Katastrophenschutzübung im Landkreis Kronach
Katastrophenschutz – eine Aufgabe der Landratsämter
Zwischen Gehülz und Burgstall ist ein mit Schülern voll besetzter Bus bei einem Ausflug mit einem Lkw zusammengestoßen. Zahlreiche Personen wurden dabei schwer verletzt und mussten sowohl medizinisch als auch psychologisch betreut werden, wofür eigens ein Betreuungszentrum eingerichtet werden musste. Dieses fiktive Unglücksszenario kann jederzeit Realität werden. Um auf solche Fälle vorbereitet zu sein, finden – wie jüngst am vergangenen Samstag – unter dem Dach des Katastrophenschutzes regelmäßige Übungen statt, so genannte Führungssimulationstrainings (FST).
Ein solches FST sieht in der Praxis wie folgt aus: Der Einsatzleiter hat bei diesem fiktiven Szenario um sich herum Kolleginnen und Kollegen von Feuerwehr, freiwilligen Rettungsdiensten, und THW versammelt und lässt sich über den Sachstand am Unglücksort informieren. Währenddessen ist die Führungsgruppe Katastrophenschutz mit verschiedenen behördlichen Vertretern separat zusammengekommen, um den Einsatz zu koordinieren und gegebenenfalls auf behördlicher Ebene zusätzliche Maßnahmen wie das Hinzuziehen von weiteren Einsatzkräften oder Hilfsmitteln wie Hubschrauber etc. zu ergreifen. Die Herausforderung besteht dabei in der Koordination einer eng verzahnten Zusammenarbeit, um daraus ableitend eine best- und damit schnellstmögliche Versorgung aller Beteiligten zu gewährleisten.
Was am Samstag Teil einer wichtigen und vor allem professionell umgesetzten Übung war, kann jederzeit zu einem Ernstfall werden. „Umso wichtiger ist es, dann bestens vorbereitet zu sein, damit in solchen Situationen ein Rädchen ins andere greift, um unterm Strich die Bürgerinnen und Bürger bestmöglich zu schützen“, betont Landrat Klaus Löffler, der das enorme Engagement der im Katastrophenschutz beteiligten Kräfte in den verschiedensten Bereich und vor allem immer zum Wohle der Bevölkerung herausstellt.
Neben groß angelegten und mit enormen Arbeitsaufwand verbundenen praktischen Katastrophenschutzübungen dienen diese „theoretischen“ Übungseinheiten dem „Kennenlernen“ der verschiedenen Führungseinheiten und der Verbesserung der Kommunikation zwischen den einzelnen Einsatzleitungen. Dabei rollt kein einziges Fahrzeug tatsächlich vom Hof oder kein einziger Atemschutzgeräteträger etc. wird in ein „brennendes“ Haus gehen – vielmehr ist das stattfindende Szenario fiktiv und wird anhand von Einspielungen über Funksprüche, inszenierte Telefonanrufe, eingehende Übungsfaxe und Meldungen über EPSweb* von den verschiedenen Organisationen unter der Federführung von Florian Kristek (BRK) und Sebastian Martin (UG-ÖEL/Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung) in ihrer Dynamik gesteuert.
Während die Einsatzstelle also rein fiktiv ist, befinden sich die verschiedenen Einsatzleitungen allesamt im Katastrophenschutzgebäude des BRK. Währenddessen arbeitet die Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) von ihrem neu geschaffenen Katastrophenschutzraum im Atemschutz- und Ausbildungszentrum (ASAZ) des Landkreises Kronach aus ihre vor allem administrativen Aufträge ab und ist mit der Einsatzleitung vor Ort vernetzt.
Dass ein solches Training ebenso effektiv ist wie praktische Übungen zeigt die Vergangenheit. Mittlerweile fand das 4. FST des Landkreises Kronach statt. Die drei vorherigen FST waren ein voller Erfolg und wurden mit positivem Feedback seitens der Teilnehmer gewürdigt. Auch Kritik wurde stets ernst reflektiert aufgenommen und Probleme in der Kommunikation wurden analysiert, indem mit den Führungskräften der verschiedenen Einsatzleitungen entsprechende Nachbesprechungen stattfanden. „Die Zusammenarbeit wurde von Mal zu Mal besser. Dennoch versuchen wir stets noch besser und noch effektiver zusammenzuarbeiten und an den Strukturen zu feilen“, erklärt die am Landratsamt für den Katastrophenschutz verantwortliche Abteilungsleiterin Theresa Scheffer. Sie freute sich besonders, dass erstmals auch die Fachberaterin Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV), Steffi Mesch, am FST teilnahm, die in dem aktuellen Unfallszenario eine wichtige Rolle einnahm.
Katastrophenschutz allgemein
Um im Katastrophenfall bestens gerüstet zu sein, kommt dem vorbeugenden Katastrophenschutz eine enorme Bedeutung zu. Die Vernetzung, kurze Kommunikationswege und Vertrauen sind dabei wesentliche Merkmale, die zum Gelingen der Abwehr einer Katastrophe beitragen. Daher ist neben der Beplanung und der theoretischen Ausarbeitung von Einsatzplänen eine kontinuierliche Beübung der Zusammenarbeit der verschiedenen im Katastrophenschutz tätigen Hilfsorganisation essentiell. Katastrophenschutz ist eine staatliche Aufgabe in der Zuständigkeit der Länder, die in Bayern von den Katastrophenschutzbehörden wahrgenommen wird. Diese sind die Kreisverwaltungsbehörden, also Landratsämter und kreisfreie Städte, die Regierungen sowie das Bayerische Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration.
Im Katastrophenschutz-Hilfeleistungssystem Bayern arbeiten Feuerwehren, freiwillige Hilfsorganisationen, Technisches Hilfswerk, Polizei, Bundeswehr und Bundespolizei eng mit den Katastrophenschutzbehörden zusammen. Über eine gesetzlich festgelegte Katastrophenhilfspflicht können die Katastrophenschutzbehörden flexibel auf das Potenzial der folgenden Stellen und Organisationen zugreifen, auch wenn diese ihren Sitz oder Standort nicht im Zuständigkeitsgebiet der betroffenen Katastrophenschutzbehörde haben:
- Behörden und Dienststellen des Freistaates Bayern
- Gemeinden, Landkreise und Bezirke
- Sonstige der Aufsicht des Freistaates Bayern unterstehende Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts
- Feuerwehren
- Freiwillige Hilfsorganisationen
- Verbände der freien Wohlfahrtspflege
- Organisation und Ausstattung
Bayern verfügt über mehr als 450.000 Einsatzkräfte, über effektive Führungsstrukturen auf allen Ebenen, über eine flächendeckende Alarmierungsplanung, über Katastrophenschutz-Sonderpläne für besondere Schadenslagen und Objekte und über Aus- und Fortbildungskonzepte sowohl für die Einsatzorganisationen als auch für die Katastrophenschutzbehörden. Dieses enorme Potenzial bietet die Gewähr für einen effektiven und erfolgreichen Katastrophenschutz. Bei Ausstattung und Finanzierung leistet auch der Freistaat Bayern seinen Anteil: Aus dem Katastrophenschutzfonds können Aufwendungen der Katastrophenschutzbehörden und der zum Katastrophenschutz Verpflichteten gefördert werden.
Ehrenamtliche Helfer
Die vielen Ehrenamtlichen bilden den größten Teil der Einsatzkräfte und damit das Rückgrat der örtlichen Gefahrenabwehr und des Katastrophenschutzes. „Ohne sie wäre der Katastrophenschutz in Bayern in seiner derzeitigen Form nicht denkbar. Der Unterstützung und Förderung des Ehrenamts kommt deshalb auch im Katastrophenschutz erhebliche und entscheidende Bedeutung zu“, betont demnach Landrat Klaus Löffler, der allen Beteiligten für ihr Engagement dankt.
Die Aus- und Fortbildung im Katastrophenschutz erfolgt zum größten Teil an der Staatlichen Feuerwehrschule Geretsried. Dort wurde auch ein Fachbereich für Menschenführung und Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) eingerichtet, um den Einsatzkräften Unterstützung anzubieten, die nach Einsätzen unter psychischen Belastungen leiden.
Bisherige Szenarien
In den bisherigen FST wurden folgende Szenarien angenommen:
- Gefahrgutunfall mit Beteiligung eines Buses
- Brand eines Imbisses mit Ausbreitung auf mehrere Wohnblocks und Geschäfte
- Waldbrand mit Evakuierung eines Zuges
- Busunfall mit Schülern auf einem Ausflug nach Zusammenstoß mit Lkw
Teilnehmer am aktuellen FST waren: Unterstützungsgruppe örtliche Einsatzleitung, BRK, Feuerwehr, DLRG, THW, Bundeswehr.
Neueste Kommentare