Infor­ma­ti­ons­fahrt „Land­wirt­schaft“ des ober­frän­ki­schen Regie­rungs­prä­si­den­ten im Land­kreis Kulmbach

LOGO Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbach

Einen gan­zen Tag lang hat sich Ober­fran­kens Regie­rungs­prä­si­dent Flo­ri­an Luder­schmid ein Bild von der Land- und Forst­wirt­schaft im Land­kreis Kulm­bach gemacht. Orga­ni­siert vom Amt für Ernäh­rung, Land­wirt­schaft und Fors­ten (AELF) Coburg-Kulm­bach hat er an fünf Sta­tio­nen unter­schied­lichs­te Facet­ten und Betriebs­struk­tu­ren ken­nen­ge­lernt und ist mit Betriebs­lei­tern und Förs­tern ins Gespräch gekom­men. Regie­rungs­prä­si­dent Luder­schmid: „Unse­re hei­mi­sche Land- und Forst­wirt­schaft hat eine bedeu­ten­de Rol­le, dies gera­de auch im Kulm­ba­cher Raum, einem der zen­tra­len Ernäh­rungs­stand­or­te Bay­erns. Im Mit­tel­punkt der Genuss­re­gi­on Ober­fran­kens erzeugt die Land­wirt­schaft regio­na­le, qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge Lebens­mit­tel zur Ver­sor­gung unse­rer Bevöl­ke­rung. Daher ist mir die all­jähr­li­che Info­fahrt sehr wich­tig, um vor Ort die aktu­el­len Her­aus­for­de­run­gen der Betrie­be zu erfah­ren.“ Harald Weber, Behör­den­lei­ter am AELF Coburg-Kulm­bach, ergänzt: „Wir freu­en uns sehr, dass wir dem Regie­rungs­prä­si­den­ten die Viel­falt der Land­wirt­schaft im Land­kreis Kulm­bach zei­gen konn­ten. Der per­sön­li­che Kon­takt zu den Land­wir­ten vor Ort ist das A und O unse­rer Arbeit.“

Her­aus­for­de­run­gen am Öko-Eiermarkt

Die Rund­fahrt star­te­te im Köd­nit­zer Orts­teil Föl­schnitz. Dort bewirt­schaf­tet der Öko-Lege­hen­nen­be­trieb Micha­el Grampp in einem moder­nen Stall 9.000 Lege­hen­nen und erzeugt damit Bio-Eier. Die Ver­mark­tung über­nimmt zum größ­ten Teil ein Fremd-Unter­neh­men. Die­ses holt die Eier ab, stem­pelt und ver­packt sie für den Wei­ter­ver­kauf. Einen klei­nen Teil ver­mark­tet Betriebs­lei­ter Micha­el Grampp selbst über­wie­gend an die regio­na­le Gas­tro­no­mie, der Rest geht in die Direkt­ver­mark­tung. Micha­el Grampp erläu­tert den damit ver­bun­de­nen Auf­wand: „Weil mehr als ein Drit­tel mei­ner direkt­ver­mark­te­ten Eier an die Gas­tro­no­mie geht, müs­sen sie alle an einer EU-zer­ti­fi­zier­ten Pack­stel­le ver­packt wer­den.“ Das sei mit hohen Auf­la­gen und ent­spre­chen­den wirt­schaft­li­chen Belas­tun­gen verbunden.

Pflicht zur Wei­de­hal­tung im Bio-Bereich schafft Pro­ble­me für Milchbauern

Der Öko-Milch­vieh­be­trieb Her­mann Grampp aus dem Kulm­ba­cher Stadt­teil Unter­ko­dach, zwei­ter Halt der Info­fahrt, zählt zu den Top-Bio-Milch­er­zeu­gern in Bay­ern. Dane­ben ist die Fami­lie sehr aktiv im Pro­gramm „Erleb­nis Bau­ern­hof“ und legt gro­ßen Wert auf Natur­schutz. Dafür erhielt der Betrieb 2018 u.a. den 2. Preis im deutsch­land­wei­ten Pro­jekt „Gemein­sam Boden gut machen“ des Natur­schutz­bun­des Deutsch­land (NABU). Heu­er stellt der Betrieb den bay­ern­weit bes­ten Acker für den Vogel des Jah­res 2024: Zwölf Kie­bitz­paa­re brü­ten auf einem Feld. Und den­noch: der Bio-Ära des Betriebs droht das Aus. Betriebs­lei­ter Her­mann Grampp: „Wenn die Wei­de­pflicht für Öko-Betrie­be kommt, dann stei­ge ich aus Bio aus.“ Denn wie bei vie­len Betrie­ben in Fran­ken ist es schwer mög­lich, ange­mes­se­ne Wei­de­flä­chen zu bekom­men. Regie­rungs­prä­si­dent Luder­schmid wies Grampp auf die Anlauf­be­ra­tung Öko­land­bau am AELF Coburg-Kulm­bach und die Zer­ti­fi­zie­rungs­stel­le hin, um gemein­sam die Umset­zung der Wei­de­pflicht in einem Wei­de­kon­zept auszuloten.

Stand­bei­ne schaf­fen durch Diversifizierung

Bio­di­ver­si­tät und Diver­si­fi­zie­rung stan­den beim drit­ten Stopp im Mit­tel­punkt. Der Bio-Hof Distler im Kulm­ba­cher Stadt­teil Esbach hat nicht nur 22 Gal­lo­way­rin­der in exten­si­ver Bewirt­schaf­tung. Die Fami­lie baut auf 27 Hekt­ar Acker­land auch außer­ge­wöhn­li­che Kul­tu­ren an. Dazu gehö­ren bei­spiels­wei­se Schwarz­küm­mel, Öllein und Fär­ber­dis­tel, die mit ihren Blü­ten auch zur Bio­di­ver­si­tät bei­tra­gen. Seit 2015 haben Man­fred und Bir­git Distler vom Milch­vieh-Voll­erwerbs­be­trieb zum Neben­er­werbs­be­trieb umstruk­tu­riert. Ein Schwer­punkt liegt dabei auf der Direkt­ver­mark­tung z.B. von Fleisch oder Öl. Regie­rungs­prä­si­dent Luder­schmid lob­te den inno­va­ti­ven Ansatz: „Mit Super­food aus Fran­ken bedie­nen Sie nicht nur neue Ernäh­rungs­trends, son­dern sor­gen auch für mehr Bio­di­ver­si­tät auf den Flächen.“

Den Zukunfts­wald erle­ben im Kli­ma-Arbo­re­tum Kulmbach

Anschlie­ßend rück­te der Forst in den Mit­tel­punkt der Rund­fahrt: Der Regie­rungs­prä­si­dent besuch­te mit Förs­tern des AELF Coburg-Kulm­bach und der Kulm­ba­cher Stadt­förs­te­rin Car­men Hom­bach das Kli­ma-Arbo­re­tum im Kulm­ba­cher Stadt­wald. Das Arbo­re­tum wur­de in enger Koope­ra­ti­on mit dem Mark­graf-Georg-Fried­rich-Gym­na­si­um (MGF) Kulm­bach und der Stadt Kulm­bach ein­ge­rich­tet, um den Dia­log mit der Bevöl­ke­rung zu wald­be­zo­ge­nen The­men an kon­kre­ten Wald­bil­dern zu unter­stüt­zen. Dabei hat das MGF zusam­men mit dem AELF Coburg-Kulm­bach ein gemein­sa­mes P- und W‑Seminar durch­ge­führt. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler the­ma­ti­sier­ten die Wech­sel­wir­kun­gen zwi­schen Kli­ma­wan­del und Wald­öko­sys­te­men und kon­kre­ti­sier­ten mög­li­che Hand­lungs­op­tio­nen für die Zukunft. So sind auf rund einem Hekt­ar „neue Baum­ar­ten“ gepflanzt wor­den, um zu erfor­schen, ob sie mit den Stand­ort­be­din­gun­gen zurecht­kom­men und so das vor­han­de­ne Baum­ar­ten­spek­trum erwei­tern können.

Aut­ar­ke Ener­gie­er­zeu­gung im Gemüseanbaubetrieb

Der Betrieb Scher­zer & Boss Frucht­ge­mü­se im Won­see­ser Orts­teil Feu­lers­dorf mar­kier­te die End­sta­ti­on der Land­wirt­schafts­fahrt. Auf einer Gewächs­haus­flä­che von fast 16 Hekt­ar baut der Betrieb Mini­gur­ken, Pepe­ro­ni sowie ver­schie­de­ne Papri­ka- und Toma­ten­sor­ten an. 5 Hekt­ar der Gewächs­haus­flä­che sind beleuch­tet, dadurch kön­nen Gur­ken und Toma­ten das gan­ze Jahr geern­tet wer­den, jähr­lich zwi­schen 7.000 und 8.000 Ton­nen. Inha­ber Fritz Boss: „Bezahl­ba­re Ener­gie ist unser Haupt­the­ma. Auf­grund der gestie­ge­nen Gas­prei­se muss­ten wir in eine neue Bio­mas­se­hei­zungs­an­la­ge inves­tie­ren, mit der wir 50 Pro­zent unse­rer Ener­gie zur Behei­zung der Gewächs­häu­ser erzeu­gen.“ Hier­für wer­den Hack­schnit­zel aus 15 Kilo­me­ter Umkreis ein­ge­kauft, was auch die regio­na­le Wert­schöp­fung stärkt. Ins­ge­samt beträgt der Ener­gie­be­darf für Hei­zung und Beleuch­tung rund 80 Mil­lio­nen Kilo­watt­stun­den, die kom­plett aut­ark erzeugt wer­den. Als Gärt­ner­meis­ter lie­gen Fritz Boss die öko­lo­gi­schen Aspek­te sehr am Her­zen. Dar­um sind auf dem Betriebs­ge­län­de auch aus­la­den­de Flä­chen mit auto­chtho­nen Blüh­pflan­zen ange­legt wor­den. Regie­rungs­prä­si­dent Flo­ri­an Luder­schmid bedank­te sich für den wert­vol­len Bei­trag zur regio­na­len Ver­sor­gung mit qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­gem Gemü­se und den vor­bild­li­chen Ein­satz im Rah­men der Energiewende.

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