Gro­ßes Inter­es­se an der Kem­mer­ner Mohnbiene

Uni Bam­berg zählt an einem Tag über 300 Nester

Aus Kem­mern, Bam­berg und sogar aus Frei­sing nah­men fast 50 Inter­es­sier­te am Mohn­bie­nen-Spa­zier­gang (23.06.24) des Wan­der- und Hei­mat­ver­eins Kem­mern 1975 e. V. im Rah­men der Bay­ern­Tour Natur teil. Das Wet­ter war per­fekt und so ging die Grup­pe am Fuße des Hoch­was­ser­damms ent­lang auf Ent­de­ckungs­su­che. Nicht lan­ge und an einer blau blü­hen­den Weg­war­te war die ers­te Wild­bie­ne gefun­den. Eine aus Frei­sing ange­reis­te Teil­neh­me­rin oute­te sich als Wild­bie­nen­ex­per­tin und iden­ti­fi­zier­te die Wild­bie­ne als Fur­chen­bie­ne. Anne Schmitt, wel­che die Exkur­si­on lei­te­te, führ­te dann zum erst vor kur­zem natur­nah umge­stal­te­ten Main­ufer. An der leh­mi­gen Abbruch­kan­te waren bei genau­em Hin­schau­en die Ein­flug­lö­cher einer boden­nis­ten­den Wild­bie­nen­art zu sehen.

Unglaub­li­che Vielfalt

In Bay­ern sind weit über 500 Wild­bie­nen­ar­ten hei­misch und die Viel­falt ist unglaub­lich. Man­che Arten sind nur ein paar Mil­li­me­ter groß. Ande­re, wie die blau schil­lern­de Holz­bie­ne sind ech­te Brum­mer. Man­che legen ihr Ei in Holz oder Pflan­zen­stän­gel oder sogar in Schne­cken­häu­ser. Eini­ge Wild­bie­nen sind auf bestimm­te Pflan­zen spe­zia­li­siert. So ist eine Land­schaft, in der vie­le ver­schie­de­ne Wild­blu­men blü­hen dür­fen, eine wich­ti­ge Vor­aus­set­zung für die Arten­viel­falt z.B. auch bei Schmet­ter­lin­gen. Ein gro­ßer Teil der Wild­bie­nen­ar­ten gräbt für ihre Nach­kom­men Löcher in die Erde. So auch die Mohn­bie­ne, das eigent­li­che Ziel der Exkursion.

Die Mohn­bie­ne

Eine Mohn­bie­ne zu sehen ist gar nicht so ein­fach. Denn sie ver­bringt nur einen kur­zen Teil ihres Lebens als Insekt über der Erde. In unbe­fes­tig­te Sand­we­ge gräbt sie Körn­chen für Körn­chen ein Loch und klei­det es mit Blü­ten­blät­tern von Mohn­blü­ten aus. Der Auf­merk­sam­keit von Mar­tin Wöl­ker aus Kem­mern ist es zu ver­dan­ken, dass 2005 sei­ne Beob­ach­tung eines mit roten Blü­ten aus­ge­klei­de­ten klei­nen Loches im Boden zu einer Sen­sa­ti­on führ­te: es konn­ten damals über 500 Nes­ter gezählt wer­den. Eines der mit Abstand größ­ten nach­ge­wie­se­nen Brut­vor­kom­men. Bei einer Fol­ge-Kar­tie­rung 2023 waren es sogar über 600 Nes­ter. Sophia Hoch­rein, wel­che die Kar­tie­rung 2023 für den Lan­des­bund für Vogel- und Natur­schutz (LBV) in Bam­berg durch­führ­te, ist begeis­tert: „Es sind die unbe­fes­tig­ten, aber genutz­ten Sand­we­ge zusam­men mit den Mohn- und Korn­blu­men in der Kem­mer­ner Flur, wel­che die Mohn­bie­ne zum Über­le­ben braucht.“ In die­sem Jahr ist die Zäh­lung gera­de in vol­lem Gang. An einem ein­zi­gen Tag haben Stu­die­ren­de der Uni­ver­si­tät Bam­berg unter der Lei­tung von Dr. Yel­va Lar­sen, Mau­rice Kal­weit und Sophia Hoch­rein (Uni Bam­berg, Didak­tik der Natur­wis­sen­schaf­ten) über 350 Nes­ter gezählt. Das ist ein kla­rer Tages­re­kord und deu­tet dar­auf hin, dass die Mohn­bie­nen­po­pu­la­ti­on wei­ter­hin wächst.

Die Exkur­si­on

So stan­den bald Grup­pen von Men­schen um klei­ne Löcher im Boden und staun­ten. Span­nend war, dass eini­ge Nes­ter statt mit roten Mohn­blü­ten mit gel­ben Blü­ten­blät­tern, ver­mut­lich Johan­nis­kraut, aus­ge­klei­det waren. Mar­tin Wöl­ker erzähl­te vor Ort noch eini­ges zum Leben der Mohn­bie­ne. Einen guten Über­blick gibt eine beim Land­schafts­pfle­ge­ver­band Bam­berg erhält­li­che Broschüre.

Im Anschluss gab es an der Wan­der­hal­le Kaf­fee und Kuchen und vie­le Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer nut­zen die Mög­lich­keit, sich mit den ande­ren aus­zu­tau­schen. Eine Fra­ge war auch, wel­che Funk­ti­on die Mohn­bie­ne für die Natur und den Men­schen hat. Vie­le Wild­bie­nen­ar­ten über­neh­men bei­spiels­wei­se die Bestäu­bung von Nutz­pflan­zen. Bei Erd­bee­ren weiß man, dass dann die Erträ­ge höher sind und die Früch­te eine bes­se­re Qua­li­tät haben. Die Mohn­bie­ne bestäubt zwar kei­ne Toma­ten oder Erd­bee­ren, aber sie fliegt vie­le ver­schie­de­ne Wild­pflan­zen an und trägt so zu der beein­dru­cken­den Blü­ten­viel­falt und einem sta­bi­len Öko­sys­tem in Kem­mern bei. Und für uns Men­schen ist sie eine wich­ti­ge Art, weil sie mit ihrer unver­kenn­ba­ren Lebens­wei­se neu­gie­rig auf die Welt der Wild­bie­nen macht. Sie zeigt ein­drucks­voll, dass unge­schot­ter­te Wege, blü­hen­de Weg­rän­der und Hoch­was­ser­däm­me als Natur­schatz gese­hen wer­den müs­sen, den es zu bewah­ren gilt.

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