SPDqueer Oberfranken begrüßt Einführung des Selbstbestimmungsgesetzes
Pressemitteilung der SPDqueer Oberfranken:
Man stelle sich einmal folgende Situation vor: man möchte sein Leben selbstbestimmt führen – aber der Staat lässt das nicht zu. Das ist die gelebte Realität aller trans*Personen in Deutschland und Oberfranken, dank eines uralten Gesetzes, das bereits mehr als 40 Jahre alt ist: das Transsexuellengesetz.
Trans*Personen, die nicht im Körper ihres tatsächlichen Geschlechts geboren wurden, müssen seit über 40 Jahren erdulden, dass Amtsgerichte und Gutachter darüber entscheiden, ob sie dem anderen Geschlecht biologisch zugehörig sind oder nicht. Man stelle sich nur mal vor, das würde auch für Personen gelten, die nicht trans* sind – die Empörung wäre gigantisch.
Diese jahrzehntelang gängige Praxis hat die Bundesregierung mit dem Selbstbestimmungsgesetz, welches am 01.11.2024 in Kraft tritt, mit der heutigen Abstimmung ersetzt.
„Fragen von einem Gutachter erdulden zu müssen, wie etwa die, woran man beim onanieren denkt, gehen zutiefst in die Privatssphäre und gehen keinen Staat, kein Gericht und keinen Gutachter irgendetwas an. Jeder Mensch hat das Recht, das Leben so auszugestalten, wie die jeweilige Person es für richtig hält. Dieser Freiheit kommen trans*Personen nun einen gewaltigen Schritt näher. Es steht dem Staat nicht zu, diese Freiheit einzuschränken.“, erklärt Sebastian Kropp, Vorsitzender der SPDqueer Oberfranken. Und weiter: „Wir als SPDqueer Oberfranken möchten auch den Falschbehauptungen entschieden entgegen treten, Männer würden nun das Selbstbestimmungsgesetz ausnutzen, um sich umoperieren zu lassen und sodann in die Schutzräume von Frauen einzudringen, um sodann ihre perversen Triebe auszuleben. Diese Behauptung ist mit Zahlen nicht belegt. Zudem ist sie diskriminierend und verurteilt alle trans*Personen als potenzielle Sexualstraftäter*innen, was falsch ist denn: Straftäter*innen sind Straftäter*innen – ganz unabhängig von der geschlechtlichen Identität.“
Alessia Keller, stellvertretende Vorsitzende der SPDqueer Oberfranken, ergänzt hierzu: „Wir möchten auch klarstellen, dass das Selbstbestimmungsgesetz selbstverständlich niemanden dazu zwingt, das eigene Geschlecht zu ändern. Es handelt sich hierbei um eine Entscheidung, die das Leben verändert, und die niemand leichtfertig trifft. Fakt ist: die Zahl der geschlechtsangleichenden Operationen ist in Deutschland in den letzten Jahren gestiegen. Das belegt wieviele Personen immer mehr dazu stehen, trans* zu sein. Das belegt hingegen nicht, dass für viele Personen dieser Schritt falsch gewesen ist.“
Marcel Schäftlein, stellvertretender Vorsitzender der SPDqueer Oberfranken, sieht das ähnlich. „Es ist wie damals bei der Öfnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Ehepaare.“, führt er aus. Und weiter: „Konservative verbreiteten Angst, malten den Teufel an die Wand und behaupteten, es wüden nun Personen desselben Geschlechts in eine gleichgeschlechtliche Ehe gezwungen und die traditionelle Ehe zwischen Mann und Frau sterbe aus. Das ist nicht eingetreten. Jetzt behaupten Konservative, Personen würden zur Geschlechtsangleichung getrieben, würden in Schutzräume von Frauen eindringen und trans*Person zu sein würde das neue „Normal“ werden. Auch das wird nicht eintreten. Was wir anhand der gestiegenen Zahlen geschlechtsangleichender Operationen sehen, ist nicht, wie immer mehr trans*Personen sich dazu entscheiden, trans* zu sein, sondern wieviele trans*Personen tatsächlich schon immer trans* gewesen sind.“
Die SPDqueer Oberfranken ordnet die heutige Abstimmung im Bundestag über das Selbstbestimmungsgesetz als einen Meilenstein in der Gesellschaftspolitik für trans*Personen in ganz Oberfranken ein.
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