Maiandacht auf dem Veitsberg in Ebensfeld

Foto: Otto Weidner

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In ganz Franken und der Erzdiözese Bamberg kennt man das Lied der Franken, das in seiner vierten Strophe den „Heiligen Veit von Staffelstein“ besingt, auch wenn die dem Heiligen Veit geweihte schmucke Barockkapelle tatsächlich auf dem zum benachbarten Ebensfeld gehörenden Ansberg steht. Und aus ganz Franken und der gesamten Erzdiözese Bamberg waren am vergangenen Dienstag viele Gläubige auf Einladung des Katholischen Blinden- und Sehbehindertenwerks auf den im Volksmund genannten Veitsberg angereist, um mit Pastoralreferentin Regine Schramm aus Fürth und den Kemmärä Kuckuck aus dem Landkreis Bamberg die diesjährige Maiandacht unter dem Motto „Mit dem Herzen sehen“ zu feiern.

Und die Vieldeutigkeit des Themas „Sehen“ hätte nicht besser in dem Kirchlein auf dem 460 m hohen Berg im Landkreis Lichtenfels gefeiert werden können, wo ein Rundblick weit über das Maintal hinaus bis in den Franken- und Thüringer-Wald, bis in die Rhön und in den Steigerwald und bis Mittelfranken genossen werden kann. Dass man selbst eine solch grandiose Aussicht nicht nur mit den Augen genießen kann, wurde einem in dieser wunderschönen Maiandacht nicht nur durch die Anwesenheit eines Blindenführhundes bewusst. Regine Schramm, die Katholische Blinden- und Sehbehinderten Seelsorgerin der Erzdiözese, machte mit eindrucksvollen Beschreibungen und Gesten nicht nur die Aussicht und das schmucke Gotteshaus vor dem inneren Auge sichtbar. In ihrer meditativen Betrachtung zur Lesung aus dem Lukas Evangelium führte sie vor Augen, dass das Wichtigste im Leben oft in der Dunkelheit, im Verborgenen geschieht, das man letztlich nicht mit den Augen, sondern nur mit dem Herzen sehen kann. Ein Lachen konnte sie sich nicht verkneifen, als plötzlich in der Kapelle passend zu Maria eine Vielzahl von Marienkäfern auftauchte. Zu Herzen ging zwischen den Texten und Gebeten aber auch die Musik und der Gesang der Kemmärä Kuckuck unter der Leitung von Hans-Dieter Ruß, die mit Gitarre, Hackbrett, Kontrabass und Akkordeon Maria nicht nur als Maienkönigin besangen.

Drei Gedanken zum Verhalten von Maria, als sie auf der Suche nach ihrem 12 jährigen Jesus am Passah-Fest war, gab Regine Schramm, die am Veitsberg ihre letzte Maiandacht hielt, bevor sie im September in den wohlverdienten Ruhestand geht, den Gottesdienstbesuchern mit auf ihren Lebensweg. „Dass im Leben nicht alles durchgeplant werden kann“, davon kann zweifellos auch Josef Braun aus Pferdsfeld, der die diesjährige Maiandacht mit organisiert hat, berichten. Nach seiner Erblindung und einem späteren Schlaganfall hat er weder seinen Humor noch sein Engagement aufgegeben und ist in Oberfranken ein leuchtendes Beispiel, wie man auch nach Schicksalsschlägen das Leben annehmen kann. In ihrer Angst und ihrem Ärger zeigte Maria auf: „Man darf, ja man soll auch zu seinen Gefühlen stehen“. Und letztlich zeigte sich Maria „bereit, auf Gott zu vertrauen, ohne Wenn und Aber“. Dieses „Sehen mit den Augen des Herzens“, diese Dankbarkeit gibt unserem Leben die notwendige Kraft, rief Regine Schramm den Besuchern zu. Die bereits in der Andacht trotz der verschiedensten Handicaps ausgestrahlte Lebensfreude war erst recht beim anschließenden gemütlichen Beisammensein im Dittersbrunner Gasthaus „Zum Veitsberg“ spürbar, spätestens als die Gäste von Nürnberg bis aus dem Fichtelgebirge beim Lied der Franken zum Akkordeon mit einstimmten.

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