Unwet­ter-Groß­ein­satz im Stadt­ge­biet Lich­ten­fels am 1. und 2. Juni 2024

Überflutung in Lichtenfels © FW Lichtenfels
Überflutung in Lichtenfels © FW Lichtenfels

„Wo fang ich an, wo höre ich auf?!“ – ein etwas ande­rer Einsatznachbericht

Die­ser Gedan­ke kam sicher­lich vie­len Kame­ra­din­nen und Kame­ra­den in den Sinn, die ges­tern bei uns im Stadt­ge­biet ein­ge­setzt waren in den Sinn.

Auch wenn das Gan­ze für uns eine extre­me Unwet­ter­la­ge war, die vie­le in ihrem Leben so noch nie erlebt haben, so sind wir doch demü­tig, dass wir kei­ne der­ar­tig gra­vie­ren­den Zustän­de wie noch wei­ter im Süden, wie im All­gäu oder Augs­burg, hat­ten, wo tra­gi­scher­wei­se auch ein Feu­er­wehr­mann bei einer Ret­tungs­ak­ti­on ums Leben kam (Ruhe in Frieden!).

Auch vie­le unse­rer Feu­er­wehr­leu­te waren bei sich zuhau­se frü­her oder spä­ter selbst von den Was­ser­mas­sen betrof­fen, setz­ten sich jedoch selbst­los lie­ber erst­mal für ande­re ein.

Allei­ne schon die Sze­nen zu Beginn des Ein­sat­zes haben sich vie­len von uns ins Gedächt­nis gebrannt. Manch einer zwei­fel­te ob man das Feu­er­wehr­haus über­haupt noch mit dem eige­nen Fahr­zeug erreicht. Die Zustän­de die sich dann aber bei­spiels­wei­se in der Bam­ber­ger Stra­ße zutru­gen, waren nur schwer vor­stell­bar. Mil­lio­nen Liter Was­ser set­zen die­se Haupt­ver­kehrs­ader vom Güter­bahn­hof bis zum Krie­ger­denk­mal in Seu­bels­dorf fast einen hal­ben Meter unter Wasser.

Die Aus­wir­kun­gen des gest­ri­gen Unwet­ters zogen sich aber letzt­lich durch das gan­ze Stadt­ge­biet, mit Schwer­punkt Kern­stadt, Seu­bels­dorf, Wal­len­stadt und dem Stifts­land. Die ört­li­che Ein­satz­lei­tung hier­zu befand sich in unse­rem Gerätehaus.

Letzt­lich konn­ten wir in Zusam­men­ar­beit mit unzäh­li­gen Feu­er­weh­ren aus dem Land­kreis und 300 Ein­satz­kräf­ten knapp 200 Ein­sät­ze abar­bei­ten. Die Dun­kel­zif­fer an tat­säch­li­chen Ereig­nis­sen dürf­te jedoch noch deut­lich höher gewe­sen. Vie­le Bür­ger muss­ten sich auf­grund der unter­schied­li­chen Prio­ri­tä­ten der Ein­sät­ze weit hin­ten anstel­len und konn­ten erst­mal nur sich selbst helfen.

Per­so­nen in Fahr­zeu­gen und Woh­nun­gen in Gefahr ein­ge­schlos­sen und Objek­te, die bis zur Decke unter Was­ser stan­den, hat­ten da ein­fach gegen­über den 10 cm Was­ser im Kel­ler Vor­rang. Dafür möch­ten wir um Ver­ständ­nis bit­ten, alle Feu­er­wehr­leu­te haben ihr bes­tes gege­ben, um mög­lichst allen gerecht zu werden.

Letzt­lich war der Ein­satz, von 16 Uhr begin­nend, bis nachts um 4:30 Uhr (und mit kur­zer Unter­bre­chung sogar seit 6 Uhr wie­der mit wei­te­ren Ein­sät­zen aktu­ell bis in den spä­ten Nach­mit­tag hin­ein), eine abso­lu­te Mate­ri­al- und Personalschlacht.

Zwei unse­rer Groß­fahr­zeu­ge sind auf­grund von Pro­ble­men mit der Elek­trik vor­über­ge­hend nicht mehr ein­satz­be­reit. Unser Kom­man­do­wa­gen, wel­cher nicht zuletzt bei sol­chen Lagen ein essen­ti­el­ler Bestand­teil unse­rer Alarm- und Aus­rü­cke­ord­nung ist, wur­de durch die schie­ren Was­ser­mas­sen, wie aus dem Nichts über­rollt und wird ein wirt­schaft­li­cher Total­scha­den sein.

Von sons­ti­gen klei­ne­ren Gerät­schaf­ten und Aus­rüs­tungs­ge­gen­stän­den die ges­tern an ihre Belas­tungs­gren­ze gekom­men sind ganz zu schweigen.

Glück­li­cher­wei­se sind unse­re Ein­satz­kräf­te im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes mit einem blau­en Auge davon gekom­men, und zwar mit: einem blau­en Auge, einem abge­bro­che­nen Zahn, Schürf­wun­den, leich­ten Erschöp­fungs­zu­stän­den und zahl­rei­chen Bla­sen an den Füßen.

Wir sagen Dan­ke an alle betei­lig­ten Ein­satz­kräf­te und Unter­stüt­zer! Dan­ke an unse­re Fami­li­en die uns im Hin­ter­grund den Rücken frei­ge­hal­ten haben. Dan­ke an alle ver­ständ­nis­vol­len Bür­ge­rin­nen und Bürger.

Jetzt sind wir, neben den ein­zel­nen immer noch lau­fen­den Ein­sät­zen, eini­ge wei­te­re Stun­den damit beschäf­tigt erst­mal wie­der klar Schiff zu machen und unse­re Ein­satz­be­reit­schaft wie­der herzustellen.

Zum Schluss hat uns die­ser Ein­satz mal wie­der eines gezeigt: Auch wenn unser Equip­ment sicher­lich nicht bei jedem klei­nen Ein­satz über das Jahr sein vol­les Poten­zi­al aus­schöp­fen muss, so haben wir wer­den am eige­ne Leib erfah­ren müs­sen, wie wich­tig die rich­ti­ge Aus­rüs­tung ist. Wir hof­fen, dass bei all den loben­den Wor­ten, die wir erhal­ten, zukünf­tig die Dis­kus­sio­nen hin­sicht­lich der grund­sätz­li­chen Not­wen­dig­keit von bestimm­ten Ein­satz­mit­teln oder ein­zel­ner Aus­tat­tungs­merk­ma­le (Stich­wort: All­rad­fahr­ge­stell, Wat-Tie­fe) sich erüb­rigt haben.

Aber, wo fang ich an und hör ich auf …

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