Fichtelgebirgsverein feierte in der Tauritzmühle
„Bleibt unsere Bastion, bleibt unser Bollwerk im südlichen Fichtelgebirge“, so FGV-Hauptvereinsvorsitzender Rainer Schreier. Mit einem Italienischen Abend und einem Festakt mit vielen Überraschungen feierte die FGV-Ortsgruppe am letzten Wochenende ihr 50-jähriges Bestehen.
Ein halbes Jahrhundert im Dienst von Natur und Kultur, von Brauchtum und Tradition. Der Verein mit seinen 825 Mitglieder und seiner Tauritzmühle als Herzstück hatte allen Grund zum Feiern. Denn nicht nur, dass der Verein 1974 aus der Taufe gehoben wurde. Der Kraftquelle FGV entsprang vor 40 Jahre die Wanderschutzhütte, vor 40 Jahre die Musikschule und der Thomas-Chor und vor 35 Jahren die Speichersdorfer Musikanten. Zudem: nach fünf Jahrzehnten ist die „Tauritzmühle“ der Inbegriff eines einzigartigen Natur- und Kulturreservats und die FGV-Familie eines bunten Aktivpostens in der Vereinslandschaft der Gemeinde. Beides ist der manifestierte Ausfluss eines einzigartigen „Wir-Gefühls“ und das Ergebnis einer einzigartigen Lebensleistung und eines einmaligen Lebenswerks von drei Generationen der „FGV-Familie“.
Den Auftakt der Feierlichkeit machte am Samstag eine „Festa d´estate italiano“. Es war auf der ganzen Linie ein Revival, was Kulturreferent Rainer Prischenk mit seinem Team da auf die Beine stellte. Denn exakt vor 25 Jahren, im Jahr 1999, nahm mit eben einem Italienischen Abend mit der gleichen Band „Trio Salato“ und den gleichen Musikern die über 20-jährige Erfolgsgeschichte der „Länderabende“ unter der Linde seinen Auftakt. Das Gelände war in grün-weiß-rotes Deko getaucht. Neben einer breiten Palette an italienischen Weinen sowie Pizzen vom Pizza-Peter warteten Snacks wie Buratta Grissini und Pana Cotta auf die Gäste. Natürlich durfte zum Dessert Tiramisu Marke Eigenbau nicht fehlen. musikalisch garnierten Rainer (Rainero) Hasinger, Robert (Roberto) Hasleder und Andreas (Andrea) Kessel den Abend “unplugged“ mit italienischen Schlagern, Pop-Songs und Balladen eines Angelo Branduardi, den frechen Liedern Lucio Dalla, den poetischen Stücken von Fabrizio De André bis zu den „Folksongs“ von Francesco De Gregori und natürlich auch den Hits des großen Adriano Celentano.
Nicht weniger Gelegenheit, in vielen schönen Erinnerungen von fünf Jahrzehnten FGV zu schwelgen, bot der Festakt am Sonntagvormittag. Die FGV-Spitze um Vorsitzender Dieter Kottwitz hatte Mitglieder, Freunde und Gönner unter die Linde zu einer bunten Feierstunde mit Weißwurst-Frühschoppen und so mancher Überraschung eingeladen. Die Speichersdorfer Musikanten sorgten mit dem Opening von Ernst Hofmann, der Kuschelpolka von Peter Schad, dem Bayerischer Defiliermarsch und Böhmischen Traum für einen klanggewaltigen musikalischem Rahmen. Der zehnköpfige Thomas Chor, geleitet von Richard Waldmann, stimmte „Im schönsten Wiesengrunde“, das Fichtelgebirgslied und ein von Caecilia Krieger komponiertes und getextetes „Tauritzmühlen-Lied“ an. Im Fokus des Vormittags standen natürlich die Vielzahl der Jubilare, die den FGV zu dem machten, was er heute ist. Nicht weniger als 91 Mitglieder, darunter 36 Mitglieder der ersten Stunde, wurden für 50, 40 und 25 Jahre Mitgliedschaft geehrt. Vorsitzender Dieter Kottwitz ließ es sich nicht nehmen, jeden einzelnen Namen vorzulesen und aufzurufen. Zum Dank gab es nebst Urkunde ein Fichtelgebirgslexikon und Apfelgrips des Landschaftspflegeverbands.
Bespickt mit vielen Anekdoten und Begebenheiten, die er selbst erlebt hat, nahm Kottwitz seine Gäste mit auf eine ganz persönliche, aber auch selbstkritische Reise durch fünf Jahrzehnte FGV. So berichtete er von seinen ersten Berührungspunkten mit der Vereinsarbeit 1974 auf dem Tressauer Wanderparkplatz bei Johannisfeuer, Zeltlager, erste IVV-Wandertage und die Manfred Strößenreuther Flugvorführungen. „Das alles ist heute Geschichte. Aber man denkt gerne zurück“, so Kottwitz. Ein entscheidender Unterschied zu heute sei, dass es damals keine Referate und Sparten gegeben habe, die organisierten. Alle Aktivitäten seien damals von allen in der Vorstandschaft gemacht und dann auch vom ganzen Verein besucht wurden. Da seien bei allen Veranstaltungen Eltern und Kinder, Oma und Opa beieinander gewesen. Kottwitz erinnerte an die Mühen beim Aufbau der Tauritzmühle, die in einer einzigartigen Gemeinschaftsleistung vieler handwerklicher Hände erfolgte. Als gut erzogener jungen Mann mit Bitte und Dank sei er beim Mithelfen von einem Maurer forsch belehrt worden: „Am Bau gibt´s ka Sie, nur ein Du – gib mal des Rückeiserl her!“ Beim Verlegen der kilometerlangen Stromleitung vom Göppmannsbühler Feuerwehrhaus zur Tauritzmühle, so eine unvergessene Anekdote, seien der damalige Vorsitzende Siegfried Schäller und die Helfer bei Pfarrer Peter Schwarzfischer in Ungnade gefallen. Da es auf der Tauritzmühle keinen Strom gegeben habe, habe Schäller eine Aktion von Freitag bis Sonntag gestartet. „Sage und schreibe 72 Personen inklusive Schreibtischtäter haben damals die Leitung gegraben“, erinnerte sich Kottwitz.
Viele Helfer hätten auch den Backofen entstehen lassen. „Hier haben wir es versäumt, das Brotbacken in nächste Generation mit hinüberzunehmen“, bedauerte Kottwitz. Ein Herzstück des FGV, das Kottwitz wieder aufleben lassen möchte, wenn die Brücke saniert ist, ließ er seinen Zuhörern wissen. Kottwitz streifte das Anlegen der Fischweiher, den Bau des Kellergewölbes, des Anbaus, und die Entstehung der Musikschule mit Wolfgang Bergmann. „Wir sind der einzige Verein, der eine Musikschule und ein Orchester hat“, resümierte Kottwitz nicht ohne Stolz. Was auch keine Selbstverständlichkeit sei, sei über all die Jahre die glänzende Zusammenarbeit und tolle Unterstützung seitens der Gemeinde, gleich welcher Bürgermeister, gleich welche Partei das Sagen gehabt habe.
„Zusammenhalt und Leidenschaft, Ideenreichtum und Offenheit für Neues“ im Dienst der Pflege und des Schutzes von Natur und Heimat zeichne die FGV-Familie aus, betonten FGV Hauptvorsitzender Rainer Schreier und sein Stellvertreter Adrian Rosner. Sie dankten den ehrenamtlichen Helfern und langjährigen Mitgliedern, die all die Erfolge möglich gemacht hätten. „Statt am ´Wischkästl` Zeit in der Natur, am Wasserspielplatz, beim Wandern zu verbringen, das ist der richtige Weg und daran müssen wir arbeiten“, so Landtagsabgeordneten und dritter Bürgermeister Franc Dierl, auch in Vertretung des Landrats und der Gemeinde. Der FGV sei ein Paradebeispiel an Heimatverbundenheit und wie das das gesellschaftliche Leben in einem Verein pulsiere. Für die hervorragende Arbeit hatte er eine Spende 1000 Euro als Geburtstagsgeschenk mitgebracht.
Für ein ganz besonderes Geschenk sorgte der Patenverein FGV Weidenberg um Vorsitzender Günther Dörfler, der das freundschaftliche Verhältnis zu seinem „20 Jahre jüngerem Bruder“ betonte. Neben einem 100 Liter – Gutschein hatte er die im Oktober neu gegründete Volkstanzgruppe mitgebracht. Unter Leitung von Ute Roth präsentierten fünf Paare zu Ehren des Jubilars die Sternpolka, den norddeutschen Tanz Maike und den amerikanischen Tanz „Virginia Reel“ auf.
Bei der abschließenden ökumenischen Andacht mit Pfarrerin Andrea Kühn und Pfarrer Sven Grillmeier wurde schließlich Dank gesagt und Gott um seinen Segen für die kommenden Jahrzehnte gebeten.
Impressionen vom Jubiläumsfest
Alle Fotos: Wolfgang Hübner
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