Pfingstpredigt von Erzbischof Gössl im Bamberger Dom

Erzbischof Herwig Gössl. © Pressestelle Erzbistum Bamberg / Dominik Schreiner
Erzbischof Herwig Gössl. © Pressestelle Erzbistum Bamberg / Dominik Schreiner

Erzbischof Gössl: „Der Heilige Geist ist die Quelle aller Friedensgespräche“

Der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl hat zum Pfingstfest dazu aufgerufen, den Teufelskreis von Rache und Vergeltung zu durchbrechen. „Die Hand zur Versöhnung auszustrecken, ist echte Friedensarbeit. Und die ist hart und anstrengend“, sagte Gössl am Sonntag in seiner Predigt im Bamberger Dom. Der Heilige Geist sei die Quelle aller Friedensgespräche, der Grund aller Hoffnung auf eine bessere, friedliche Zukunft.

Der Erzbischof sprach auch mit Blick auf die Kämpfe in Nahost, er könne verstehen und nachvollziehen, wenn Menschen durch Terror oder Bombardierung Angehörige verloren haben und nun Rachegefühle empfinden. „Aber ich habe höchsten Respekt vor denen, die aus diesem Teufelskreis von Rache und Vergeltung aussteigen und sagen: Es bringt nichts, wenn andere die gleiche, schreckliche Erfahrung machen müssen wie ich.“ Es koste Überwindung, versöhnlich zu sein, Friedensangebote zu machen und diese auch durchzuhalten. Das gelte auch für die alltäglichen Kleinkriege und Konflikte: „Der Heilige Geist bewirkt, dass man sich versteht, auch wenn ganz unterschiedliche Sprachen, Blickwinkel, Einstellungen und Traditionen aufeinandertreffen.“

Die Sehnsucht nach Frieden wachse mit der Bedrohung des Friedens, so Erzbischof Gössl. Die allermeisten Menschen sehnten sich nach Frieden, und diese Sehnsucht steige, je zerbrechlicher dieser Friede werde, je unerreichbarer er scheine. „Am stärksten ist die Friedenssehnsucht sicher dort ausgeprägt, wo die Bomben fallen, in vielen Ortschaften der Ukraine, im Gaza-Streifen und in Nordisrael, im Jemen und im Sudan und wo überall Menschen mit brutaler Waffengewalt aufeinander losgehen.“ Die Bereitschaft zur Gewalt beschränke sich aber nicht auf Menschen in Kriegsgebieten. Vielmehr schlummerten diese Potenziale in sehr vielen, wahrscheinlich in allen Menschen. „Brutale Attentate, Hasstiraden, Freude an der Erniedrigung anderer, üble Verdächtigungen usw., das alles geht oftmals von ganz normalen Zeitgenossen aus, von denen man das überhaupt nicht erwartet hätte“, so Gössl.

Die Zusage Jesu Christi „Der Friede sei mit euch“ treffe genau diese tiefe Sehnsucht unserer Zeit. Die Worte Jesu seien keine Zauberformel und keine bloße Beschwichtigung und müssten im Zusammenhang mit dem gesehen werden, was er getan und erlitten hat: Verrat, Verlassenheit, Folter, Schmerz und Todesnot. „Der Friedenswunsch Jesu ist kein dahingesagtes Wort, sondern ein durchlittenes, ein durch Leben und Leid gesättigtes Wort. Und darum ist es glaubwürdig.“ Pfingsten habe das Potenzial, unsere Welt in eine bessere zu verwandeln, so der Erzbischof. „Denn es ist Gottes guter Geist, der das Angesicht dieser Erde erneuern kann.“

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