Mei­len­stein für Was­ser­stoff aus Abfall­holz – BTX Ener­gy aus Bay­reuth beteiligt

symbolbild-wasserstoff

Die Ener­gie­wen­de schafft man nicht als Ein­zel­kämp­fer, das zeigt die jüngs­te Ent­wick­lung einer Grup­pe von drei befreun­de­ten Unter­neh­men aus Bay­ern. BtX ener­gy (Bay­reuth), Burk­hardt (Mühl­hau­sen) und Pro­Me­than (Tir­schen­reuth), alle­samt Anla­gen­bau­er aus dem Bio­en­er­gie­be­reich haben in der ers­ten Jah­res­hälf­te einen Mei­len­stein vom Labor in die Pra­xis für Was­ser­stoff aus Abfall­holz genom­men, indem sie gemein­sam eine Gas­auf­be­rei­tungs­tech­no­lo­gie zur Wir­kungs­grad­stei­ge­rung auf über 50% vom Abfall­holz zum rei­nen Was­ser­stoff erprobt haben. An die­ser Stel­le wird der kli­ma­freund­li­che Treib­stoff wirt­schaft­lich interessant.

Holz­ver­ga­ser wur­den schon vor 100 Jah­ren für die Treib­stoff­pro­duk­ti­on ein­ge­setzt, damals direkt im Fahr­zeug mit Ver­bren­nungs­mo­tor. Lei­der war die Tech­no­lo­gie bei Wei­tem nicht aus­ge­reift, der Wir­kungs­grad gering und die Moto­ren per­ma­nent ver­stopft vom Holz­te­er. Anders ist das heu­te: Moder­ne Anla­gen­bau­er wie die Pro­Me­than GmbH mit Hack­schnit­zel­ver­ga­sern mit 200 – 1000 kW Brenn­stoff­leis­tung modu­lar und die Burk­hardt GmbH mit Anla­gen von 500 kW bis zu 6 MW pro­du­zie­ren zuver­läs­sig sau­be­res Gas aus Rest­holz. Stellt man dar­aus Was­ser­stoff her, erreicht die­ser durch die Brenn­stoff­zel­len­tech­nik den dop­pel­ten Wir­kungs­grad im Fahr­zeug. Durch die moder­ne Anlagen­tech­no­lo­gie und die Rein­heits­an­for­de­run­gen von Was­ser­stoff besteht auch kei­ne Gefahr mehr für Aus­fäl­le. Dass das mög­lich ist, haben die bei­den Anla­gen­bau­er zusam­men mit BtX nun bewiesen.

Alt­be­kann­te Tech­no­lo­gie neu gedacht

Die Tech­no­lo­gie hier­für ist kei­ne Quan­ten­phy­sik – die soge­nann­te Was­ser­gas-Shift-Reak­ti­on ist fes­ter Bestand­teil der Erd­gas­bran­che und pro­du­ziert dort seit Jahr­zehn­ten fos­si­len Was­ser­stoff. Die Pro­zes­se unter­schei­den sich jedoch merk­lich, wes­halb ein aus­ge­klü­gel­tes Tem­pe­ra­tur­ma­nage­ment dafür sorgt, dass der neue BtX-Reak­tor weder aus­kühlt noch über­hitzt und zudem kei­ner­lei exter­ne Ener­gie benö­tigt. Nach­fol­gen­de Gra­fik zeigt den Pro­zess sche­ma­tisch vom Rest­holz bis zum Wasserstoff.

 Grafik zeigt den Prozess schematisch vom Restholz bis zum Wasserstoff

Das inno­va­ti­ve Reak­tor­kon­zept wur­de in dem mit 630.000 € vom BMWK geför­der­ten Pro­jekt BiDRo­Gen ent­wi­ckelt, wo der­zeit noch an einer neu­ar­ti­gen Was­ser­stoff­ab­schei­dung geforscht wird.

Ewi­ge Dis­kus­si­on um die Nach­hal­tig­keit von Holz als Energieträger

Die Nach­hal­tig­keit von Holz­hei­zun­gen war jüngst noch Streit­punkt in Brüs­sel. Eine Dis­kus­si­on, die lan­ge, kom­plex und von star­ken Mei­nungs­bil­dern geprägt ist. Am Ende des Tages sind eine nach­hal­ti­ge Forst­wirt­schaft, eine moder­ne, fein­staub­ar­me Tech­no­lo­gie und kur­ze Trans­port­we­ge die lei­der eben nicht über­all in Euro­pa gege­be­nen Anfor­de­run­gen, die Holz­ener­gie wirk­lich nach­hal­tig und kli­ma­freund­lich machen. All das wird hier jedoch ver­eint: Dezen­tra­le Holz­ver­ga­ser ver­ar­bei­ten Rest­holz aus Forst oder Indus­trie am Ort der Geste­hung zu einem Syn­the­se­gas, das anschlie­ßend in eine Mischung aus Was­ser­stoff (50% der Ener­gie) und Wär­me (30% der Ener­gie) mit hohem Sys­tem­wir­kungs­grad gewan­delt wer­den. Der Was­ser­stoff kann dann bei­spiels­wei­se zur Betan­kung der Lie­fer­fahr­zeu­ge für die eigent­li­chen Holz­pro­duk­te oder wei­te­re Rest­holz-Hack­schnit­zel oder ‑Pel­lets ein­ge­setzt wer­den, um auch deren Kli­ma­bi­lanz in der Hei­zung zu verbessern.

Bio­was­ser­stoff als zuge­las­se­ne Opti­on für den Klimaschutz

Die Zulas­sung von bio­ge­nem Was­ser­stoff als grü­nem Treib­stoff erfolg­te im Rah­men der Novel­lie­rung des Bun­des-Immis­si­ons­schutz­ge­set­zes im Jahr 2021. In Fol­ge ziel­füh­ren­der Dis­kus­sio­nen zwi­schen Poli­tik, Fach­ver­band Bio­gas und Start­Ups wie der BtX ener­gy GmbH konn­te die­se ent­schei­den­de Ver­bes­se­rung erzielt wer­den. Die gesetz­li­che Eini­gung auf einen rei­nen Rest­stoff­ein­satz klingt sinn­voll: Alles, was nicht ver­füt­tert oder stoff­lich ver­ar­bei­tet wer­den kann, darf in den Tank. BtX ener­gy ist seit März auch Inha­ber des ein­zig gül­ti­gen Zer­ti­fi­ka­tes für grü­nen Was­ser­stoff mit ihrer Anla­ge zur Was­ser­stoff­er­zeu­gung aus Gül­le und Mist.

Markt­ein­füh­rung und wei­te­re Innovationen

Nach­dem die Funk­tio­na­li­tät nun für die zwei unter­schied­li­chen Ver­ga­ser­tech­no­lo­gien und Dimen­sio­nen erprobt ist, soll es in gro­ßen Schrit­ten Rich­tung Markt­ein­tritt gehen. Hier­für wol­len Burk­hardt und BtX in den kom­men­den Jah­ren zum einen eine voll­stän­di­ge Anla­ge bis zur Was­ser­stoff­ab­schei­dung auf­bau­en und par­al­lel die Flüs­sig­treib­stoff­syn­the­se aus Holz­gas erproben.

Wasserstoffreaktor an den Vergaseranlagen von Burkhardt (120 kg Hackschnitzel pro Stunde) und ProMethan (60 kg Hackschnitzel pro Stunde). V.l.n.R.: Markus Kollmer (Burkhardt), Andreas Molle, Julian Haffelder, Andreas Molle (BtX), Robert Völkl (ProMethan).

Was­ser­stoff­re­ak­tor an den Ver­ga­ser­an­la­gen von Burk­hardt (120 kg Hack­schnit­zel pro Stun­de) und Pro­Me­than (60 kg Hack­schnit­zel pro Stun­de). V.l.n.R.: Mar­kus Koll­mer (Burk­hardt), Andre­as Mol­le, Juli­an Haf­fel­der, Andre­as Mol­le (BtX), Robert Völkl (Pro­Me­than).

Infos zu den betei­lig­ten Unternehmen

BtX ener­gy ist ein 2020 aus einem For­schungs­pro­jekt der Hoch­schu­le Hof gegrün­de­tes Start­Up mit Sitz in Hof und Schwer­punkt inno­va­ti­ve Bio­tech­no­lo­gien. Das nur 8‑köpfige Unter­neh­men ist der­zeit füh­rend in der Erzeu­gung von Was­ser­stoff aus Bio­gas, der Ver­fah­rens­tech­nik zur Behand­lung von bio­ge­nen und nicht-bio­ge­nen Syn­the­se­ga­sen und jüngst auch tätig in der Spal­tung von Ammo­ni­ak für den Import von grü­nem Wasserstoff.

Die Burk­hardt GmbH mit Sitz im baye­ri­schen Mühl­hau­sen ist einer der füh­ren­den Anbie­ter von Holz­gas-KWK-Anla­gen. Das Unter­neh­men ent­wi­ckelt und pro­du­ziert am Stand­ort Mühl­hau­sen Bio­mas­se­kraft­wer­ke bestehend aus Holz­ver­ga­ser und Block­heiz­kraft­werk (BHKW) zur Erzeu­gung von Strom und Wär­me für den inter­na­tio­na­len Markt. Neben der Anla­ge zur Ver­ga­sung von Holz­pel­lets, die seit 2010 in Serie pro­du­ziert wird, wur­de das Port­fo­lio in den letz­ten Jah­ren auch um eine Anla­ge zur Ver­ga­sung von Holz­hack­schnit­zeln erwei­tert, um mehr Rest­stoff­po­ten­zia­le erschlie­ßen zu kön­nen. Dar­über hin­aus bie­tet das Unter­neh­men auch erd­gas­be­trie­be­ne Block­heiz­kraft­wer­ke an.

Die Pro­Me­than Gas­an­la­gen­tech­no­lo­gie GmbH ist eine Schwes­ter­fir­ma der Völkl Moto­ren­tech­nik GmbH, ent­wi­ckelt und pro­du­ziert unter ande­rem Holz­ver­ga­sungs­an­la­gen im klei­ne­ren Bereich für Wald­hack­schnit­zel, Schred­der­holz, Säge­werks- u. Span­plat­ten­ab­fäl­le. Die kleins­te Linie leis­tet 70kW elek­trisch, mit der Kas­ka­die­rung der Reak­to­ren kann die gesam­te Anla­gen­leis­tung auf 300 kW elek­trisch erhöht wer­den, wobei die BHKW-Anla­ge mit der Anzahl der Zylin­der bzw. der Hub­raum­grö­ße mit­wächst. Vor­wie­gend wer­den die Anla­gen als fer­ti­ge Plug&Play Sys­te­me in fer­tig instal­lier­ten Tech­nik­con­te­ri­ner inklu­si­ve För­der­tech­nik zum Kun­den­stand­ort geliefert.

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