len, etwa im Bereich der KI. Trotz der schwie­ri­gen Rah­men­be­din­gun­gen sieht Waas­ner in der KI eine Chan­ce, neue Wege zu beschrei­ten und den Wirt­schafts­stand­ort Deutsch­land zu stärken.

Zukunfts­aus­sich­ten für den Wirt­schafts­raum Oberfranken

Har­ry Weiß, Vor­sit­zen­der des IHK-Gre­mi­ums Kulm­bach, zeigt sich in sei­ner Ein­füh­rung opti­mis­tisch bezüg­lich der Inno­va­ti­ons­kraft Ober­fran­kens, auch in Hin­blick auf KI. Ein Blick in die Wirt­schafts­ge­schich­te zei­ge, dass ober­frän­ki­sche Unter­neh­men schon immer inno­va­tiv gewe­sen sei­en und sich bis heu­te stets an die aktu­el­len Her­aus­for­de­run­gen ange­passt haben. Trotz aller Her­aus­for­de­run­gen wie einer gedämpf­ten Wirt­schafts­stim­mung und inter­na­tio­na­ler Kon­kur­renz sieht er gute Per­spek­ti­ven für Ober­fran­ken, nicht zuletzt durch eine geziel­te Nut­zung von KI-Tech­no­lo­gien. Weiß: „Ich bin mir sicher, dass Ober­fran­kens Wirt­schaft auch in Zukunft eine her­aus­ra­gen­de Rol­le spie­len wird.“


Über das gekürz­te IHK-Logo

27 Pro­zent von uns – #Kei­ne­Wirt­schaft­Oh­ne­Wir ist der Titel der deutsch­land­wei­ten IHK-Kam­pa­gne, die mit einer Logo-Kür­zung um 27 Pro­zent deut­lich macht, dass 27 Pro­zent der Erwerbs­tä­ti­gen in Deutsch­land einen Migra­ti­ons­hin­ter­grund haben. Mit ihrer vor­über­ge­hen­den Logo­kür­zung setzt die IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth gemein­sam mit vie­len ande­ren IHKs in ganz Deutsch­land ein Zei­chen für Viel­falt und Welt­of­fen­heit und gegen extre­mis­ti­sche Tendenzen.

Mehr Infos zur Kam­pa­gne: https://​27pro​zent​vo​n​uns​.de

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