Bür­ger­meis­ter­ap­pell bringt Ober­fran­ken in Bewegung

Foto:privat

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Mit die­ser Wucht hat­te zu Beginn des Appells nie­mand gerech­net, so der Spre­cher des Bür­ger­meis­ter­ap­pells „Zusam­men erfolg­reich erneu­er­bar“, Speichersdorf´s Bür­ger­meis­ter Chris­ti­an Porsch. Nach dem Mot­to: Ener­gie­wen­de vor­an­brin­gen – Chan­cen nut­zen und die Her­aus­for­de­run­gen meis­tern sind 10 Bür­ger­meis­ter aus ganz Bay­ern und Alt­bür­ger­meis­ter Hel­mut Krä­mer, Hei­li­gen­stadt ange­tre­ten um die Ener­gie­wen­de, eines der wich­tigs­ten Pro­jek­te der Zukunft vor­an zu brin­gen. Heu­te, knapp ein Jahr nach dem Abschluss der Unter­schrif­ten­ak­ti­on, an der sich inner­halb weni­ger Wochen 432 Bür­ger­meis­ter betei­lig­ten, erin­nern sich die Grün­der die­ser Initia­ti­ve, Erwin Karg aus Fuchs­tal, Rena­te Denif­fel, Wild­polds­ried, Iris Harms sowie dem Hei­li­gen­städ­ter Alt­bür­ger­meis­ter Krä­mer gut dar­an, wel­che Reak­tio­nen in den Par­tei­zen­tra­len die­ser Appell aus­ge­löst hat. Auch in den Medi­en, in der Lan­des- und Bun­des­po­li­tik fand der Bür­ge­meis­ter­ap­pell mit sei­ner Viel­zahl an Unter­stüt­zern schnell Gehör. So schaff­te man sogar das The­ma Ener­gie­wen­de am 6. August 2023 ins ARD- Som­mer­in­ter­view mit Minis­ter­prä­si­dent Mar­kus Söder zu transportieren.

Ein Blick zurück

Die Schwach­punk­te, die bei der Ener­gie­wen­de hin­der­lich waren, haben die 11 Initia­to­ren aus allen Regie­rungs­be­zir­ken schnell aus­ge­macht und bei einem Fach­ge­spräch am 15. Sep­tem­ber 2023 mit den Regie­rungs­prä­si­den­ten aller sie­ben baye­ri­scher Bezir­ke, den Baye­ri­schen Staats­fors­ten, des Städ­te- und des Gemein­de­ta­ges sowie des Land­kreis­ta­ges in der Staats­kanz­lei plat­zie­ren kön­nen. Kon­kret ging es um die Ver­bes­se­rung für die Kom­mu­na­le Ener­gie­wen­de und den schnel­le­ren Aus­bau erneu­er­ba­rer Hei­mat­en­er­gien. So flos­sen eini­ge Kern­for­de­run­gen, wie eine gesetz­li­che Betei­li­gungs­mög­lich­keit, Aus­bau­zie­le für die Wind­ener­gie und die Fort­füh­rung des Wind­küm­me­rer-Pro­gramms sowie 1.000 zusätz­li­che Wind­kraft­an­la­gen in Bay­ern in den Koali­ti­ons­ver­trag zwi­schen CSU und Freie Wäh­ler nach der Land­tags­wahl im Sep­tem­ber 2023. Außer­dem haben die Baye­ri­schen Staats­fors­ten ihre Ver­ga­be­richt­li­ni­en kom­mu­nal- und bür­ger­freund­li­cher gemacht. Der gefor­der­te Mas­ter­plan Hei­mat­en­er­gien wird von der Staats­re­gie­rung wei­ter­ver­folgt. Zur schnel­le­ren Umset­zung der Ener­gie­wen­de wur­den drin­gend benö­tig­te Stel­len bei den Bezirks­re­gie­run­gen geschaf­fen und der Wis­sens­trans­fer zwi­schen den ein­zel­nen Ver­wal­tungs­ebe­nen ver­bes­sert. In Ein­zel­ge­sprä­chen mit allen Frak­tio­nen im Baye­ri­schen Land­tag- außer der AFD- wur­den im Früh­jahr 2024 noch ein­mal die Kern­for­de­run­gen erör­tert. Für eine erfolg­rei­che Ener­gie­wen­de war nach dem Spre­cher des Appells, Chris­ti­an Porsch auch der Schul­ter­schluss mit den kom­mu­na­len Spit­zen­ver­bän­den wich­tig. Aus dem Kreis der Initia­to­ren des Bür­ger­meis­ter­ap­pells hat sich zwi­schen­zeit­lich eine Arbeits­grup­pe Ener­gie beim Baye­ri­schen Gemein­de­tag gebil­det, die die Anlie­gen und For­de­run­gen wei­ter­be­ar­bei­tet und über die kom­mu­na­len Spit­zen­ver­bän­de an die poli­ti­schen Ent­schei­dungs­trä­ger adres­siert. Aus Sicht der Initia­to­ren gibt es zur Ener­gie­wen­de kei­ne Alter­na­ti­ve. Durch zahl­rei­che Geset­zes­än­de­rung zur Beschleu­ni­gung der Ener­gie­wen­de ist schon eini­ges gesche­hen. „Wenn im 1. Quar­tal schon 58% des Strom­be­darfs durch rege­ne­ra­ti­ve Ener­gien gedeckt wur­den, soll­ten die­se Ent­wick­lung auch die Kri­ti­ker zur Kennt­nis neh­men“, so der erfah­re­ne frän­ki­sche Kom­mu­nal­po­li­ti­ker Hel­mut Krä­mer, der vor einem Jahr­zehnt vor allem bei der Wind­kraft leid­vol­le Erfah­run­gen machen muss­te. Das was mit 10 H in Bay­ern ver­säumt wur­de, muss jetzt bei der Wind­kraft, aber auch beim Aus­bau der Strom­lei­tun­gen schnells­tens nach­ge­holt wer­den, so Krä­mer. Die Initia­to­ren haben den Stim­mungs­um­schwung bei Wind­kraft schon län­ger gespürt, denn die von der Staats­re­gie­rung ein­ge­setz­ten Wind­küm­me­rer haben in den Rat­häu­ser Über­zeu­gungs­ar­beit geleis­tet. Das war nicht so schwer, denn in der Regi­on Bam­berg haben sich schon im Juli ver­gan­ge­nen Jah­res 26 Rat­haus­chefs für die Ener­gie­wen­de und für einen schnel­le­ren Aus­bau der Wind­kraft mit ihrer Unter­schrift beim Bür­ger­meis­ter­ap­pell ent­schie­den. In Forch­heim waren es 15 und im Land­kreis Bay­reuth sogar 29.

Ein Jahr nach dem Bürgermeisterappell

„Der Wind hat sich im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes gedreht“ so die Wild­polds­rie­der Bür­ger­meis­te­rin Rena­te Denif­fel, die in ihrer Gemein­de im All­gäu noch mehr auf rege­ne­ra­ti­ve Ener­gien setzt. Auch wenn ver­ein­zelt Grup­pen in eini­gen Orten auf­tre­ten und gegen die Wind­kraft wet­tern, ändert das nichts an der Tat­sa­che, dass vie­le Kom­mu­nen die Ener­gie­wen­de als Chan­ce begrif­fen haben und ent­spre­chend han­deln. Es gibt immer mehr gute Bei­spie­le wie Kom­mu­nen mit den Bür­gern Wind­parks ent­wi­ckeln. Die Auf­bruch­stim­mung bei der Wind­ener­gie spü­ren auch die kom­mu­na­len Ver­tre­ter in den Kom­mu­nen und in den Regio­na­len Pla­nungs­ver­bän­den. Die Pla­nungs­aus­schüs­se haben in Bay­ern die Auf­ga­be ent­spre­chen­de Wind­vor­rang­flä­chen zu suchen und letzt­lich dafür zu sor­gen, damit die gesetz­lich fest­ge­leg­ten Flä­chen­zie­le erreicht wer­den. Nach dem Wind-an- Land- Gesetz müs­sen 1,1% bis 2027 und 1,8% der Lan­des­flä­che für die Wind­kraft aus­ge­wie­sen wer­den. Wenn die­se Flä­chen­zie­le nicht erreicht wer­den fällt die Pri­vi­le­gie­rung, mit der Fol­ge, dass die Kom­mu­nen kaum oder sogar über­haupt kein Mit­sprach­recht haben, wo Wind­kraft­an­la­gen errich­tet wer­den kön­nen. Dar­über, so Claus Schwarz­mann, Bür­ger­meis­ter der frän­ki­schen Gemein­de Eggols­heim, Land­kreis Forch­heim, einer der Mit­in­itia­to­ren des Bür­ger­meis­ter­ap­pells, müs­sen sich alle Betei­lig­ten im Kla­ren sein. In den ein­zel­nen Regio­nen, so der Spre­cher der Regio­na­len Pla­nungs­ver­bän­de Bay­ern , Land­rat Josef Nie­der­mai­er von der Pla­nungs­re­gung 18 Bad Tölz- Wolfrats­hau­sen sind die Wind­kraft­pla­nun­gen im vol­len Gan­ge – selbst in schwie­ri­gen Gebie­ten wie in der Alpen­re­gi­on, wo Schutz­ge­bie­te, Denk­mal­schutz, Flug­ver­kehr, Mili­tär es schwer machen, Flä­chen zu fin­den. Er sieht die Ener­gie­wen­de als eines der wich­tigs­ten Pro­jek­te für die Zukunft unse­rer Gesell­schaft und unse­res Lan­des. Der Bür­ger­meis­ter­ap­pell war wich­tig, mutig und auch rich­tungs­wei­send, so Nie­der­mai­er und hat sehr viel bewirkt. Auch in der Lan­des­po­li­tik ist das The­ma Wind­kraft jetzt in der gan­zen Brei­te ange­kom­men. Minis­ter­prä­si­dent Söder hat in sei­ner letz­ten Regie­rungs­er­klä­rung dazu Stel­lung genom­men. Um die künf­ti­ge Strom­ver­sor­gung Bay­erns abzu­si­chern, ver­sprach er eine Beschleu­ni­gung der Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren für Wind­rä­der. Die­se sol­len künf­tig zen­tral bei den Bezirks­re­gie­run­gen durch­ge­führt wer­den. Mit einem „Wind­kraft- Bonus“ will er die Akzep­tanz für die Anla­gen erhöhen.

Der Schlüs­sel liegt bei den Gemeinden

Ein gro­ßes Ziel des Bür­ger­meis­ter­ap­pells war, dass die Wert­schöp­fung in den Gemein­den bleibt. Und damit auch die Akzep­tanz erhöht wird. Von der Poli­tik wur­den in vie­len Berei­chen die Wei­chen dafür gestellt. Auch wenn bei Koope­ra­tio­nen von Kom­mu­nen mit dem Staats­forst noch nicht alles nach den Vor­stel­lun­gen der Bür­ger­meis­ter läuft, sind wir, so der Bür­ger­meis­ter­ap­pell­spre­cher Porsch auf einem guten Weg. Bei den Kom­mu­nen liegt es nun ob sie die Ener­gie­wen­de selbst gestal­ten wol­len oder ob sie es durch Nicht­han­deln dadurch den gro­ßen Play­ern wie RWE, Vat­ten­fall und ande­ren über­las­sen. Hel­mut Krä­mer kennt die Stim­mung und die Ent­wick­lung in den Pla­nungs­ver­bän­den und in vie­len Kom­mu­nen: „Es hat gedau­ert, aber jetzt bewegt sich viel“. In Ober­fran­ken sind nach sei­ner Schät­zung 40% der Gemein­den unter­wegs, um Wind­vor­rang­ge­bie­te zu ent­wi­ckeln. Vie­le Kom­mu­nen befin­den sich bei der Suche nach geeig­ne­ten Wind­flä­chen in der Abstim­mungs­pha­se mit den Pla­nungs­ver­bän­den. Im Land­kreis Forch­heim, wo die Wind­kraft jah­re­lang stief­müt­ter­lich behan­delt wur­de, sind auch bereits über 10 Kom­mu­nen dabei Wind­kraft­pro­jek­te zu ent­wi­ckeln. Wenn es den Gemein­den gelingt, Wind­parks mit Betei­li­gungs­mo­del­len zu ent­wi­ckeln, dann haben alle was davon, auch wenn es eini­gen Weni­gen nicht gefällt. Die Initia­to­ren des Bür­ger­meis­ter­ap­pells wer­den nicht nach­las­sen, dass das Ziel bei der Ener­gie­wen­de, die Wert­schöp­fung in den Kom­mu­nen zu hal­ten, Büro­kra­tie abzu­bau­en und Stand­ort­vor­tei­le für den länd­li­chen Raum zu sichern. Damit die Umset­zung von Bür­ger­mo­del­le auch vor­an­geht, sind die Initia­to­ren auch mit dem Baye­ri­schen Bau­ern­ver­band, der die Inter­es­sen der Grund­stücks­ei­gen­tü­mer ver­tritt in Gesprä­chen. Denn die Ener­gie­wen­de birgt, wenn man sie rich­tig angeht, gro­ße Chan­cen gera­de für länd­li­che Kom­mu­nen in Bay­ern“, so der Spre­cher Bür­ger­meis­ter Chris­ti­an Porsch.

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