Kunstausstellung von Nina Seidel-Herrmann und Lothar Seruset in Burgkunstadt
Die Produzentengalerie Burgkunstadt zeigt Bilder von Nina Seidel-Herrmann und Skulpturen von Lothar Seruset. Die Eröffnung der 29. Ausstellung ist am 1. Juni um 17 Uhr. Petra Fischer führt in die Werke ein, Beka Gigauri umrahmt die Vernissage am Klavier. „Nina Seidel-Herrmann arbeitet anders als viele andere Künstler. Ihre zarten oft Ton in Ton gehaltenen Werke sind für mich sehr natürlich und leicht verständlich“, sagt Kuratorin Lucia Scheid-Nam. Ihnen setzt sie die Skulpturen von Lothar Seruset gegenüber. „Sie beinhalten viel Widersprüchliches, über das man erst einmal nachdenken muss. Seruset sieht genau hin. Er zeigt auf, was uns trägt – und was wir tragen“, so Scheid-Nam. Die Bilder von Nina Seidel-Herrmann bewegen sich im Grenzbereich zwischen gegenständlichen Landschaften oder Stadtansichten und abstrakter Gestaltung der Flächen. Die Bilder sind transformierte landschaftlichen Szenen – von Motiven, wie sie die Künstlerin auf ihren Reisen erlebt. Sie gestaltet zu Flächen verdichtete Felder und Wälder, dunkelblau wiedergegebene Seen oder Flüsse, hoch aufragende Gebirgsformationen und in die Tiefe stürzende Wasserfälle. Zuweilen schafft die Künstlerin diese Arbeiten aus der Erinnerung heraus, manchmal aber auch nach fotografischen Schnappschüssen, die ihr als Inspiration dienen. Sie übersetzt diese Bilder im freien Fluß des Pinsels.
Außer solchen freilandschaftlichen Motiven schafft Nina Seidel-Herrmann auch Stadtansichten, die sich als Versatzstücke mit hohen Wohn- und Geschäftshäusern erweisen, als Straßenzüge mit Plakatwänden, Mauern und steil aufragenden Laternen- oder Strommasten. Auch hier reduziert sie die Szenerie auf ihre Grundformen und die wesentlichen Farben der jeweiligen Ansicht. Bei diesen Gemälden verlaufen die Bewegungsrichtungen des Pinsels überwiegend horizontal, teils mit halbtrockenem Pinsel als halb-transparenter Farbabrieb. Das wirkt verschwommen, gerade so, als zöge die betreffende Szene wie aus einem Zugfenster vorüber. Nina Seidel-Herrmann wohnt und arbeitet in der Nähe von Landshut und stellte ihre Werke in ganz Niederbayern, sowie in München, Leipzig und Berlin aus. Ergänzt wird die Ausstellung durch einige Skulpturen des Bildhauers Lothar Seruset. Er arbeitet in der Nähe von Berlin als Maler, Graphiker und Bildhauer. Leitthema seiner bildhauerischen Arbeit ist der Mensch: Bei Seruset ist er stilisiert als eine Art „archetypische Erscheinung“. Bisweilen sind es zwei oder mehrere Figuren, die auf einander herumturnen und versuchen, sich gegenseitig in der Balance zu halten. Als Einzelwesen stehen sie auf Kugeln oder auf Stelen, auf einem Auto oder auf einer Ansammlung von Totenköpfen. Andere Figuren versuchen, auf Tieren ihr Gleichgewicht zu halten oder balancieren weitere Bildelemente auf ihrem Kopf: eine Krone, einen Fisch, ein Waldplateau oder das Ulmer Münster.
Die Arbeiten sind manchmal in Keramik geformt, manchmal in Bronze gegossen, meist aber aus Holz geschnitzt und anschließend bemalt. Sie stehen allesamt für sehr viel mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Sie thematisieren den menschlichen Umgang mit der Natur, das Verhältnis zum Tod, zum eigenen familiären oder kulturellen Erbe und zu den Mitmenschen. Die Skulpturen hinterfragen unsere Unterhaltungskultur ebenso wie unsere Spiritualität, unsere Verankerung in der Welt ebenso wie unsere Entfremdung von ihr.
Infobox:
„Die 29ste“ mit Werken von Nina Seidel-Herrmann und Lothar Seruset vom 1. Juni bis 23. Juni 2024. Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr.
Produzentengalerie Burgkunstadt für zeitgenössische Kunst e. V. Kuni-Tremel-Straße 3, 96224 Burgkunstadt
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