Sonn­tags­ge­dan­ken: Vor aller Augen

Symbolbild Religion

Zu einem Wei­sen kam einer und klagte:
„Ich suche nun schon so vie­le Jah­re nach Gott und kann ihn nicht finden.“
Der Wei­se sah ihn freund­lich an und erzähl­te: „„Es war ein­mal ein Mann namens Nas­rud­din. Er ging immer hin und her über die Gren­ze, an ver­schie­de­nen Zoll­stel­len vor­bei, ein­mal mit einem Esel, ein­mal auch mit zwei­en oder drei­en. Auf den Eseln trans­por­tier­te er gro­ße Las­ten Stroh. Die Zöll­ner wuss­ten, dass er ein bekann­ter Schmugg­ler war, und so durch­such­ten sie ihn immer wie­der, sta­chen mit den Stö­cken in die Stroh­bal­len, und manch­mal ver­brann­ten sie das Stroh und such­ten in der Asche nach dem, was er schmug­gel­te. Aber sie fan­den nichts, und Nas­rud­din wur­de immer rei­cher und reicher.
Schließ­lich wur­de er alt, zog in ein ande­res Land und setz­te sich zur Ruhe. Dort begeg­ne­te ihm einer der frü­he­ren Grenz­wäch­ter und frag­te: „Nas­rud­din, jetzt könnt Ihr es mir ja sagen. Was habt Ihr geschmug­gelt, das wir nie gefun­den haben?“ Nas­rud­din lächel­te und ant­wor­te­te: „Esel!““
„Siehst du“, sag­te der Wei­se, „so man­cher sucht nach Gott, und Gott ist vor sei­nen Augen.“

(Quel­le unbekannt)

Geht es uns nicht oft auch so, wie dem Mann, der den Wei­sen nach Gott frag­te? Ich bin über­zeugt, dass Men­schen sich oft fra­gen, vor allem, wenn ihnen das Was­ser bis zu Hals steht: „Wo ist Gott?“

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfar­rer Klaus Weig­and (rechts) mit Urmel …

Wir bezwei­feln so oft sei­ne Gegen­wart und Nähe und mei­nen, er sei irgend­wo ganz weit weg. Aber das ist er nicht. Gott ist vor unse­ren Augen, nur sehen wir ihn oft nicht, obwohl er in so vie­lem zu erken­nen wäre. Ist Ihnen noch nie auf­ge­fal­len, dass die Vögel schon früh­mor­gens ihr Lied sin­gen? Dar­an kann man ihn erken­nen. Die wun­der­schö­nen Blu­men und das sat­te Grün der Wie­sen, haben Sie das schon ent­deckt? Da ist er zu sehen.
Und auch in den strah­len­den Augen Ihres Haus­tie­res, das sich freut, wenn Sie nach Hau­se kom­men, oder in dem Men­schen, der sie gera­de anstrahlt, dort über­all ist Er verborgen.

Und den­noch gibt es Men­schen, die unent­wegt nach Gott fra­gen. Könn­te es viel­leicht dar­an lie­gen, dass ich durch mein Tun und Han­deln Gott zu wenig sicht­bar und spür­bar gemacht habe: viel­leicht, weil ich zu wenig Lie­be gezeigt habe, oder nicht ver­zei­hen konn­te und nach­tra­gend war oder noch immer bin? Konn­te jemand Gott viel­leicht nicht spü­ren, weil ich zu wenig hilfs­be­reit war und mein Herz ver­schlos­sen habe, oder spür­te ihn der ande­re nicht, weil ich nur nega­tiv über die­sen sprach und mei­ne Kri­tik eigent­lich mehr ein Schimp­fen über mei­ne lei­di­ge Situa­ti­on war? Manch­mal tut es gut, einem ande­ren auch ein­mal etwas Gutes zu sagen oder einen ande­ren nur still in den Arm zu neh­men: Da kann man Gott spü­ren und sogar wahrnehmen.

Nein mit den Augen nicht, aber mit dem Her­zen kann ich IHN sehen.

Und des­we­gen wün­sche ich Ihnen, dass Sie ihn ent­de­cken können:

in den Men­schen, denen Sie heu­te begegnen,

in der Natur, in Son­ne, Mond und Sternen.

Ich wün­sche Ihnen vie­le Begeg­nun­gen mit Gott aber auch, dass Sie jemand wer­den, der Gott hin­ein­trägt in die Welt.

Ja, so kön­nen wir sei­ne Gegen­wart zei­gen, denn er ist nicht nur in der Kir­che zu fin­den, unser Gott, und Christ bin ich mit­ten in der Welt!

Klaus Weig­and


Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Infos zu Pfar­rer Klaus Weigand

  • Gebo­ren 1966 in Erlen­bach am Main (Unter­fran­ken)
  • Abitur am The­re­sia­num in Bam­berg 1989
  • Stu­di­um der Kath. Theo­lo­gie in Bam­berg und Wien
  • Pries­ter­wei­he 1998
  • Tätig­kei­ten:
  • Fürth, Christ­kö­nig von 1997 – 2010
  • Bucken­ho­fen als Pfarr­ad­mi­nis­tra­tor 2010 – 2015
  • seit 2015 in Herolds­bach und Hausen

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