Land­kreis­ver­samm­lung des Baye­ri­schen Land­kreis­tags in Wun­sie­del im Fichtelgebirge

Wäh­rend am 1. Tag der dies­jäh­ri­gen Land­kreis­ver­samm­lung des Baye­ri­schen Land­kreis­tags in Wun­sie­del i. Fich­tel­ge­bir­ge alles im Zei­chen der Ener­gie- und Ver­kehrs­wen­de stand, beherrsch­ten die kom­mu­na­len Dau­er­bren­ner wie Kom­mu­nal­fi­nan­zen, Sozi­al­aus­ga­ben, Auf­ga­ben­kri­tik und die Lage der Kran­ken­häu­ser den 2.Tag mit dem Baye­ri­schen Minis­ter­prä­si­den­ten Dr. Mar­kus Söder.

Der Prä­si­dent des Baye­ri­schen Land­kreis­tags, Land­rat Tho­mas Kar­ma­sin, Fürs­ten­feld­bruck: „Bei den Sozi­al­aus­ga­ben erle­ben wir, dass immer mehr Men­schen hilfs- und pfle­ge­be­dürf­tig vor unse­ren Türen ste­hen. Zugleich hat die Bun­des­re­gie­rung den Hang zur Erfin­dung stän­dig neu­er Wohl­ta­ten. Der unge­brems­te Anstieg die­ser Kos­ten ist gigan­tisch und dau­er­haft kom­mu­nal nicht mehr zu bewältigen.“

Er for­der­te des­we­gen: „Wir müs­sen umden­ken! Wir müs­sen auf­hö­ren, dass wir hun­dert­tau­sen­de Men­schen, sei­en es Deut­sche oder Ukrai­ner, mit­un­ter für Jah­re im Bür­ger­geld­sys­tem ein­fach fak­tisch still­le­gen, statt sie zur Arbeit zu moti­vie­ren. Wir müs­sen auf­hö­ren, bei jedem noch so klei­nen The­ma immer und immer wie­der per­so­nal­in­ten­si­ve büro­kra­ti­sche Pirou­et­ten zu dre­hen. Wir sind dank­bar, dass die Baye­ri­sche Staats­re­gie­rung jetzt in ihrem Bemü­hen um Ent­bü­ro­kra­ti­sie­rung ernst macht. Wir soll­ten uns bei jedem Stan­dard fra­gen, brau­chen wir ihn? Und wenn ja, brau­chen wir ihn so? Pas­siert wirk­lich etwas Schlim­mes, wenn wir das ein­fa­cher machen? Deutsch­land ist längst Welt­meis­ter in der Hal­tungs­no­te, jetzt müs­sen wir end­lich ein­mal wie­der weit springen.“

Auch die kata­stro­pha­le Lage vie­ler kom­mu­nal getra­ge­ner Kran­ken­häu­ser stand im Fokus. „Obwohl der Bund für die Zah­lung der Betriebs­kos­ten zustän­dig ist, kön­nen über 80 % der Kran­ken­häu­ser ihren lau­fen­den Betrieb nicht mehr decken. Sie alle rut­schen in ein Defi­zit der Betriebs­kos­ten, für das die Land­krei­se mit kom­mu­na­lem Geld ein­sprin­gen müs­sen. Das bedeu­tet, wir müs­sen kom­mu­na­le Auf­ga­ben gegen­ein­an­der aus­spie­len: Bau­en wir noch Kin­der­gär­ten, kön­nen wir den ÖPNV noch finan­zie­ren? Und das alles nur, weil wir mit kom­mu­na­lem Geld die Igno­ranz des Bun­des not­ge­drun­gen aus­glei­chen. Das ist ein unglaub­li­cher poli­ti­scher Skan­dal!“, so Karmasin.

Der Baye­ri­sche Minis­ter­prä­si­dent Dr. Mar­kus Söder teil­te die Sor­gen der Land­rä­tin­nen und Land­rä­te ins­be­son­de­re auch in öko­no­mi­scher Hin­sicht. Die Kran­ken­haus­re­form des Bun­des in ihrer ange­dach­ten Aus­ge­stal­tung sah er nicht weni­ger kri­tisch als die kom­mu­na­len Ver­ant­wor­tungs­trä­ger. Zudem sicher­te er zu, die Kran­ken­haus­pla­nung, die in der Ver­ant­wor­tung des Frei­staats Bay­ern liegt, gemein­sam mit den Land­krei­sen ver­nünf­tig gestal­ten zu wollen.

Minis­ter­prä­si­dent Dr. Mar­kus Söder: „Die Land­kreis­ver­samm­lung des Baye­ri­schen Land­kreis­tags war und ist Platt­form für Lösun­gen für unse­ren länd­li­chen Raum. Lei­der legt der Bund immer neue Stei­ne in den Weg: Sei es bei der Kran­ken­haus­re­form oder der Ganz­tags­be­treu­ung – Ber­lin schafft an, die Kom­mu­nen sol­len zah­len. Das belas­tet gera­de in die­sen wirt­schaft­lich schwie­ri­gen Zei­ten zusätz­lich. Bay­ern steu­ert dage­gen: mit unse­rer Kran­ken­haus­mil­li­ar­de, der Mög­lich­keit zur Ener­gie­er­zeu­gung und Ver­mark­tung durch die Land­krei­se und einem Rekord­be­trag von 11,3 Mrd. Euro im kom­mu­na­len Finanz­aus­gleich. Zugleich nimmt die Aggres­si­on gegen­über der Poli­tik zu. Wir geben unse­ren Kom­mu­nal­po­li­ti­ke­rin­nen und Kom­mu­nal­po­li­ti­kern all unse­ren Rück­halt und wol­len schnel­le und har­te Stra­fen für die­se inak­zep­ta­blen Angrif­fe. Dan­ke für die wich­ti­gen Gesprä­che und das gute Miteinander!“

Auch die viel­fäl­ti­gen Her­aus­for­de­run­gen in Zusam­men­hang mit der Migra­ti­ons­kri­se spiel­ten im Aus­tausch der Land­rä­te mit dem Minis­ter­prä­si­den­ten eine gro­ße Rol­le. Die kom­mu­na­le Hand­lungs­fä­hig­keit wird durch die Pflicht zur Unter­brin­gung enorm ein­ge­schränkt. Mit einer kurz­fris­ti­gen Ent­las­tung ist nicht zu rech­nen. Dafür bedür­fe es unter ande­rem eines funk­tio­nie­ren­den Rückkehrsystems.

Von Staats­se­kre­tär Mar­tin Schöf­fel, MdL, gab es in der anschlie­ßen­den Pres­se­kon­fe­renz auch Zuspruch aus dem Baye­ri­schen Staats­mi­nis­te­ri­um der Finan­zen und für Hei­mat. „Bay­erns Kom­mu­nen bele­gen im Län­der­ver­gleich Spit­zen­po­si­tio­nen – sie haben eine gerin­ge Ver­schul­dung und lie­gen bei der Inves­ti­ti­ons­quo­te schon lan­ge auf Platz 1. Dies liegt nicht zuletzt an der lang­jäh­ri­gen und ver­läss­li­chen Unter­stüt­zung durch die Baye­ri­sche Staats­re­gie­rung – trotz schwie­rigs­ter Rah­men­be­din­gun­gen liegt der Kom­mu­na­le Finanz­aus­gleich 2024 mit rund 11,38 Mil­li­ar­den Euro wei­ter auf Höchst­ni­veau! Es freut mich, dass der Baye­ri­sche Land­kreis­tag heu­te in mei­ner Hei­mat zu Gast ist. In Bay­ern bil­den die Kom­mu­na­len Spit­zen­ver­bän­de die bedeu­ten­de Schnitt­stel­le zwi­schen der Poli­tik der Staats­re­gie­rung und den Men­schen vor Ort. Unser stän­di­ger Aus­tausch ist für alle Betei­lig­ten von gro­ßer Bedeu­tung – ein gro­ßes Dan­ke­schön für die stets ver­trau­ens­vol­le und enge Zusam­men­ar­beit; so wer­den wir auch die aktu­el­len gro­ßen Her­aus­for­de­run­gen gemein­sam erfolg­reich meis­tern“, so Finanz- und Hei­mat­staats­se­kre­tär Mar­tin Schöffel.

Gast­ge­ber der dies­jäh­ri­gen 2‑tägigen Jah­res­haupt­ver­samm­lung war der Land­kreis Wun­sie­del i. Fichtelgebirge.

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