Umweltstation Obermain-Jura informierte über den Wert der Streuobstwiesen

Die Obstwiesen in der Region wie hier bei Kloster Banz stehen in voller Blüte und sind trotz der Kälte der vergangenen Tage ein „Hotspot“ der Artenvielfalt, Foto: (Landratsamt Lichtenfels/Michael Stromer)
Die Obstwiesen in der Region wie hier bei Kloster Banz stehen in voller Blüte und sind trotz der Kälte der vergangenen Tage ein „Hotspot“ der Artenvielfalt, Foto: (Landratsamt Lichtenfels/Michael Stromer)

Was haben die Ziele der Nachhaltigkeit mit unserem Streuobst zu tun? Dieser Frage geht die Umweltstation Obermain-Jura in ihrem diesjährigen Schwerpunktprojekt nach. Am Donnerstagabend, den 18. April, fand ein Vortrags-Abend zum „Mehrwert Streuobst“ für alle Interessierten im Seminarraum der Umweltstation statt.

17 bunte Kärtchen standen im Mittelpunkt des Vortrags von Umweltstations-Mitarbeiterin Jennifer Thiem. Die bunten Kärtchen zeigten die 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung, die die Vereinten Nationen im Jahre 2015 in der Agenda 2030 festhielten. Im Laufe der Präsentation wurden die Nachhaltigkeitsziele unter Einbindung der Teilnehmenden durch schöne Beispiele aus dem heimischen Streuobstanbau mit Leben gefüllt und praxisbezogen für die Anwesenden aufgezeigt. Jennifer Thiem freute sich über das breit gefächerte Wissen im Publikum, das im weiteren Verlauf noch mehr über die Artenvielfalt auf der Streuobstwiese erfahren sollte. Denn wie eine Teilnehmerin aus dem Publikum zum grünen Kärtchen „Leben an Land“ erklärte: „Gut gepflegte Streuobstwiesen sind voller Leben und bieten wertvollen Lebensraum für selten gewordene Tiere und Pflanzen.“

Zum Beispiel für den Wendehals, dessen Lebensräume immer weiter eingeschränkt werden, wie der nachfolgende Redner Dr. Dieter Franz, erklärte. Mit Vogelgesängen ließ er die Zuhörerinnen und Zuhörer aufhorchen – und mitraten. „Zwar gibt es DIE Vögel der Streuobstwiese nicht, doch finden mittlerweile zahlreiche Vogelarten hier eine letzte Zufluchtsstätte,“ erörterte der Biologe. Steinkauz, Wiedehopf, Wendehals, Trauerschnäpper und Grünspecht tummeln sich heute gerne auf Streuobstwiesen. Denn hier finden sie zahlreiche Insekten und Käfer sowie mögliche Nistplätze in Altbäumen. Der Vogelexperte vom LBV zeigte mit seinem Vortrag deutlich, wie wichtig die heimischen Streuobstbestände als Lebensraum für verschiedene Vogelarten geworden sind und welchen entscheidenden Beitrag die Obstbäume somit für den Artenerhalt leisten.

In einer kurzen Pause konnten beispielhaft aktuelle Wiesenleckereien probiert werden, die Umweltstations-Praktikantin Ann-Kathrin Stromer selbst zubereitete: Brennesselbrot mit Wiesenkräuter-Garnitur überzeugte die Gäste somit gleich vor Ort vom Mehrwert einer Streuobstwiese für unser Wohlbefinden.

Im Anschluss entführte Ulrich Völker (LBV Lichtenfels) in die Welt der Fledermäuse. Die „Vampire der Nacht“ suchen aufgrund verschiedener Störungen ihrer Habitate – ebenso wie Vögel – vermehrt Streuobstwiesen zum Überwintern und Ruhen aus. „In abstehenden Baumrinden von toten Bäumen finden Fledermäuse mittlerweile Unterschlupf“, beschreibt der Fledermauskenner die Vorteile einer strukturreichen Obstwiese. Doch ebenso menschengemachte Fledermauskästen helfen beispielsweise der Mopsfledermaus oder dem Großen Mausohr, ein neues Zuhause zu finden und somit den Artenerhalt zu sichern.

Abschließend referierte Kreisfachberater Michael Stromer über Streuobst im Wandel der Zeit. Dienten die Obstbäume, die quer über die Landschaft verstreut stehen, einst noch dem Menschen als wertvolle Nahrungsquelle und zum Broterwerb, veränderte sich die Sichtweise nach und nach. Bis zu dem Punkt, dass die landschaftsprägenden Bäume teilweise abgeholzt wurden und an Bedeutung verloren. In seinem Vortrag verdeutlichte der Umweltstationsleiter, wie sich der Mehrwert von Streuobst(wiesen) im Laufe der Jahrzehnte für Mensch und Natur veränderte – und nunmehr neben dem Erhalt eines wichtigen Kulturgutes mehr und mehr der Naturschutz in den Vordergrund rückt. „Aus wirtschaftlicher Sicht ist Streuobst aktuell chancenlos, aus ökologischer Sicht ist es jedoch von unschätzbarem Wert“, schloss Michael Stromer seinen Vortrag und fasste mit diesen Worten zugleich die Erkenntnisse des Abends zusammen.

Michael Stromer und Jennifer Thiem bedankten sich bei den beiden Referenten und Zuhörern für die interessanten Beiträge und Fragen. Der Vortragsabend konnte dank Förderung des Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz für die Teilnehmenden kostenfrei stattfinden.