Diakon Wolfgang Streit aus der Diakonie Bamberg Forchheim verabschiedet sich in den Ruhestand

Fotos: Porträt Diakon Wolfgang Strei
Fotos: Porträt Diakon Wolfgang Strei
Die letzten „Hauseltern" des Streitberger Seniorenzentrums Martin Luther: Gerlinde und Wolfgang Streit. Nachdem sie vergangenes Jahr in den Ruhestand gewechselt war, wird nun auch er – mittlerweile Abteilungsleiter für den Bereich der stationären Altenhilfe bei der Diakonie Bamberg-Forchheim – am 9. Juni aus dem beruflichen Dienst verabschiedet. Foto: Diakonie Bamberg

Die letzten „Hauseltern“ des Streitberger Seniorenzentrums Martin Luther: Gerlinde und Wolfgang Streit. Nachdem sie vergangenes Jahr in den Ruhestand gewechselt war, wird nun auch er – mittlerweile Abteilungsleiter für den Bereich der stationären Altenhilfe bei der Diakonie Bamberg-Forchheim – am 9. Juni aus dem beruflichen Dienst verabschiedet. Foto: Diakonie Bamberg

Vom „Hausvater“ zum Abteilungsleiter

Ein Überraschungsbesuch an einem Samstag 1996 änderte Wolfgang Streits Leben und das seiner Frau von Grund auf. Bis dahin hatte der gebürtige Ipsheimer bereits einige berufliche Stationen durchlaufen: Nach seiner Ausbildung zum evangelischen Diakon in Rummelsberg inklusive der Ausbildungen zum Pflegefachhelfer und staatlich anerkannten Erzieher war er Gemeindediakon in Kelheim mit Schwerpunkten in der Jugendarbeit und im Religionsunterricht, danach Mitarbeiter im Kirchengemeindeamt Schweinfurt und seit 1989 Gemeindediakon in der Forchheimer Christuskirche und St. Johannis. Dort war Wolfgang Streit zuständig für die Senioren-, Kinder- und Familienarbeit, gab Religionsunterricht und arbeitete in der Öffentlichkeitsarbeit der beiden Gemeinden – bis zu jenem besagten Nachmittag, als es an der Tür von Familie Streit klingelte. Davor standen Heidi und Hans-Günter Neubert, damals sogenannte „Hauseltern“ im Forchheimer Pflegeheim Jörg Creutzer, das das Diakonische Werk Bamberg betrieb. Geschickt worden waren sie wohl von Dietmar Horchheimer, dem damaligen Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Bamberg. Ob die Streits sich nicht vorstellen könnten, das Streitberger Pflegeheim als „Hauseltern“ zu managen? „Diese Anfrage kam wirklich aus heiterem Himmel“, erzählt Wolfgang Streit schmunzelnd. Sie kam aber zum richtigen Zeitpunkt: „Die Arbeit als Gemeindediakon füllte mich nicht mehr aus. Ich wollte tatsächlich gerne etwas anderes machen.“ Nachdem sich Familie Neubert verabschiedet hatte, setzen sich die Streits spontan ins Auto und fuhren nach Streitberg. „Wir kannten das Pflegeheim dort gar nicht. Wir dachten, das Gebäude dort sei ein Hotel!“ Der erste Eindruck? „Ein dunkler Kasten. Wollen wir wirklich dort arbeiten und leben?“ Und doch entscheiden sich Wolfgang Streit und seine Frau Gerlinde mit ihren Kindern den Schritt zu wagen: Sie sagen zu und ziehen als „Hauseltern“ in das Pflegeheim der Diakonie nach Streitberg. „Für uns beide war das ein völliger Neuanfang“. Gerlinde Streit gab ihren Beruf als Krankenschwester auf, übernahm die Leitung der Hauswirtschaft und qualifizierte ich als Hauswirtschaftsmeisterin. Auch Wolfgang Streit musste sich in seine neuen Aufgaben als Einrichtungsleiter einarbeiten. Ein Abendstudium zum Sozialwirt half die großen Veränderungen zu bewältigen, die mit der Einführung der Pflegeversicherung in der stationären Pflege 1995 verbunden waren.

Als „Hauseltern“ mittendrin

Die Zeit in Streitberg war insgesamt eine besondere: „Als Hauseltern haben wir sieben Jahre lang mit unserer Familie direkt im Pflegeheim gewohnt.“ Nicht nur einmal sei es vorgekommen, dass Bewohnerinnen, die sich verirrt hatten, plötzlich in der Wohnung der Streits gestanden waren. „Unsere Kleinste ist richtig ins Haus hineingeboren und für uns war es möglich, mit Babyphone zu arbeiten und Beruf und Familie wirklich gut zu vereinbaren.“

Erfolgsrezept „Teamwork“

„Als Chef hatte ich damals allerdings noch überhaupt keine Erfahrung“, erzählt der 66jährige. Aber viel Erfahrung hatte er im Umgang mit Ehrenamtlichen. „Dieses Wissen habe ich einfach auf die Mitarbeitenden in Streitberg übertragen, was für sie einen neuen Führungsstil bedeutete: Sie durften sich mit einbringen und Rückmeldungen geben.“ Dieses gemeinsame Entscheiden, die Arbeit in einem Team – das hat Wolfgang Streit in seiner Zeit bei der Diakonie Bamberg-Forchheim immer verwirklicht, auch als ab 2000 das Demenzzentrum Lindenhof in Unterleinleiter und ab 2001 das Seniorenzentrum Fränkische Schweiz in Ebermannstadt mit ihm als Leiter eröffnet wurden: „Die Teamarbeit war und ist hier wirklich der Schlüssel zum Erfolg, wenn man drei Einrichtungen leitet.“ 2010 wechselte er als Abteilungsleiter Altenhilfe in die Geschäftsstelle der Diakonie Bamberg-Forchheim nach Bamberg. Hier etablierte er regelmäßige Treffen aller Einrichtungsleitungen in diesem Bereich, förderte den Austausch untereinander und freut sich, dass heute eine Kultur des Miteinanders und der Kollegialität gelebt wird. „In Corona-Zeiten war das unglaublich hilfreich, ein gutes Team von Einrichtungsleitungen zu haben, die gemeinsam diese Krise bewältigt, Ideen ausgetauscht, Verluste betrauert, sich Mut gegeben haben.“

Zeit für neue Projekte

Die Abteilung Altenhilfe war zu diesem Zeitpunkt geteilt worden. Wolfgang Streit verantwortete weiterhin den stationären Bereich, neue Abteilungsleiterin für die ambulante und teilstationäre Altenhilfe ist seitdem Christine Aßhoff. „Während meiner Anfangszeit als Abteilungsleiter haben wir den ambulanten Bereich immer weiter ausgebaut“, berichtet Wolfgang Streit. Mit der Teilung der großen Altenhilfe-Abteilung habe er wieder mehr Freiraum erhalten, auch neue Ideen zu entwickeln und Projekte zu verfolgen. Dazu gehörten die Konzeption und Planung des Ersatzbaues für das Seniorenzentrum St. Elisabeth in Ebern und der neuen Einrichtung Dietrich Bonhoeffer in Frensdorf. „Aus innerer Überzeugung“ übernahm er die Leitung des Arbeitskreises Ökologie und entwickelte mit den Mitarbeitenden das Qualitätsmanagement in den Pflegeheimen weiter. Seit Corona gibt es von ihm außerdem jeden Donnerstag eine Andacht per Mail an die Kolleginnen. Die Einführung eines neuen Software-Programms für die Pflegeeinrichtungen hat er ebenfalls noch mit auf den Weg gebracht. „Die Diakonie wird mir fehlen. Aber mittlerweile freue ich mich auf meinen Ruhestand.“ Für Wolfgang Streit heißt das frei und ungebunden zu sein – und vielleicht das ein oder andere neue Projekt ehrenamtlich in Angriff zu nehmen. Am Sonntag, 9. Juni 2024, wird Diakon Wolfgang Streit mit einem Gottesdienst aus dem beruflichen Dienst verabschiedet. Beginn ist um 10 Uhr in der Dreieinigkeitskirche in Streitberg.