Unternehmer diskutiert in Berufsschule Bamberg über EU

Diskussion mit IHK-Gremiumsvorsitzenden Herbert Grimmer

Mit der Europawahl am 9. Juni werden entscheidende Weichen für die Zukunft der EU gestellt. Damit die Bedeutung Europas für den Wirtschaftsstandort Oberfranken auch für die junge Generation ein Stück greifbarer wird, hat die IHK für Oberfranken Bayreuth in Bamberg, Marktredwitz, Forchheim, Kulmbach, Kronach, Hof, Münchberg und Rehau EU-Projektwochen für Berufsschülerinnen und -schüler auf die Beine gestellt.

Ziel der IHK-Projektwochen war es, junge Menschen mit Unternehmerinnen und Unternehmern über Europa und europäische Wirtschaftspolitik ins Gespräch zu bringen. Letztendlich ging es im Austausch auch darum, zu zeigen, wie wichtig es ist, am 9. Juni vom Wahlrecht Gebrauch zu machen.

Gerne stand Herbert Grimmer, Vorsitzender des IHK-Gremiums Bamberg, den Schülerinnen und Schülern am Berufsschulzentrum Bamberg Rede und Antwort. „Entgegen der landläufigen Meinung ist Deutschland einer der Hauptprofiteure der EU“, macht Grimmer deutlich: „Dass über die Hälfte aller deutschen Exporte in die EU geht, liegt natürlich auch an der räumlichen Nähe, vor allem aber am gemeinsamen Binnenmarkt mit seinem einfachem Zugang und den einheitlichen Regeln.“

In der Diskussion wird deutlich, dass die EU besser werden muss. Durch ihre Struktur erwecke die EU oft den Eindruck zäher Entscheidungsfindungen und einer großen Ferne zum Bürger. „Vor allem ist es aber die ausufernde Bürokratie, die Bürgerinnen und Bürgern, vor allem aber auch den Unternehmen zu schaffen macht. Auch wenn nicht alles so läuft wie es laufen sollte, heißt es nicht, dass die Idee eines vereinten Europas schlecht ist“, macht sich Grimmer für die EU stark. „Vielmehr zeigt es, dass es an vielen Stellen noch an einer bürger- und unternehmensnahen Umsetzung hapert und einiges verbessert werden muss und verbessert werden kann.“

Entscheidungen der EU betreffen alle Bürger und Unternehmen

„Ich finde es absolut richtig, dass in Deutschland zum ersten Mal überhaupt auch 16- und 17-Jährige wählen dürfen. Schließlich wirkt sich vieles, was heute in Brüssel beschlossen wird, kurz-, vor allem aber auch langfristig auf die junge Generation aus.“ gibt sich Grimmer überzeugt. „Aus der Diskussion nehme mit den Berufsschülerinnen und -schülern nehme ich mit, dass die sehr wohl wissen, welchen Einfluss die EU auf ihr Leben hat und wie wichtig die Wahl zum Europaparlament ist.“

Als die Idee eines vereinten Europas Gestalt annahm, wurden die Weichen fast ausschließlich von Politikerinnen und Politikern gestellt, die den zweiten Weltkrieg noch selbst miterlebt haben. „Deswegen war der Wunsch nach Frieden von Anfang an ein wichtiger Aspekt. Dieser ist im Laufe der Zeit immer mehr in den Hintergrund gerutscht, da dieser Aspekt irrtümlicherweise als selbstverständlich angesehen wird“, bedauert Grimmer. Zu den großen Erfolgen der EU zähle, dass sich jeder Einzelne EU-weit niederlassen, arbeiten oder wirtschaftlich tätig werden könne. Beim grenzüberschreitenden Handel innerhalb der Gemeinschaft gebe es keine Zölle und weniger Hürden. Die EU biete auch viel für Auszubildende, etwa in Form bezuschusster Auslandspraktika über das Erasmus-Programm.

EU mit vielen Errungenschaften

Allenfalls aus Erzählungen wissen die Auszubildenden, wie aufwändig es früher war, ins heutige EU-Ausland zu verreisen. „An jeder Grenze mussten Personalausweis oder Pass vorgezeigt, bei Reisen in den ‚Ostblock‘ sogar ein Visum beantragt werden. Geld musste auch überall gewechselt wurden. Musste man dienstlich ins Ausland, wurde es noch komplexer“, erinnert sich Grimmer. „Wenn jemand behauptet, früher sei alles besser gewesen, hat er sehr viel verdrängt.“

In der Diskussion wird auch deutlich, welche greifbaren Vorteile die EU biete, so bei den Roaming-Gebühren, seit deren Abschaffung beim Telefonieren und Surfen innerhalb der EU keine Zusatzkosten mehr anfallen. Oder – ganz aktuell – die Vorgaben für ein einheitlichen Ladekabel für Handy, Tablets und ab 2026 auch Laptops.