Würdiges Gedenken an Bamberger Rechtsanwalt Hans Wölfel zu seinem 80. Todestag

Kranzniederlegung am Ehrengrab von Hans Wölfel. Foto: M. Keller
Kranzniederlegung am Ehrengrab von Hans Wölfel. Foto: M. Keller

Anlässlich des 80. Todestags des im Zuchthaus Brandenburg-Görden durch Enthauptung getöteten Bamberger Rechtsanwalts Hans Wölfel erinnerte das Oberlandesgericht Bamberg im Rahmen einer Gedenkveranstaltung an den Gegner des Nationalsozialismus.

„Hans Wölfel ist insbesondere aufgrund seines beherzten Eintretens für Demokratie und Rechtsstaat ein Vorbild, besonders auch in der aktuellen Zeit“, so die Präsidentin des Oberlandesgerichts Dr. Karin Angerer bei ihrer Begrüßungsansprache. Er habe klar Stellung gegen die menschenverachtende Ideologie des Nationalsozialismus bezogen und als Rechtsanwalt im Rahmen seiner Möglichkeiten bedrängten Menschen geholfen. „An diese Lebensleistung wollen wir heute erinnern“. Dem Oberlandesgericht sei es ein besonderes Anliegen, das Gedenken an Hans Wölfel gemeinsam mit der Anwaltschaft, der Stadt Bamberg und dem Förderkreis zur Pflege des Erinnerns an Hans Wölfel e.V. zu begehen, so Präsidentin Dr. Angerer.

Der Oberbürgermeister der Stadt Bamberg Andreas Starke hob hervor, Hans Wölfel sei seit seiner Studentenzeit der nationalsozialistischen Strömung öffentlich entgegengetreten. Er gehöre zu den Bambergern, die Widerstand geleistet hätten.

Hans Wölfel, dessen Lebensphilosophie sich am christlichen Glauben orientiert habe, sei schnell in die Schusslinie des NS-Regimes geraten. Zu Recht bezeichnete der emeritierte Erzbischof Prof. Dr. Ludwig Schick einmal Hans Wölfel als „Märtyrer aus Bamberg“. Hervorzuheben sei besonders der Einsatz von Hans Wölfel als Rechtsanwalt für die vom Nationalsozialismus bedrängten Personen. Unter anderem mit dem Ehrengrab für Hans Wölfel auf dem Hauptfriedhof und der Benennung einer Straße erinnere die Stadt Bamberg auf vielfältige Weise an ihren durch die Nationalsozialisten getöteten Bürger, so Oberbürgermeister Starke.

Gruppenbild während der Gedenkveranstaltung: von links Generalstaatsanwalt Wolfgang Gründler, Präsidentin des Oberlandesgerichts Dr. Karin Angerer, die Vorsitzende des Fördervereins zur Pflege des Erinnerns an Hans Wölfel Rechtsanwältin Martina Leuteritz, Vizepräsident der Rechtsanwaltskammer Bamberg Dr. Heinz Kracht, die Vorsitzende der Willy Aron-Gesellschaft Mechthildis Bocksch, Oberbürgermeister Andreas Starke, Kardinal Alvaro Ramazzini aus Guatemala, emeritierter Erzbischof Prof. Dr. Ludwig Schick und Vorsitzender des Anwaltsvereins Bamberg Rechtsanwalt Rainer Riegler. Fotografin: M. Keller

Gruppenbild während der Gedenkveranstaltung: von links Generalstaatsanwalt Wolfgang Gründler, Präsidentin des Oberlandesgerichts Dr. Karin Angerer, die Vorsitzende des Fördervereins zur Pflege des Erinnerns an Hans Wölfel Rechtsanwältin Martina Leuteritz, Vizepräsident der Rechtsanwaltskammer Bamberg Dr. Heinz Kracht, die Vorsitzende der Willy Aron-Gesellschaft Mechthildis Bocksch, Oberbürgermeister Andreas Starke, Kardinal Alvaro Ramazzini aus Guatemala, emeritierter Erzbischof Prof. Dr. Ludwig Schick und Vorsitzender des Anwaltsvereins Bamberg Rechtsanwalt Rainer Riegler. Fotografin: M. Keller

Die Gedenkrede hielt die Vorsitzende der Willy-Aron-Gesellschaft Bamberg Mechthildis Bocksch. Hans Wölfel hätte vielfältig Menschen beigestanden, die in Konflikt mit dem nationalsozialistischen Staat gerieten. Getreu seinem Grundsatz „Recht muss Recht bleiben“ leistete er verlässlich Hilfe für Bedrängte. Bereits in seiner Studienzeit fiel Hans Wölfel wegen seiner reifen Persönlichkeit auf, die es ihm frühzeitig ermöglichte, die Gefährlichkeit der nationalsozialistischen Ideologie zu erkennen. Daher habe er sich auch öffentlich vehement für die Demokratie eingesetzt.

Aufgrund eines Unrechtsurteils hätten die Nationalsozialisten Hans Wölfel zum Tode verurteilt. Ziel sei es wohl gewesen, mit Hans Wölfel auch einen ehemaligen Führer der katholischen Laienbewegung zu töten. Seiner Familie wurde sogar jede Möglichkeit genommen, die Leiche von Hans Wölfel nochmals zu sehen und sich zu verabschieden. In seinem Abschiedsbrief an seine Ehefrau und seine Tochter habe Hans Wölfel trotz seines Schicksals aber geschrieben „Liebe ist stärker als der Tod“.

Frau Bocksch führte weiter aus, Hans Wölfel habe in einem nach ihm benannten Kreis Gleichgesinnte versammelt, die Verantwortung nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus hätten übernehmen sollen. Er selbst sei als Oberbürgermeister von Bamberg vorgesehen gewesen. An das Schicksal von Hans Wölfel müsse auch in der heutigen Zeit weiterhin erinnert werden, so Mechthildis Bocksch. Die demokratischen Parteien müssten respektvoller miteinander umgehen. Jede Generation habe das Zusammenleben in der Demokratie zu erlernen. Ein respektvoller und menschlicher Umgang miteinander gewährleiste, dass die Demokratie attraktiv bleibe. „Die Demokratie ist der Ernstfall der Demokraten“, beendete Frau Bocksch ihre Gedenkrede.

Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung legten die Präsidentin des Oberlandesgerichts Dr. Karin Angerer, Oberbürgermeister Andreas Starke, die Vorsitzende des Förderkreises zur Pflege des Erinnerns an Hans Wölfel e.V.

Rechtsanwältin Martina Leuteritz und der Vorsitzende des Anwaltsvereins Bamberg Rechtsanwalt Rainer Riegler Blumengebinde am Ehrengrab von Hans Wölfel am Hauptfriedhof nieder.


Zum Hintergrund: Im Gebäude des Oberlandesgerichts Bamberg am Wilhelmsplatz befindet sich im Treppenaufgang zum zweiten Obergeschoss eine durch den Bamberger Anwaltsverein gestiftete Gedenktafel für Hans Wölfel. Die im Jahr 1946 eingeweihte Gedenktafel trägt die lateinische Inschrift „VINDEX – JURIS – PERIIT“. Übersetzt bedeutet dies „Weil er das Recht verteidigte, musste er sterben“.